Grünfutter für Heimtiere aus dem eigenen Garten

Grünfutter für Heimtiere aus dem eigenen Garten

Rosenheim / Bayern / Deutschland – Grünfutter hat wenige Kalorien und zugleich viele Vitamine. So nimmt es in Konzepten für eine artgerechte und gesunde Ernährung für Heimtiere eine immer größere Rolle ein.

Gärten, Balkone und selbst Fensterbänke bieten viele Möglichkeiten, das gesunde Grün selbst anzubauen, so Dipl. Biologe Jürgen Hirt vom Bundesverband für fachgerechten Natur-, Tier- und Artenschutz e. V.

Grünfutter – wer braucht was?

Wie sich unsere Heimtiere ernähren, hat sich im Laufe ihrer Evolution in ihrem jeweiligen Lebensraum entwickelt. Viele Arten haben es geschafft, sich perfekt an widrigste Bedingungen wie Futtermangel und/oder eine sehr karge, energiearme Kost anzupassen – zum Beispiel Europäische Landschildkröten, Bartagamen, Wellensittiche und Degus. Gerade solche (Heim-)Tiere leiden unter dem Überfluss an (zu energiereicher) Nahrung und können schnell erkranken, typischerweise an Verfettung oder Diabetes. Für solche „Sensibelchen“ eignet sich daher energiearmes, aber abwechslungsreiches Grünfutter – und das schmeckt auch noch gut. Davon dürfen die Tiere sogar größere Mengen fressen, was zugleich ein wichtiger Beschäftigungsfaktor ist.
Dies gilt auch für die Tierarten, die von Natur aus eine etwas gehaltvollere Nahrung gewohnt sind, beispielweise Farbratten. Auch für sie ist Grünfutter eine gesunde und spannende Bereicherung des Speiseplans. Grundsätzlich kann es fast allen Heimtieren angeboten werden – sogar Zierfischen.

Gräser, Blätter, Kräuter oder Blüten – wichtige Unterscheidungen für die richtige Ernährung

Grünfutter umfasst Pflanzen oder Pflanzenteile, die in frischem Zustand verfüttert werden. Dabei ist zwischen Futter für landwirtschaftliche Nutztiere und Futter für Heimtiere zu unterscheiden: Grünfutter für Nutztiere – wie Leguminosen, Luzerne, Klee und Grünmais – enthält in der Regel mehr Eiweiß und Kalorien. Es wird frisch oder als Silage verfüttert. Bei Heimtieren sollten energieärmere Pflanzen im Vordergrund stehen. Beispielsweise werden für diverse Tiergruppen/-arten wie Meerschweinchen, Ziervögel, Hühner oder Landschildkröten spezielle Samenmischungen angeboten. Alternativ können auch einzelne Pflanzenarten wie Vogelmiere, Ziervogelgras oder Futterkohl kultiviert werden. Der Fachhandel berät hier gerne.

Grünfutter = Superfood?

Einige Inhaltstoffe von Grünpflanzen können Menschen und Tiere direkt verstoffwechseln. Dazu gehören Zucker, Öle, Eiweiße oder Vitamine. Ein großer Vorteil von Grünfutter liegt dabei in der „Verdünnung“ durch Wasser, da Grünfutter zu mindestens 90 Prozent daraus besteht. Die Tiere dürfen also reichlich davon fressen und dabei nehmen sie auch gleichzeitig viel lebensnotwendige Feuchtigkeit auf. Bei Kaninchen und Meerschweinchen liegt die empfohlene Tagesration bei rund 200 Gramm Grünfutter je Kilo Körpergewicht. Gerade bei Meerschweinchen und Kaninchen bedeutet so viel Futter auch viele Kaubewegungen. So werden die lebenslang nachwachsenden Zähne gut abgenutzt.
Daneben sind frische Pflanzen reich an Vitaminen und sogenannten sekundären Pflanzenstoffen, denen heute verschiedene gesundheitsfördernde Wirkungen zugeschrieben werden.

