Parkinson-Risiko durch Pestizide

Parkinson-Risiko durch Pestizide

Rosenheim – Darauf sollten Menschen mit „grünen Jobs“ achten: Parkinson-Gefahr durch Pestizide. Die Krankheit, ausgelöst durch Pestizide, wird jetzt als Berufskrankheit anerkannt.

„Wer in Rosenheim auf dem Feld arbeitet oder im Gewächshaus Pflanzen hochzieht, den kann es treffen: Der Kontakt mit Pflanzenschutzmitteln kann ein erhöhtes Risiko mit sich bringen, an Parkinson zu erkranken“, warnt der Bezirksvorsitzende der IG BAU Oberbayern, Harald Wulf.
Für Beschäftigte der „grünen Berufe“ gebe es dazu nun eine wichtige Neuerung: Das Parkinson-Syndrom durch Pestizide wird jetzt erstmals als Berufskrankheit anerkannt, so die IG BAU Oberbayern. Damit hätten Betroffene über die Berufsgenossenschaft Anspruch auf Leistungen der gesetzlichen Unfallversicherung. „Wer welche Unterstützung bekommt, hängt vom Einzelfall ab. Es reicht von der medizinischen Versorgung bis zu Geldleistungen. Betroffene müssen allerdings nachweisen, dass sie in ihrem Berufsleben mindestens 100 Tage Pestiziden ausgesetzt waren“, so Harald Wulf von der Agrar-Gewerkschaft IG BAU.
Das gelte neben Menschen, die in der Landwirtschaft gearbeitet haben, beispielsweise auch für Beschäftigte im Gartenbau, im Forst und in der Floristik. Sogar auf dem Bau werde bei Sanierungsarbeiten mit Pestiziden gearbeitet. „Vielen ist gar nicht bewusst, wo überall Pestizide zu finden sind. Gerade im Sanitärbereich kommen häufig Baustoffe mit Anti-Schimmelmitteln zum Einsatz. Und die enthalten oft Pestizide“, erklärt Wulf.
Der Gewerkschafter rät Menschen, die in gefährdeten Branchen arbeiten, sich bei Fragen an ihre jeweilige Berufsgenossenschaft zu wenden. Allein in der Landwirtschaft sind in Rosenheim nach Angaben der IG BAU Oberbayern rund 40 Menschen beschäftigt. Viele davon hätten auch mit Pflanzenschutzmitteln zu tun, so die Agrar-Gewerkschaft. Deren Mitglieder können sich direkt an die IG BAU vor Ort wenden:
muenchen@igbau.de | 089 – 54 41 05 0
(Quelle: Pressemitteilung IG Bau / Beitragsbild: Symbolfoto re)

Parkinson-Risiko durch Pestizide

LBV: Bayern braucht konkreten Plan für weniger Pestizide

Hilpoltstein / Bayern – Seit dem Volksbegehren Artenvielfalt – „Rettet die Bienen“ besteht in Bayern das Ziel, den Pestizideinsatz bis zum Jahr 2028 zu halbieren. Bis zuletzt gab es jedoch keine Daten dazu für Bayern. Somit fehlten messbare Ziele und die Grundlage für ein Reduktionsprogramm.

Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) hatte deshalb bereits 2022 einen Pestizidbericht für Bayern vorgelegt. Nun zieht das Bayerische Landwirtschaftsministerium mit dem „Bericht zur Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln in Bayern“ nach. „Der Bericht ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Er muss aber dringend durch einen aussagekräftigen Indikator ergänzt werden, der die Gefährlichkeit der Wirkstoffe besser berücksichtigt. Auch fehlt ein konkreter Plan für eine gezielte Pestizidreduktion“, sagt Franziska Wenger, LBV-Referentin Volksbegehren Artenvielfalt. Aus ökologischer Sicht sind Reduktionsziele am sinnvollsten, bei denen möglichst große Flächen pestizidfrei bewirtschaftet werden. Der LBV schlägt darüber hinaus vor, bestimmte Kulturen wie Weizen, Mais oder Wintergerste durch verschiedene Maßnahmen komplett pestizidfrei zu bewirtschaften: Weitere Fruchtfolgen, Streifenanbau, robustere Sorten, Blühstreifen und mechanische Beikrautkontrollen sind Wege zu weniger Pestiziden in der Landwirtschaft.
Der Bericht sagt, dass sich der Einsatz von Pestiziden in Bayern für das Jahr 2022 um 19 Prozent im Vergleich zum fünfjährigen Mittel der Jahre 2014 bis 2018 verringert hat. Diese Aussage bezieht sich jedoch auf die reine Wirkstoffmenge. Für eine sinnvolle Bewertung reicht diese Angabe nicht aus. Aussagekräftig sind nur Daten, die die Gefährlichkeit der Wirkstoffe in Relation zur Fläche setzen, auf der Pestizide ausgebracht werden. „Für das Risiko der Pestizidanwendung wird im Bericht der sogenannte „HRI 1“ Risikoindikator verwendet. Dieser besagt, dass das Risiko durch die eingesetzten Wirkstoffe in Bayern im Jahr 2021 um 51 Prozent niedriger liegt als im fünfjährigen Durchschnitt der Jahre 2014 bis 2018. Dieser Indikator ist jedoch für eine Risikobewertung ungeeignet, da er hochwirksame und giftige Pestizide kaum berücksichtigt und stark durch die sinkenden Verkaufszahlen nicht mehr zugelassener Stoffe beeinflusst wird“, erklärt Franziska Wenger. Auch das Umweltbundesamt hat diesen Indikator bereits scharf kritisiert.
Die im Bericht beschriebenen Maßnahmen zur Pestizidreduktion zeigen, dass die Bayerische Staatsregierung das Ziel, den Pestizideinsatz im Freistaat bis zum Jahr 2028 zu halbieren, vorantreiben will. Aus Sicht des LBV fehlt jedoch ein konkreter Plan, wie die Reduktion zielgerichtet und zügig vorangebracht werden soll.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)

