Andrang groß bei der 3. Rosenheimer Seniorenmesse

Andrang groß bei der 3. Rosenheimer Seniorenmesse

Rosenheim – Die 3. Rosenheimer Seniorenmesse ist ein voller Erfolg. Bereits vor dem offiziellen Start im Kultur- und Kongresszentrum am heutigen Samstagvormittag war der Andrang groß. Rund 30 Aussteller sind vor Ort, um zu  zeigen, wie man das Leben im Alter nicht nur gut bewältigen, sondern auch genießen kann. 

Üersichtsfoto Seniorenmesse Rosenheim. Foto: Innpuls.me

Über 30 Aussteller sind heuer bei der Seniorenmesse Rosenheim vertreten. Foto: Innpuls.me

Eigentlich war die 3. Rosenheimer Seniorenmesse schon für das Jahr 2020 geplant Aufgrund der Corona-Pandemie ging das aber dann nicht. Heuer hat der Seniorenbeirat Rosenheim die Durchführung aber wieder in Angriff genommen – diesmal unter dem Motto „Das Alter meistern“. Dabei geht es Irmgard Oppenrieder, Vorsitzende des Seniorenbeirats Rosenheim auch darum, aufzuzeigen, wie man sich selbst im Alter noch in die Gesellschaft einbringen kann. „Jeder wird gebraucht. Ganz egal, wie alt man ist“, sagte sie bei der offiziellen Eröffnung der Messe am heutigen Vormittag.
Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März findet  das Motto „Das Alter meistern“ sehr gut gewählt, insbesondere, weil es ohne Fragezeichen am Schluss formuliert wurde. „Das ist ein Zeichen für Optimismus“, sagte er.
Vorgestellt werden bei der Messe alle in Rosenheim ansässigen Sozialverbände und Helfergruppen. Es gibt auch viele Mitmachstände. Beispielsweise kann man seine Sehkraft oder seine Reaktionsfähigkeiten im Straßenverkehr testen. Abgerundet wird das Angebot mit einem bunten Rahmenprogramm. 

Seniorenmesse Rosenheim. Foto: Innpuls.me

Vorgeführt werden auch zahlreiche Hilfsmöglichkeiten für das Leben im Alter.

Edeltraud Strauß und Theo Auer bei der Seniorenmesse Rosenheim. Foto: Innpuls.me

Theo Auer vom Rosenheimer Seniorenbeirat und Edeltraud Strauß vom AWO Stadtverband Rosenheim im Gespräch.

Edeltraud Strauß und Anton Heindl bei der Seniorenmesse Rosenheim. Foto: Innpuls.me

Edeltraud Strauß und der ehemalige Bürgermeister Anton Heindl. 

Für Edeltraud Strauß vom Stadtverband der Arbeiterwohlfahrt und dem ehemaligen Rosenheimer Bürgermeister Anton Heindl steht fest, dass die Stadt in vielen Bereichen schon sehr viel zu bieten hat für Senioren. „Das Angebot ist groß. Das zeigt auch diese Seniorenmesse wieder deutlich“, so Anton Heindl. Auch in Sachen Barrierefreiheit sei man in Rosenheim schon einen guten Schritt vorangekommen. Eine Verbesserungsmöglichkeit fällt ihm und Edeltraud Strauß aber dann doch ein: „Das Kopfsteinpflaster in der Fußgängerzone ist eine Herausforderung und das nicht nur für ältere Menschen. Es wäre schön, wenn sich da mal endlich was tut.“
Besucht werden kann die Messe am heutigen Samstag, 18. November, noch bis 16.30 Uhr.
(Quelle: Karin Wunsam / Beitragsbild, Fotos: Karin Wunsam)

Bürgerbegehren zur Biotonne abgelehnt

Bürgerbegehren zur Biotonne abgelehnt

Rosenheim –  „Nein zur häuslichen Biotonne in Rosenheim“, sagt der Seniorenbeirat Rosenheim und hat dafür rund 3000 Unterstützer gefunden. Das reicht aus, um ein Bürgerbegehren zu starten. Trotzdem kam bei der gestrigen Sitzung des Ferienausschusses das einstimmige  „Nein“. Begründung: formelle und formale Fehler bei den Unterschriftenlisten.