Die richtigen Anbau-Bedingungen – am besten ohne Dünger

Neben der richtigen Wahl von Samenmischungen und Pflanzen müssen beim Anbau der Platz und die Bodeneigenschaften stimmen. Zudem sollte zum Wohle unserer Heimtiere und der Umwelt auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und mineralischen Düngern verzichtet werden, und das auch auf benachbarten Flächen. Viele Futterpflanzen lassen sich auch problemlos in Kübeln, Blumenkästen und Pflanztöpfen auf dem Balkon oder der Fensterbank ziehen, am besten in torffreier und nicht stark gedüngter Gartenerde.
Ist das Grünfutter nicht durch Erde oder ähnliches verschmutzt, muss es vor dem Verfüttern nicht gewaschen werden. Ist das aber nötig, reicht es, das Grün leicht „abzuschütteln“. Extra getrocknet werden muss es nicht.

Hybridlösungen: Was dem Menschen nützt – und den Tieren schmeckt

Für Hühner, Landschildkröten oder Kaninchen und Meerschweinchen in Freigehegen kann auf einem Teil des Geheges direkt eine passende Samenmischung ausgesät werden. Auch eine naturbelassene Wiese bietet viel wertvolles Grünfutter.
Bieten Garten oder Balkon nur wenig Fläche, können „Hybridlösungen“ für Mensch und Tier interessant sein: Viele Kräuter schmecken uns genauso wie den Tieren – etwa Petersilie, Dill, Salbei, Majoran oder Kamille. Auch Gemüse lässt sich gut teilen: Gerade die Grünteile, die wir vor dem Kochen entfernen, munden den Tieren. Karotten- und Fenchelgrün oder Kohlrabiblätter zum Beispiel. Ähnliches gilt für viele Salate, zum Beispiel Endivie, Chicorée und Feldsalat sowie für Blüten. Im Naturgarten finden sich auch leicht „Un- oder Wildkräuter“ wie Wegerich, Schafgarbe oder Löwenzahn.

Verfütterung von Grünfutter: das ist zu beachten

Grundsätzlich sollten neue oder länger nicht gefütterte Grünfuttersorten zuerst in kleinen Mengen angeboten werden, um Verdauungsprobleme zu vermeiden – vor allem bei Kaninchen, Meerschweinchen und Degus. Die Futterration kann dann über mehrere Tage langsam gesteigert werden. Auch wenn die Tiere im Frühjahr und Sommer nach draußen auf die Wiese dürfen, sollten sie vorher langsam mit dem frischen Grün angefüttert werden. Je mehr und unterschiedliche Pflanzen die Tiere dabei gewohnt sind, desto schneller und unproblematischer ist das „Anfüttern“.
Bei Ziervögeln hingegen erfordert das Anbieten von Grünfutter gelegentlich etwas Geduld. Ist der Bann aber erstmal gebrochen, nehmen es auch Vögel gerne und gierig an, berichtet Jürgen Hirt.
Wer pflanzenfressenden Fischen wie vielen Welsen eine gesunde Abwechslung bieten möchte, kann beispielsweise Löwenzahn-, Spinat- oder Salatblätter gut gewaschen mit Futterklammer an der Aquarienscheibe anbringen und seine Tiere beim Fressen beobachten. Das Grünfutter muss jedoch nach ein paar Stunden wieder aus dem Aquarium entfernt werden.
Für Europäische Landschildkröten darf das Grünfutter im Jahresverlauf gerne etwas trockener und karger werden, denn die Tiere sind perfekt an die natürliche Veränderung ihrer Nahrungspflanzen angepasst.
(Quelle: Pressemitteilung BNA/IVH / Beitragsbild: Symbolfoto re)

LBV: Artenvielfalt im Öko-Obstbau aktiv fördern

LBV: Artenvielfalt im Öko-Obstbau aktiv fördern

Hilpoltstein / Gräfelfing / Bayern – Eine große Artenvielfalt ist im ökologischen Obstbau von doppelter Bedeutung. Zum einen können ökologisch bewirtschaftete Obstanlagen eine Vielfalt an unterschiedlichen Lebensräumen bieten. Zum anderen sind die Betriebe auf die Vielfalt funktionierender Ökosysteme angewiesen, von der Bestäubung bis zur Schädlingsregulierung.