Parkinson-Risiko durch Pestizide

LBV fordert: Bayern und Europa müssen Pestizide halbieren

Hilpoltstein / Bayerm – Am 21. und 22. November verhandelt das Europaparlament über eine Verordnung zur nachhaltigen Nutzung von Pflanzenschutzmitteln. Bei dieser von der EU-Kommission vorgelegten „Sustainable Use Regulation“ (SUR) geht es um die Halbierung des Pestizideinsatzes und ein Verbot von Pestiziden in Schutzgebieten.
 
„Ein Verbot von Pestiziden in hochwertigen Schutzgebieten sollte selbstverständlich sein, denn sie dienen schließlich dem Schutz der Natur. Hier dürfen weder Pflanzen noch Tiere geschädigt werden und keine giftigen Stoffe in Boden und Wasser gelangen“, erklärt Dr. Norbert Schäffer, Vorsitzender des LBV. Ausgenommen werden sollten nach Ansicht des LBV die so genannten Landschaftsschutzgebiete, da dort der Einsatz von Pestiziden das Landschaftsbild nicht verändert.
„Der CSU-Vorsitzende Markus Söder sollte seinen Parteikollegen Manfred Weber, der in Brüssel Partei- und Fraktionsvorsitzender der EVP im Europaparlament ist, auf Linie bringen. Söders Regierung hat 2019 begleitend zum Volksbegehren Artenvielfalt beschlossen, den Einsatz von Pestiziden in Bayern bis 2028 zu halbieren. Dieses Ziel auf europäischer Ebene nun zu bekämpfen, ist völlig widersprüchlich. Der LBV appelliert deshalb an das EU-Parlament, die Verordnung zur nachhaltigen Verwendung von Pestiziden anzunehmen“, so Dr. Norbert Schäffer.
Aus Sicht der LBV stehen den Landwirten, anders als der Bayerische Bauernverband es darstellt, sehr wohl praxistaugliche Alternativen zur Verfügung. So wirtschaften Ökobauern ohne chemisch-synthetische Pestizide und erzielen eine hohe Qualität an Lebensmitteln und schonen gleichzeitig Wasser, Boden, Luft und Artenvielfalt. Die vielseitige Fruchtfolge ist dabei ein zentrales Element, um Krankheiten der Nutzpflanzen unter Kontrolle zu behalten.
Matthias Luy, Landwirtschaftsreferent des LBV: „Das Landwirtschafts- und Ernährungssystem der Zukunft muss vernetzt gedacht werden. Wenn Produktionsmengen durch weniger Pestizideinsatz zurückgehen, kann dies durch eine stärker pflanzenbetonte Ernährung und durch die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung kompensiert werden. Die Ernährungssicherheit ist dadurch nicht gefährdet. Aus ökologischer Sicht ist es eindeutig, dass wir vor allem große zusammenhängende Gebiete ohne Pestizideinsatz brauchen. Und um Schutzgebiete sollten Pufferzonen eingerichtet werden, damit nicht von außerhalb Pestizide in die Schutzgebiete gelangen.“
 
Hintergrund:
 
Die EU-Verordnung sieht vor, die Verwendung von chemisch-synthetischen Pestiziden in sogenannten „sensiblen“ Gebieten zu verbieten. Darunter fallen zum Beispiel Nationalparks, die europäischen Natura 2000-Gebiete, Naturschutzgebiete und Wasserschutzgebiete. Besonders umstritten war, dass in der ersten Version auch Landschaftsschutzgebiete zu den sensiblen Gebieten gezählt wurden.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)