Bei der Sitzung am gestrigen Mittwoch im Rosenheimer Rathaus waren auch einige Vertreter des Rosenheimer Seniorenbeirats unter den Zuhörern. Sie nahmen das einstimmige „Nein“ zum Bürgerbegehren und die Begründungen dafür ruhig und ohne große erkennbare Gefühlsregungen zur Kenntnis.
Ein tiefer Schlag ist diese Entscheidung aber sicherlich, denn die Seniorenbeiräte haben in den vergangenen Monaten viel Arbeit in die Durchführung investiert.

Die Biotonne in Rosenheim kommt. Das ist seit 2021 beschlossene Sache. Für Diskussionsstoff sorgt aber das „Wie“. Nach zähem und Ringen über viele Sitzungen hinweg wurde schließlich im Herbst vergangenen Jahres eine Kompromisslösung gefunden (wir berichteten ausführlich): Restmüllentsorgung nur noch alle 14 Tage, dafür eine wöchentliche Biomüllentsorgung.

Zahl der Stimmen für ein Bürgerbegehren klar erreicht

Statt dem verpflichtendem Holsystem spricht sich der Seniorenbeirat für eine dezentrale Sammlung von Bioabfällen an Wertstoffinseln oder häuslicher Kompostierung aus (wir berichteten). Eine Unterschriftenaktion für ein Bürgerbegehren wurde gestartet – und das kann nach Anzahl der Unterschriften als durchaus erfolgreich angesehen wird.
Um ein Bürgerbegehren in die Wege zu leiten, müssen laut Gesetz 6 Prozent der Gemeindebürger unterschrieben haben. Bei 46057 wahlberechtigten Gemeindebürgern in Rosenheim ist das mit rund 3000 Unterschriften klar der Fall.

Dennoch kam gestern die Absage. Nach der Übergabe der Unterschriften an die Stadt wurden die Unterschriftenlisten juristisch überprüft und dabei seien formelle und formale Fehler bei den Fragebögen festgestellt worden.
„Es wurden zwei verschiedene Fragebögen verwendet mit unterschiedlichen Fragestellungen“, informierte dazu Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März. Bei einem Fragebogen heißt die Frage „Sind Sie dafür, die Entscheidung des Rosenheimer Stadtrats zur Einführung einer Biotonne im Holsystem aufzuheben? Stattdessen dezentrale Sammlung von Bioabfällen an Wertstoffinseln oder häuslicher Kompostierung“. Auf einem anderen Fragebogen ist der Zusatz „oder häusliche Kompostierung“ durchgestrichen.
Durch diesen Fehler bleiben nach Rechnung der Rosenheimer Stadtverwaltung nur 1487 Unterschriften zulässig – zu wenig für den Start eines Bürgerbegehrens.
Außerdem sei die Frage mit dem Zusatz „….oder häusliche Kompostierung“ nicht klar mit Ja oder Nein zu beantworten. Eine weitere Voraussetzung für ein Bürgerbegehren.

„Es ist gut, das sich Bürger einbringen“

Trotz Ablehnung des Bürgerentscheids war es vielen Stadträten wichtig zu betonen, dass sie an sich Respekt vor dem Einsatz des Seniorenbeirats haben. „Es ist gut, dass sich Bürger einbringen“, meinte beispielsweise CS’U-Stadtrat Dr. Wolfgang Bergmüller. Auch SPD-Stadtrat Abuzar Erdogan betonte die Wichtigkeit dieses demokratischen Möglichkeit: „Ich schätze es sehr, dass Menschen sich für ihre Meinungen einsetzen. Das ist ihr gutes Recht“.
Er schlug, gerichtet an die Vertreter des Senioren, einen zweiten Anlauf für das Bürgerbegehren vor. Diesen Vorschlag vertrat dann auch Markus Dick von den Freien Wählern.
Sonja Gintenreiter von den Grünen machte sich dagegen vor allem Gedanken darüber, wie es nun mit der Einführung der Biotonne weitergehen soll und sprach sich ein weiteres mal für eine Informationskampagne aus, um die aus ihrer Sicht kursierenden Fehlinformationen klarzustellen und für das „Ja“ zur Biotonne zu werben.