Wie können Bio-Betriebe diese doppelte Chance nutzen und die Artenvielfalt in ihren Anlagen noch gezielter fördern? Genau darum geht es im nun veröffentlichten neuen Band des „Naturland-Leitfadens Biodiversität“, der sich speziell den Maßnahmen im Obstbau widmet. Der Leitfaden, der in enger Zusammenarbeit mit dem bayerischen Naturschutzverband LBV und weiteren Experten verschiedener Verbände und Institutionen entwickelt wurde, vereint auf mehr als 50 Seiten das Praxiswissen aus Wissenschaft, Naturschutz und ökologischer Anbaupraxis.
Bei einem Online-Seminar mit rund 80 Teilnehmenden wurde der Leitfaden am Mittwoch erstmals vorgestellt. Ergänzt wurde die Vorstellung durch Fachvorträge des LBV und der Universität Hohenheim sowie durch Praxisberichte von drei Naturland-Obstbaubetrieben.

Funktionelle Agro-Biodiversität in Obstanlagen

„Der grundlegende Ansatz des Leitfadens Biodiversität liegt darin, Produktion und Artenschutz zusammenzudenken. Im Falle des Obstbaus haben wir dabei eine besondere Win-win-Situation“, sagte Carolin Pieringer, die den Leitfaden im Naturland-Team Nachhaltigkeit federführend mitentwickelt hat. Denn mit der Artenvielfalt würden auch viele Nützlinge gefördert, was zu einer effizienteren Schädlingsbekämpfung beitrage. „Hier wird Biodiversitätsförderung zur funktionellen Agro-Biodiversität – mit direkter positiver Wirkung auf die Produktion“, unterstrich Pieringer.
LBV-Landwirtschaftsreferent Matthias Luy fügte hinzu: „Mit den vorgeschlagenen Maßnahmen haben wir alle Möglichkeiten ausgelotet, auf der begrenzten Fläche, die Obstanlagen zur Verfügung steht, Artenvielfalt anzureichern. Dabei konnten wir gut die Ergebnisse von praxisorientierten Forschungsprojekten anwenden. Wir hoffen, dass diese vielfältigen Möglichkeiten von den Naturland-Betrieben rege genutzt werden.“
Auch Jutta Kienzle von der Universität Hohenheim hob die Bedeutung einer engen Verzahnung von Wissenschaft und Praxis hervor: „Der Naturland-Leitfaden baut auf Grundlagen auf, die in einem vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Umweltministeriums geförderten Projekt zur ökologischen Vielfalt im Obstanbau gelegt wurden. Er zeigt damit beispielhaft die Praxiswirksamkeit einer partizipativen und dennoch anspruchsvollen Agrarforschung, die die Erfahrungen und Bedürfnisse der Betriebe von vorneherein mit einbezieht.“

Vereintes Praxiswissen von Öko-Landbau und Naturschutz

Naturland und LBV arbeiten seit 2019 eng zusammen zur Förderung der Biodiversität in der Landwirtschaft. Ein zentrales Projekt ist die Entwicklung des Naturland-Leitfadens Biodiversität, der bislang zu fünf Themenbereichen erschienen ist. Diese umfassen Maßnahmen für den Biotopverbund, auf dem Acker, im Grünland, an der Hofstelle und nun im Obstbau. Weitere Bände für Weinbau und Gemüsebau sind in Vorbereitung. Dabei steht der konkrete Praxisbezug immer im Mittelpunkt: von der Wahl geeigneter Standorte, über detaillierte Umsetzungstipps, bis zur Abwägung von Vor- und Nachteilen einzelner Maßnahmen.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)