Johanniter-Weihnachtstrucker auf Tour

Johanniter-Weihnachtstrucker auf Tour

Wasserburg / Landkreis Rosenheim – Seit Mitte November rufen die Johanniter zum Päckchen packen für bedürftige Menschen auf (wir berichteten). Die Pakete werden in Albanien, Bosnien, Rumänien, der Ukraine und Bulgarien verteilt. „Die Bedingungen in diesen Ländern waren für viele Menschen schon immer besonders hart“, sagt Markus Haindl, Dienststellenleiter der Johanniter in Wasserburg. Durch die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine sei ihre Situation jetzt oft noch schwieriger geworden. Auch die Republik Moldau sei als Nachbar der Ukraine stark betroffen und wurde daher als weiteres Zielland ergänzt.“

Doch auch in Deutschland sei die Situation für viele Menschen durch die Folgen des Krieges noch belastender geworden. Genau wie in den ausländischen Zielländern arbeiten die Johanniter im Inland mit Partnern zusammen, denen sie vertrauen.
In Albanien gehen die Pakete der Johanniter-Weihnachtstrucker zum Beispiel ans Kloster von Schwester Christina in Shkodra. Hier werden Kranke und alte Menschen umsorgt, Waisenkinder haben ein Zuhause gefunden. In der Ukraine unterstützen die Johanniter bedürftige Kinder, Familien und Kriegsflüchtige aus dem Osten des Landes. Die Region Tuzla, die noch immer unter der Zerstörung aus dem Krieg in den 1990er Jahren leidet, ist in Bosnien das Ziel der Hilfe. In Rumänien erhalten überwiegend Großfamilien, Heime für behinderte Menschen und Schulen Unterstützung. Seit zwei Jahren ist auch Bulgarien, das als ärmstes Land Europas zählt, ein Zielland des Johanniter-Weihnachtstruckers. In der Republik Moldau kommen die Pakete der Hilfe für Geflüchtete zu Gute und für Familien, die Flüchtlinge aufgenommen haben.

Es gibt auch die Möglichkeit
„virtuelle Päckchen zu packen“

Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, „virtuelle Päckchen“ zu packen: durch Geldspenden, die Teile des Inhalts oder ein komplettes Päckchen finanzieren. Die eigentlichen Päckchen stellen die bewährten Partner dann in den Empfängerländern zusammen. Auf der Internetseite www.weihnachtstrucker-spenden.de kann jeder ein Päckchen – oder auch zwei und mehr – packen.

Packliste für die
Weihnachtstrucker-Päckchen:

1 Geschenk für Kinder (Malbuch oder -block, Malstifte), 2 kg Zucker, 3 kg Mehl, 1 kg Reis, 1 kg Nudeln, 2 Liter Speiseöl in Plastikflaschen, 3 Packungen Multivitamin-Brausetabletten, 3 Packungen Kekse, 5 Tafeln Schokolade, 500 g Kakaogetränkepulver, 2 Duschgel oder Seife, 1 Handcreme, 2 Zahnbürsten und 2 Tuben Zahnpasta.
(Quelle: Pressemitteilung Johanniter / Beitragsbild: Copyright Johanniter- Marion Martin)

Lkw-Branche: Sorgen und Nöte

Lkw-Branche: Sorgen und Nöte

Kiefersfelden / Landkreis Rosenheim – Stundenlohn von 3 Euro, überlange Arbeitszeiten, überfüllte Rastplätze und fehlende sanitäre Einrichtungen – gerade für LKW-Fahrer, die hierzulande für Speditionen aus mittel- und osteuropäischen Ländern unterwegs sind, sind die Arbeits- und Lebensbedingungen oftmals untragbar. In einer gemeinsamen grenzüberschreitenden Aktion an der bayerisch-österreichischen Grenze an der Autobahnraststätte Inntal West in Kiefersfelden haben Vertreter von DGB Bayern, ver.di Bayern, ÖGB Tirol, dem DGB-Beratungsnetzwerk „Faire Mobilität“ und der BayernSPD auf diese Missstände aufmerksam gemacht und bessere Arbeits- und Lebensbedingungen für die Beschäftigten eingefordert.