Ob der Seniorenbeirat Rosenheim tatsächlich einen zweiten Anlauf in Betracht zieht, dazu wollten sich die Vertreter nach der Sitzung im Gespräch mit Innpuls.me noch nicht festlegen. „Wir werden uns jetzt erst einmal zusammensitzen und überlegen, wie es weitergeht“, meinten sie.

Andreas März bringt Ratsbegehren ins Spiel

Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März brachte aber noch eine andere Möglichkeit ins Spiel, um doch noch den durch das Bürgerbegehren – formelle und formale Fehler hin oder her – klar erkennbaren politische Willen der Bürger, Rechnung zu tragen: ein Ratsbegehren. „Ein außergewöhnlicher Weg“, weiß Rosenheims Stadtoberhaupt. Doch genau diesen Weg wolle er dem Stadtrat bei seiner Sitzung im September vorschlagen: „Den erklärten Willen der Bürger darf man nicht ignorieren. Wir wären gut beraten, diesen Weg zu wählen, ansonsten könnte es heißen, uns ist es egal, was die Bürger wollen“.

Entscheidung an die Bürger abgeben

Bei einem Ratsbegehren können die Gemeindevertreter, Entscheidungen, für die sie selbst zuständig sind, an die Bürger der Gemeinde abgeben. Das geschieht immer dann, wenn die örtlichen Politiker der Meinung sind, dass die Bevölkerung über eine Streifrage abstimmen soll.
In Deutschland fanden laut wikipedia.de von 1956 bis 2017 insgesamt 1242 Ratsbegehren statt.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild: Archiv Innpuls.me)

Bürgerbegehren zur Biotonne abgelehnt

„Nein zur häuslichen Biotonne“

Rosenheim – Die Biotonne in Rosenheim kommt. Das ist seit 2021 beschlossene Sache. Die Kritik am „Wie“ wird aber immer lauter. Der Seniorenberat Rosenheim sammelt jetzt sogar Unterschriften für ein Bürgerbegehren.

Biomüll auf Komposthaufen

Soll man den Biomüll so entsorgen? Einen Komposthaufen im Garten haben auch in Rosenheim nur noch die wenigsten Bürger.

Seit dem 1. Januar 2015 sind laut Paragraf 11 des Kreislaufwirtschaftsgesetz Bioabfälle flächendeckend getrennt zu sammeln. Die Getrenntsammlungspflicht betrifft auch die Bioabfälle aus privaten Haushalten die im Wesentlichen aus Gartenabfällen sowie Nahrungs- und Küchenabfällen bestehen.
Eine Lösung muss also nach Vorgaben des Bundes auch in der Stadt Rosenheim gefunden werden. Tatsächlich wird dort auch schon seit gut 10 Jahren Jahren über die Einführung einer Biotonne diskutiert. 2021 kam dann das „Ja“.  Seitdem geht es nun über das „Wie“ und das gestaltet sich schwierig, wie sich auch bei einer gemeinsamen Sitzung von Umwelt- und Haupt- und Finanzausschuss im Oktober vergangenen Jahres wieder deutlich zeigte. Diskutiert wurde zum Punkt „Biotonne“ lange. Schließlich entschloss man sich sogar dazu, auf eine Abstimmung zu verzichten, da ein mehrheitsfähiges Ergebnis unerreichbar erschien (wir berichteten).
Doch gerade, als man diesen Tagesordnungspunkt ungelöst zur Seite legen wollte, meldete sich Daniela Dickhof von den Grünen noch einmal mit einem letzten Versuch für eine Kompromisslösung zu Wort. Ihr Vorschlag: Restmüllentsorgung nur noch alle 14 Tage, dafür eine wöchentliche Biomüllentsorgung. Damit konnten sich dann plötzlich alle Stadträte anfreunden und zum ersten Mal in Sachen „Biotonne“ fiel die Abstimmung einstimmig aus.

