Chiemgau inspiriert Filmschaffende: Marias Kino stellte Werke regionaler Künstler vor

Chiemgau inspiriert Filmschaffende: Marias Kino stellte Werke regionaler Künstler vor

Bad Endorf / Landkreis Rosenheim – Die Schönheit des Chiemgaus hat schon viele Künstler inspiriert. Wie vielfältig und breit die Palette der Kunstschaffenden in diesem Bereich ist, das bewies ein Abend in Marias Kino in Bad Endorf (Landkreis Rosenheim), der den Filmschaffenden aus der Region gewidmet war. Helmut Baretty, der für die Auswahl der Vorfilme zuständig ist, hob eine Programmidee aus der Taufe, die fortgesetzt werden soll.

Vier Filme zeigte die Rosenheimerin Antonia Lange, die mittlerweile in London lebt. Sie war zusammen mit ihrem Kompagnon James Weisz zum Publikumsgespräch angereist und stellte sich und ihre Arbeit nach den Filmvorführungen vor. Neben den preisgekrönten Kurzfilmen „Bloom“ und „In Battle“ – der Erste eine einfühlsame Geschichte über die Entwicklung neuer Perspektiven im Leben, der Zweite eine eindringliche Studie über die Sinnlosigkeit des Krieges, die an erschreckender Aktualität gewonnen hat – präsentierte die 23-Jährige „Silver Lining“, ein Kurzfilm, der unterstreicht, dass es auch in apokalyptischen Situationen Hoffnungsschimmer und Menschlichkeit gibt. Das Drehbuch zu diesem Kurzfilm stammt aus der Feder des preisgekrönten Autors Bob Eckhard.

Neue filmische Perspektiven

Neue Perspektiven beim Filmen zu zeigen war das Ziel von „Parallax Point“: Eine Produktion, bei der Antonia Lange über acht Monate mit zwei Tänzern zusammenarbeitete und schließlich ihre Choreographie filmte – aus außergewöhnlichen Blickwinkeln, denn die Kameras waren an den Handgelenken, Fußgelenken und am Kopf der Tänzer befestigt. „Ihr könnt im Film keine Kameras sehen, denn wir haben alles doppelt gedreht und dann zusammengeschnitten“, erklärte Lange im Publikumsgespräch. Der einzige Sound, zu dem sich die Tänzer bewegen, ist der langsame Schlag eines Metronoms. „Wir haben es so eingestellt, dass es genau 60 Mal in der Minute ausschlägt – die perfekte Ruhefrequenz für ein menschliches Herz.“
Antonia Lange hat zusammen mit ihrem Team von „Parallax Point“ – der beim Leeds International Film Festival die Ehre hatte, als erster Film gezeigt zu werden und den Ignite Fund erhalten hat – die „Kineticam Methode“ entwickelt, die vor kurzem bei einem Festival in Malta vorgestellt wurde. Zusammen mit James Weisz hat Antonia Lange die Produktionsfirma Troika Film Collective gegründet und wird im Juni mit dem Dreh eines neuen Films beginnen.
In „Adonis“ handelt es sich um eine kurze Komödie mit zentralen Themen rund um Freunde, den Körper, Selbstvertrauen – und die unrealistische Erwartung von Perfektion. Helmut Baretty bedankte sich bei Antonia Lange und lud sie ein, auch ihr neues Projekt wieder in Marias Kino zu zeigen.

Drei spannende Kurzfilme von einem weiteren jungen Filmemacher aus der Region regten das Publikum zum Nachdenken an: In „Loosing Touch“ verdeutlicht Max van der Meer, wie schwer der Alltag für einen jungen Menschen während der Corona-Pandemie gewesen sein muss. Täglich über eineinhalb Jahre die gleichen Handgriffe, die gleichen Tätigkeiten, die gleichen Räume – all das kann sich ob der Gleichförmigkeit plötzlich in einen absoluten Albtraum verwandeln. Eindringlich gelang es dem jungen Mann, der Zeitbasierte Medienkunst in Linz studiert, diese Emotionen dem Publikum filmisch näherzubringen. Auch in seinen Kurzfilmen „Lauf“ und „Crossing Bulgari“ griff Max van der Meer Gefühlszustände auf, die jeder kennt und die unter der Haut brennen können.
Mit auf dem Programm standen in Marias Kino noch zwei Kurzfilme von Roberta Ragonese, die das Tanzprojekt Pajarita ins Leben gerufen hat und mit „Move Map“ dazu ermutigen möchte, Räume neu zu erleben.
Eine berührende Erinnerung daran, wie schön die Heimat ist, waren die Kurzfilme von Dokumentarfilmer Stefan Erdmann, der technisch perfekt gemacht die Schönheit der Region auf Leinwand bannte.

Nach dem Publikumsgespräch mit Antonia Lange wurde schließlich noch „Am rechten Winkel links“ gezeigt – ein Kriminalfilm nach einem Drehbuch von Hubbi Schlemer, den Alexander Räss mit null Budget, dafür viel Enthusiasmus und talentierten Schauspielern gedreht hat.
(Quelle: Artikel: re / Beitragsbild: re, zeigt: Helmut Baretty begrüßte die junge Produzentin Antonia Lange und ihren Kompagnon James Weisz aus London.)

