Bleibt Rosenheim eine Einkaufsstadt?
Rosenheim – Rosenheim wirbt für sich gerne auch als Einkaufsstadt. Aber der Einzelhandel tut sich in der Innenstadt zunehmend schwer. Wie geht es weiter? Damit beschäftigt sich das Einzelhandelsentwicklungskonzept, das vom Stadtentwicklungsbüro CIMA bei der Stadtratssitzung am gestrigen Mittwoch vorgestellt wurde.
Dass viele Rosenheimer Einzelhändler eher mit Sorge in die Zukunft blicken, zeigte sich schon daran, dass sie bei der jüngsten Stadtratssitzung gut vertreten waren. Wer aktuell durch die Innenstadt bummelt, dem fallen tatsächlich eine ganze Reihe leerstehende Geschäfte auf. Um genau zu sein, sind es laut CIMA-Bericht 37. Das hört sich erst mal viel an. In Prozent ausgedrückt sind das dann aber bei insgesamt 550 Einzelhandelsbetriebe rund 6,7 Prozent. Das relativiert die Sicht wieder, wie Christian Hörmann den Stadträten vorrechnete.
Dass sich die Innenstadt aber verändern wird und muss, daraus machte auch er keinen Hell. „Transformation“ laute das neue Schlagwort. Das Einkaufserlebnis in den Innenstädten sei längst kein Selbstläufer mehr. Daran schuld unter anderem zunehmender Onlinehandel und Inflation. „Die Menschen gehen nicht mehr nur zum Einkaufen in die Stadt“, so Hörmann.
Schon jetzt würde sich abzeichnen, dass sich der Einzelhandel zunehmend auf den Kern der Rosenheimer Innenstadt konzentriert und die Räumlichkeiten an den Randlagen anderweitig genutzt werden. Dieser Trend werde sich in den kommenden Jahren weiter verstärken.
„Handlungs- statt wie bisher Handelskonzept“
Wie also schaut die Rosenheimer Innenstadt in der Zukunft aus? Der CIMA-Experte sieht sie als Arbeitsort, Wohnort, Entspannungsort, Kulturort, Dienstleistungsort und noch einiges mehr und empfiehlt deshalb ein „Handlungs- statt wie bisher Handelskonzept“ zu erstellen.
Showrooming als Chance für den Einzelhandel
Aber auch dem Einzelhandel gibt Hörmann durchaus noch eine Chance. Beispiele aus anderen Städten würden zeigen, dass sich Geschäfte sehr wohl noch stationär behaupten können. Was es dafür brauche seien neue Konzepte, beispielsweise mittels Showrooming. Bedeutet: die Kunden können vor Ort Waren in Augenschein nehmen und prüfen und diese dann über den Versandhandel beziehen. „Das funktioniert sogar für Autohäuser“, so Hörmann. Insgesamt gibt es für ihn für die Stadt Rosenheim dann zum Schluss seiner Ausführung eine gute „Note“: „Die Stadt ist kräftig, war kräftig und wird kräftig bleiben“.
Franz Opperer von den Grünen zeigte sich nach den Ausführungen aber nicht ganz so zuversichtlich: „Für mich geht daraus hervor, dass wir jetzt den Auftrag haben zu handeln.“ In der Erhaltung von Karstadt in der Innenstadt sieht er lediglich eine Verschnaufpause, die es zu nutzen gelte.
Ähnlich sieht das auch Robert Multrus von den Freien Wählern/UP. Er und Abuzar Erdogan von der SPD sehen dabei Chancen auch im Tourismus, der in den vergangenen Jahren in Rosenheim deutlich zugelegt hat. „Der Tourismus bei uns hat ein Riesenpotenzial“, meinte Erdogan und regte an, deshalb endlich einen Wohnmobilstellplatz in der Stadt zu schaffen.
CSU-Stadtrat Herbert Borrmann sieht vor allem dringenden Handlungsbedarf in der Kaiserstraße. Außerdem ist er der Meinung dass das Niveau der Mieten in der Innenstadt zu hoch ist und deshalb Gespräche mit den Vermietern gesucht werden müssen.
Florian Ludwig stellt die Frage in den Raum, ob es angesichts der zunehmenden Konzentrierung des Einzelhandels auf den Kern der Innenstadt überhaupt noch Sinn macht, die Fußgängerzone auszuweiten? CIMA-Experte Hörmann antwortete: „Es kommt darauf an, was man dann damit macht“.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild: Karin Wunsam)