Der Rosenheimer Seniorenbeirat hält die Entscheidung für einen Fehler und hat darum jetzt den Startschuss für das Bürgerbegehren „Nein zur häuslichen Biotonne in Rosenheim“ gegeben – die erste Aktion dieser Art überhaupt in der Geschichte des Rosenheimer Seniorenbeirats. Zum „Warum“, erklärt Irmgard Oppenrieder, Vorsitzende des Rosenheimer Seniorenbeirats im Gespräch mit Innpuls,me:  „Ich habe seit dieser Entscheidung im vergangenen Oktober schon sehr, sehr viele Anrufe besorgter Bürger bekommen“.

Seniorenbeirat befürchtet massive
Verschlechterung der bisherigen Situation

Nach Ansicht des Seniorenbeirats führt die Entscheidung zu einer massiven Verschlechterung der bisherigen Situation.
„Schon jetzt ist, speziell in Wohnanlagen, die Lagerfläche für Mülltonnen begrenzt. Kommt die Biotonne verpflichtend hinzu, erhöht sich der Platzbedarf für die Mülltonnen weiter und der Mangel an geeigneten Lagerflächen verschärft sich. Batterien von Mülltonnen speziell in dicht besiedelten Quartieren im Stadtgebiet sind hässlich und werden dem Anspruch an Lebensqualität in Rosenheim nicht gerecht“, heißt es dazu in der Begründung des Seniorenbeirats.
Außerdem wird befürchtet, dass die Gebühren der privaten Haushalte und der Unternehmen in Rosenheim für die Müllentsorgung drastisch steigen und es gerade in den Sommermonaten zu einer intensiven Geruchsbelästigung kommt. Letzter Punkt führte bereits in den 2000er Jahren zum Scheitern eines Modellversuchs in Rosenheimer Stadtteil Happing.

Außerdem findet Irmgard Oppenrieder die derzeit vorgeschlagenen Ausnahmeregelungen von der häuslichen Biotonnenpflicht für nicht nachvollziehbar. Beim Nachweis von Kompostierung im heimischen Garten oder von beengten Platzverhältnissen bspw. in der Innenstadt soll eine Befreiung von dem Anschluss- und Benutzungszwang möglich sein. „Wie will man dem Rest der Bürger dann erklären, warum für sie eine Pflicht besteht?“, so die Vorsitzende des Seniorenbeirats.

Der Seniorenbeirat spricht sich statt dem verpflichtendem Holsystem für eine dezentrale Sammlung von Bioabfällen an Wertstoffinseln oder häuslicher Kompostierung aus.

Ab dem heutigen Montag werden
Unterschriften gesammelt

Um ein Bürgerbegehren einzuleiten bedarf es Unterschriften von mindestens sechs Prozent der Wahlberechtigten, im Fall von Rosenheim also rund 3000 Personen. Start der Unterschriftensammlung ist am heutigen Montag und schon im Vorfeld zeichnete sich dafür Unterstützung ab, wohl sogar aus den Reihen der Stadträte selbst. „Zwei Stadträte haben uns angerufen und wollen jetzt unsere Unterschriftenaktion unterstützen, weil sie selbst der Meinung sind, dass die Entscheidung im Oktober nicht richtig war“, erzählt Irmgard Oppenrieder.

Wer das Bürgerbegehren „Nein zur häuslichen Biotonne in Rosenheim“ unterstützen will, kann seine Unterschrift von Montag bis Freitag, 10 bis 12 Uhr in den Räumlichkeiten des Senioren-Beirat in der Reichenbachstraße 8, Zimmer Nr. 17 im Erdgeschoss, abgeben.  Außerdem soll es in den kommenden Wochen auch Infostände in der Fußgängerzone geben. Zusätzlich werden Vertreter des Seniorenbeirats in den kommenden Wochen auch von Haustür zu Haustür gehen. Wer selbst Unterschriften für die Aktion sammeln will, kann sich Unterschriftenlisten beim Seniorenbeirat abholen.
(Quelle: Artikel Karin Wunsam / Beitragsbild: Karin Wunsam, Foto: Symbolfoto re)

Ehemaliger Seniorenbeirat Josef Kugler ist tot

Ehemaliger Seniorenbeirat Josef Kugler ist tot

Rosenheim – Elf Jahre war Josef Kugler Mitglied beim Seniorenbeirat Rosenheim, sieben Jahre als Erster Vorsitzender. Außerdem war er im Jahr 2006 Mitgründer des Vereins Aktive Wirtschafts Senioren (AWS). Nun ist Josef Kugler im Alter von 85 Jahren gestorben. 