Junge Rosenheimerin mit Kurzfilmen erfolgreich

Junge Rosenheimerin mit Kurzfilmen erfolgreich

Rosenheim – Antonia Lange (Beitragsbild rechts) hat ein festes Ziel vor Augen: sie will Produzentin und Regisseurin werden (wir berichteten). Die 22-Jährige Rosenheimerin verfolgt diesen Traum mit großer Konsequenz: sie studiert an der University of Westminster in London CMP (Contemporary Media Practice). Gerade hat sie ihre Bachelor-Arbeit zum Thema „The male gaze in cinema“ abgegeben – ein top-aktuelles Thema in Zeiten von Genderturbulenz und dem Streben nach wahrer Gleichberechtigung. Sie hat dieses Jahr ihren ersten Kurzfilm „88 MhZ“ gedreht – zusammen mit KommilitonInnen, darunter James Weisz.

Antonia Lange, Faten Bushehri und James Weisz (von links) bei der Premiere ihrer beiden Kurzfilme "Bloom" und "In Battle" in Amsterdam. Foto: re

Antonia Lange, Faten Bushehri und James Weisz (von links) bei der Premiere ihrer beiden Kurzfilme „Bloom“ und „In Battle“ in Amsterdam. Foto: re

Der 37-Jährige Theaterregisseur und Schauspieler, der in Brighton ein Theater führte, spielt darin die Hauptrolle und hat sich entschlossen, weiter mit Antonia zusammen zu arbeiten. Entstanden sind daraus drei Kurzfilme: Bloom, In Battle und Silver Lining. Die ersten beiden feierten vor wenigen Monaten Premiere in Amsterdam und sind seither auf Festivaltour: und das ziemlich erfolgreich. Vor kurzem bekam Bloom bei den New York Independent Cinema Awards den ersten Preis für den besten internationalen Kurzfilm und die beste Regisseurin.
Gewonnen hat der Kurzfilm auch bei der One-Reeler Short Film Competition: hier gab es den Award of Excellence.
In einigen anderen, darunter das European Short Film Festival, Lift-Off Filmmaker Session und Finalisten bei den Cooper Awards schafften es Antonia Lange, Faten Bushehri und James Weisz mit ihrer hochkreativen Arbeit, vom Drehbuch über Produktion und Regie bis hin zum Sound, für erste Plätze nominiert zu werden.

Der Dreh für Silver Lining, finanziert über Fundraising, begann im Februar letzten Jahres. Seit Januar wird auch dieser Kurzfilm bei Film Festivals eingereicht. Die Geschichte von Silver Lining stammt aus der Feder des preisgekrönten Autors Bob Eckhard. Lara, die Hauptfigur, findet in einer sterbenden Welt ein Baby, einzig Überlebender eines Autounfalls, scheinbar von aller Welt vergessen. Lara, gespielt von Lara Lemon, trifft eine Entscheidung, die ihr Leben verändern wird – und sei es nur für einen Moment.

„Silver Lining ist eine 
Geschichte der Hoffnung“

Im Grunde, so die beiden Produzenten, sei Silver Lining eine Geschichte der Hoffnung. „Gibt es keine Hoffnung mehr im Leben, kann sich das Leben sinnlos anfühlen.“ Den Silberstreif am Horizont zu entdecken, egal wie dunkel oder schwer es sein mag, das sei eine bemerkenswerte Fähigkeit des Menschen. Ohne sich auf die aktuelle Lage der Welt zu beziehen, ist es fast unvermeidlich, Vergleiche zu ziehen zwischen dem Film und den Schrecken, die das Leben da draußen bietet. „Auch wenn viele Menschen ohne Hoffnung sind, gibt es immer eine positive Wahl, die man treffen kann“: Dies wollen Antonia Lange und James Weisz mit Silver Lining klar machen.
„Nachdem ich die Story gelesen hatte, sah ich die Bilder genau vor mir“, schildert James Weisz.
Sehr schnell war ihm und Antonia Lange klar, dass dieser Film von diesen Bildern, und nicht vom Text leben sollte. Es gibt nur eine einzige Dialogzeile – Eindruck macht der Film durch die Visualisierung von Gefühlen. Der Zuschauer verfolgt die Geschichte durch Laras Augen. Er sieht, was sie sieht und beginnt zu fühlen, was sie fühlt. Auf diese Weise soll Silver Lining sprachliche und physische Barrieren überwinden. „Der moderne Stil des Films erlaubt es, eine innigere Beziehung zwischen der Welt, den Figuren des Films und dem Publikum aufzubauen. Ist die Szenerie anfangs apokalyptisch, mündet das Geschehen in einem geschützten, friedlichen und tröstlichen Ambiente“, erklärt die junge Regisseurin und Produzentin.
Gedreht wurde das Werk mit einer Blackmagic Pocket Cinema Kamera 6 K, die den Bildern eine hohe Qualität verleiht.

„Im Lauf dieses Projekts 
sind Freundschaften entstanden“

James Weisz und Antonia Lange sehen dieses Projekt als Sprungbrett für alle Kreativen, die daran mitgewirkt haben und einen Zirkel aus innovativen, ambitionierten, inspirierten und frischen Filmschaffenden gründen. Jeder der Mitwirkenden ist ein herausragendes Talent in seinem Fach. „Im Lauf dieses Projekts sind Freundschaften entstanden“, freut sich die 22-Jährige. „Wir arbeiten jetzt gezielt zusammen an weiteren Projekten.“ Eine Tatsache, die Hoffnung darauf macht, noch mehr von der jungen Rosenheimerin zu hören und zu sehen.
(Artikel: Quelle: re / Beitragsbild, Foto: re)