Im vergangenen Jahr hat sich Josef Kugler aus Rosenheim verabschiedet und zog zusammen mit seiner Frau nach Traun in Oberösterreich. Über die Gründe für den Umzug und seine Zeit als Rosenheimer Seniorenbeirat hat er kurz zuvor noch mit Innpuls.me gesprochen (wir berichteten).
Die Nachricht über seinen Tod sorgt für Betroffenheit und Trauer. „Das Netzwerk von Herrn Kugler war einmalig und somit auch eine der Säulen des Vereins“, schreibt die Vorstandschaft des Vereins Aktive Wirtschafts Senioren im Namen aller Mitglieder im Nachruf.

„Das Netzwerk von 
Josef Kugler war einmalig“

2006 hat Kugler zusammen mit sechs weiteren „Senioren“ den Verein Aktive Wirtschafts Senioren AWS gegründet. Die Gründer wollten ihre Erfahrung und ihr Netzwerk regional in der Beratung einbringen. „Das Netzwerk von Josef Kugler war einmalig und somit auch eine der Säulen des Vereins“, heißt es dazu im Nachruf des Vereins.
Parallel war Kugler Seniorenbeauftragter der Stadt Rosenheim und war bei allen Entscheidungen immer ein gern zu Rate gezogener Gesprächspartner und Mitgestalter.
Ob schwierige Beratungen oder vereinsinterne Abstimmungen, immer konnte Josef Kugler mit seiner ruhigen ausgeglichenen Art die Wogen glätten und zu einer gemeinsam akzeptablen Ergebnis führen.
Gesundheitliche Probleme schränkten in den letzten Jahren seine ehrenamtlichen Engagements zwar etwas ein, aber den Verein Aktive Wirtschafts Senioren hat er dennoch nie aus dem Focus gelassen.
Den Abschied aus Rosenheim feierten die Mitglieder des Vereins noch gemeinsam mit ihm. Die Schwierigkeiten beim Umzug und den damit verbundenen Behördengängen haben Josef Kugler danach zu dem Satz veranlasst. „Jetzt bräuchte ich regionale Berater in Linz“.
Der Verein Aktive Wirtschafts Senioren Rosenheim mit der Vorstandschaft von Bernd Remmelberger, Professor Dr. Zaiss, Harald Wachholz und Maximilian Meyer wollen ihr langjähriges Mitglied so in Erinnerung behalten, wie er war und wie er als Vorbild den Verein prägte – hochengagiert, fachlich versiert, freundlich und immer hilfsbereit.
(Quelle: Pressemitteilung AWS / Beitragsbild: re)

Interview: Irmgard Bauer von „Pro Senioren“

Interview: Irmgard Bauer von „Pro Senioren“

Rosenheim – Seit dem Jahr 2007 gibt es in Rosenheim den Verein „Pro Senioren“. Erklärtes Ziel ist eine Verbesserung der Lebens- und Vorsorgesituation älterer Menschen. Seit kurzem hat der Verein eine neue Vorstandschaft mit Irmgard Bauer an der Spitze. Im Gespräch mit Innpuls.me erzählt sie, was „Pro Senioren“ in den vergangenen 13 Jahren schon alles erreicht hat, was aktuell in Planung ist und was unbedingt noch verbessert werden muss, um den Bedürfnissen älterer Menschen gerecht zu werden.

Frage: Was hat der Verein „Pro Senioren“ in den vergangenen 13 Jahren schon alles erreicht?
Antwort:
– Die Vernetzung der verschiedenen Organisationen konnte vorangebracht werden. Dazu wurden 3 Arbeitskreise installiert, in denen fachlicher Austausch stattfinden kann.
– Besonders wichtig war die Gestaltung der Broschüre „Demenz-Wegweiser für Rosenheim“, der bereits in der 3. Auflage vorliegt.
– Von 2014 bis 2016 nahm der Verein am Bundesprogramm „Lokale Allianzen“ teil. Seither organisiert Pro Senioren Schulungen an den hiesigen Berufsschulen zum Umgang mit Demenzerkrankten.
– Bestehende Versorgungslücken werden gemeinsam mit den Netzwerkpartnern geschlossen und neue Angebote für Senioren entwickelt
– Pro Senioren arbeitet auch sehr eng verzahnt mit dem Seniorenbeirat der Stadt zusammen.
– Der Verein hat eine eigene Webseite, auf der das Angebot gut dargestellt ist.
– Besonders für Angehörige in anderen Städten wohnend, ist Pro Senioren eine wichtige Anlaufstelle, um den in Rosenheim verbliebenen Verwandten helfen zu können.
-Das besondere Kulturangebot. Es werden Führungen in Rosenheimer Museen und Stadtführungen angeboten, speziell für Senioren, auch für Heimbewohner. Die Gruppen sind auf etwa zwölf Teilnehmer begrenzt, damit sich die Senioren gut an den Gesprächen hinterher beteiligen können. Schwerpunkt ist hierbei, die eigene Biographie mit einzubringen. Die Kosten dafür wurden bisher von der Dr. Stöcker Sozial- und Kulturstiftung übernommen.
– Die Stadt Rosenheim hat dem Verein eine eigene Koordinationsstelle eingerichtet. Hier können sich Senioren und Angehörige informieren und beraten lassen.

Frage: Wichtig ist älteren Menschen vor allem, dass sie im Alter selbstbestimmt leben können. Dafür braucht es neue Wohnformen. In der Vergangenheit gab es dazu in Rosenheim schon verschiedene Ansätze. Aber so richtig gut funktioniert hat bis jetzt nichts. Aktuell versucht Ihr Arbeitskreis „Neue Wohnformen“ ein neues Projekt zu etablieren: Wohnen für Hilfe. Was kann man sich darunter vorstellen?
Antwort:
Das Projekt „Wohnen für Hilfe“ ist bundesweit angesiedelt und wird wissenschaftlich von der Uni Köln betreut. In München gibt es beispielsweise jährlich ca. 90  dieser Wohnpartnerschaften.  Gegenseitige Unterstützung steht im Vordergrund dieses Projekts: Senioren haben häufig Wohnraum frei, während junge Leute Wohnraum brauchen und dafür auch gerne ihre Arbeitskraft einsetzen. Als Gegenleistung für diese Hilfe wird die Miete entsprechend reduziert. Es geht dabei nicht um Pflegeleistungen. Vorstellbar sind Hilfe im Haushalt, Begleitung zum Arzt oder zu einer kulturellen Veranstaltung. Daraus kann eine echte Win-Win-Situation entstehen. Vernetzt werden Alt und Jung von Pro Senioren. Sind die passenden Tandems gefunden, bleibt der Verein im Hintergrund, um im Konfliktfall moderierend einzuspringen. Die allgemeinen Erfahrungen zeigen, dass sich das Programm in kleineren Städten zögerlicher etabliert. Der Arbeitskreis „Neue Wohnformen“ möchte auch mit anderen Projekten dazu beitragen, dass Senioren möglichst lange selbstbestimmt leben können.

Frage: Wie gut sehen Sie Rosenheim generell zum Thema „Wohnen im Alter“ aufgestellt?
Antwort:
Bereits im Jahr 2018 machte das Pestel-Institut in seiner Studie „Wohnen der Altersgruppe 65plus klar, wie dringend zukünftig barrierearmer Wohnraum sowie gemeinschaftlich zu nutzende Wohnungen gebraucht werden, um für den Eintritt der geburtenstarken Jahrgänge ins Rentenalter gerüstet zu sein. Als Kommune steht Rosenheim hinsichtlich dieser Kriterien sicher nicht besser da als die meisten anderen: Die Zeit läuft davon. Denn der Wohnungsbestand in Rosenheim ist die ausschlaggebende Größe, hier ist Barrierefreiheit eher Mangelware. Bei jeder noch so kleinen Umbaumaßnahme sollte daher gelten, was beim Neubau zunehmend an Akzeptanz gewinnt: barrierefreie Erreichbarkeit und Nutzbarkeit.
Pro Senioren möchte mit seinem Arbeitskreis „Neue Wohnformen“ Initiativen ins Leben rufen, die sich mit Modellen gemeinschaftlichen Wohnens in Rosenheim befassen und diese auch in die Realität umsetzen. Dabei arbeitet der Verein immer wieder auch eng mit der TH Rosenheim zusammen und unterstützt Forschungsprojekte, wie das aktuelle Projekt von Professorin Dr. Sabine Ittlinger zum Thema technikunterstütztes Wohnen „Dein Haus 4.0“. Auch die Wohnberatung, derzeit gemeinsam durchgeführt mit Caritas und Diakonie, wurde von Pro Senioren entwickelt. Bei Hausbesuchen werden gemeinsam mit den Senioren beispielsweise Stolperfallen oder ungenügende Lichtquellen umgestaltet, um so die Sicherheit in den Wohnungen zu verbessern.

Frage: Unter dem Dach von Pro Senioren ist vor einigen Jahren auch das Netzwerk Demenz entstanden. Was ist Ihnen bei diesem Thema wichtig?
Antwort: Das Netzwerk Demenz war der erste Arbeitskreis, der sich unter dem Dach von Pro Senioren zusammengefunden hat. Das Gründungstreffen war im Jahr 2008. Wichtig sind folgende Inhalte: Das Thema Demenz in den öffentlichen Diskurs bringen, um Sensibilisierung für die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen zu erreichen. Dazu gibt es Schulungen für Berufsschüler im Umgang mit Demenzerkrankten, Gespräche mit dem RoMed-Klinikum, Teilnahme am Weltalzheimertag,  Vergissmeinnicht-Gottesdienste und Presseveröffentlichungen. Ferner wird an einer Inklusion von Betroffenen und deren Angehörigen in Rosenheim gearbeitet. Hilfsstrukturen für Betroffene und Angehörige wurden aufgebaut und weiterentwickelt, zum Beispiel der Demenzwegweiser für Rosenheim, den es nun schon in der 3. Auflage gibt. Der Arbeitskreis bietet eine Plattform für alle Fachkräfte, die in diesem Bereich tätig sind, für Vernetzung, Gedankenaustausch und gemeinsamer Pressearbeit. Fachvorträge werden organisiert. Der Verein Pro Senioren arbeitet dabei eng mit der Alzheimer Gesellschaft Südostbayern zusammen. Dieses Jahr wird gemeinsam mit der Alzheimer Gesellschaft Südostbayern eine Konzertlesung mit der Psychologin und Sängerin Sarah Straub veranstaltet.

Frage: Dann hat sich unter dem Dach von Pro Senioren im Jahr 2013 noch der Arbeitskreis „Pflege“ zusammengeschlossen. In diesem kommen regelmäßig Leitungskräfte ambulanter Pflegedienste aus Stadt und Landkreis Rosenheim zusammen und tauschen sich miteinander aus. Gerade der Bereich der häuslichen Pflege steht aktuell vor enormen Herausforderungen. Was muss Ihrer Meinung nach passieren, um die Lage zu verbessern?
Antwort: Auch der Bereich der ambulanten Pflege unterliegt gesetzlichen Bestimmungen, die der Rahmen für alle Tätigkeiten sind. Wichtige Punkte sind, wie bei allen Berufen, die Entlohnung und die Arbeitsbedingungen, im Bereich der Pflege ist es der Zeitfaktor. Auch eine zu aufwendige Bürokratie im Bereich der Abrechnung und Mittelbeschaffung erschweren den Ablauf. Vor zwei Jahren wurde der Investitionskostenzuschuss von den Kommunen eingestellt, was Pflegeleistungen für Senioren verteuerte. Auch die neue Generalistische Ausbildung verursacht Kosten, da die Ausbildungsumlage auf die Patienten umgelegt wird. Die Zukunft wird zeigen, ob die neue Generalistische Pflegeausbildung für mehr Berufsnachwuchs sorgt. Positiv ist, dass dadurch die ambulanten Pflegedienste, Seniorenheime und Kliniken als gleichberechtigte Partner fungieren. Durch den Arbeitskreis können die Pflegedienste den Meinungsaustausch pflegen und gemeinsam Strategien entwickeln, um auf die speziellen Problematiken in der Seniorenversorgung hinzuweisen.

Frage: Durch das Engagement des Vereins in Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Seniorenbeirat ist der Luitpoldpark zu einem Mehrgenerationenpark geworden. Wie gut wird er tatsächlich von Alt und Jung angenommen?
Antwort: Der Park wird soweit gut angenommen. Hauptsächlich nutzen derzeit Familien mit ihren Kindern den Spielbereich. Derzeit setzen sich beiden, Seniorenbeirat und Pro Senioren dafür ein, sanitäre Anlagen, sowie Strom und Wasser im Luitpold-Park zu installieren. Wegen dieser fehlenden Infrastruktur konnte das beliebte Parkfest nicht weiter durchgeführt werden. Die Stadt arbeitet daran und zusätzlich soll ein Beach-Volleyball-Feld angelegt werden, um auch etwas für Jugendliche zu bieten. Schön wären noch einige Trimm-Dich-Geräte. Deren Anschaffung ist jedoch zu teuer. Vielleicht findet sich ein Sponsor oder eine Patenschaft. Wenn diesbezügliche Entscheidungen getroffen werden, kann gemeinsam mit dem Seniorenbeirat eine Weiterentwicklung des Parks geplant werden.

Frage: Die Corona-Pandemie hat die Lage gerade für ältere Menschen zusätzlich erschwert. Wie hat der Verein Pro Arbeit diese Zeit erlebt?
Antwort: Viele bereits fertig geplante Veranstaltungen konnten nicht durchgeführt werden. Insgesamt war es schwieriger, den Kontakt zu allen Netzwerkpartnern zu halten. Gleichzeitig war im Bewusstsein, dass die ambulanten Pflegedienste sehr viel mehr leisten mussten und die Senioren in dieser schwierigen Situation von Ehrenamtlichen auch häufig nicht persönlich besucht werden konnten. Während einer Veranstaltung von Pro Senioren im Bildungswerk zum Thema „Wie ging es Ihnen im Lockdown“, zeigte sich, dass Senioren, die bisher an keine Einrichtung angebunden waren, nur schwerlich Zugang zu Hilfsangeboten fanden. Nach wie vor sind Senioren nicht so sehr durch Presse oder Online-Informationen zu erreichen, sondern durch persönliche Informationsgespräche.

Frage: Was plant der Verein noch für dieses Jahr?
Antwort:  Die Teilnahme am Themenmonat des Evangelisch-Lutherischen Dekanats mit einer Veranstaltung zu „Zimmer frei“ und der Konzertlesung mit Sarah Straub. Der Vereinsflyer und der Demenzwegweiser sollen neu gestaltet werden. Außerdem soll es wieder besondere Stadtführungen zu den Themen Ro-Cops, Max-Josefs-Platz, Riedergarten und Färberviertel geben. Geplant ist außerdem ein Filmbeitrag zu Stadtgeflüster.

Frage: Welche längerfristigen Ziele verfolgen Sie?
Antwort: Wie schon erwähnt die Weiterentwicklung des Mehrgenerationenparks. Außerdem der Ausbau der Netzwerkverbindungen. Die besonderen Museums- und Stadtführungen sollen sich etablieren. Nicht zuletzt plant der Verein auch noch eine Neuauflage des Demenzwegweisers für Rosenheim.
(Quelle: Beitragsbild: Copyright Fineart Weiand)