Oskar Brabanski, Regionalleiter Südost bei „Faire Mobilität“: „Als Faire Mobilität beraten wir die LKW-Fahrer vor Ort, wir werden aber auch von Ihnen bei Problemen kontaktiert. Sie sind wochen- und monatelang unterwegs und häufig gezwungen, unter menschenunwürdigen Bedingungen auf Rastplätzen zu übernachten. “ Die Unternehmen müssten die Kosten für Parkplätze, Unterkunft und Verpflegung tragen. Es sei skandalös, dass es in der Branche unmöglich sei, ein Arbeitsverhältnis zu fairen Bedingungen zu finden. „Wer auf Straßen in Deutschland Transporte ausführt, ist im Auftrag von deutschen Firmen unterwegs und sollte einen Lohn bekommen, der hierzulande üblich ist, so Oskar Brabanski.

„Das ist nichts weiter als
massiver Lohnbetrug“

Bernhard Stiedl, Vorsitzender des DGB Bayern: „Die Kolleginnen und Kollegen von ‚Faire Mobilität‘ leisten mit ihren Beratungsangeboten einen enormen Beitrag dafür, dass die Kraftfahrerinnen und Kraftfahrer das erhalten, was ihnen rechtlich zusteht. Denn sie haben Anspruch auf den gesetzlichen Mindestlohn, sobald sie nur durch Deutschland hindurchfahren.“ Stattdessen würden die Fahrer oft nur den geringen Mindestlohn des Landes erhalten, in dem ihr Arbeitgeber angemeldet ist: „Das ist nichts anderes als massiver Lohnbetrug.“
Benjamin Praxmarer, Landessekretär des ÖGB Tirol: „Mobilität ist grenzenlos, umso wichtiger ist die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Bereich des Verkehrs und um bessere Arbeitsbedingungen für die LKW-Fahrer*innen zu erreichen. Diese werden oft mit Stundenlöhnen von läppischen 3 Euro abgespeist – und das, obwohl sie nicht selten monatelang unterwegs und von ihren Familien getrennt sind. Hier bedarf es dringend europaweiter Regelungen und vermehrter Kontrollen.“
David Merck, Vorsitzender des ver.di-Fachbereichs Postdienste, Speditionen und Logistik in Bayern: „Wir erleben im Bereich des LKW-Güterverkehrs in weiten Teilen einen systematischen Bruch von Arbeitsrechten und Sozialstandards, welcher einen immer größeren Lohndruck für alle Kraftfahrer und Kraftfahrerinnen bewirkt. Die Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro, die langfristige Finanzierung und der Ausbau der Beratungsstellen der Fairen Mobilität sowie in Summe das Mobilitätspaket der EU sind daher wichtige Schritte zur Verbesserung der Situation.“
Diana Stachowitz, arbeitsmarktpolitische Sprecherin der BayernSPD-Landtagsfraktion: „Vor Ort habe ich mit den LKW-Fahrer und Fahrerinnen gesprochen und mir ein Bild von den oftmals miserablen Arbeitsbedingungen gemacht. Ich fordere deshalb den weiteren Ausbau von Beratungsstellen durch Faire Mobilität. Die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen aus dem Niedriglohnsektor müssen dadurch die Möglichkeit haben, dass sie z.B. durch sprachliche Unterstützung über ihre Rechte informiert werden. Als arbeitsmarktpolitische Sprecherin der BayernSPD-Landtagsfraktion kämpfe ich deshalb im Bayerischen Landtag für bessere Arbeitsbedingungen – der Freistaat Bayern muss handeln!“
Ronja Endres, Vorsitzende der BayernSPD: „Um die Menschen in Deutschland mit allen möglichen Gütern günstig zu versorgen, werden die LKW-Fahrer*innen systematisch ausgebeutet. Sie haben eine bessere Behandlung verdient: Wir müssen in der Planung von Gewerbegebieten unter anderem sanitäre Anlagen und Aufenthaltsmöglichkeiten für Berufskraftfahrende mitplanen und auch entsprechende Kontrollen z.B. auf Rastplätzen durchführen. Zudem muss gewährleistet werden, dass jeder, der Ware nach Deutschland liefert, auch den deutschen Mindestlohn erhält. Allerdings brauchen wir auch noch mehr Tarifbindung in der Branche.“

„Müssen gute soziale Rahmenbedingungen
an den Parkplätzen und Raststätten schaffen“

Günter Zellner, DGB-Regionsgeschäftsführer für Oberbayern und Organisator der Grenzaktion, wies zusätzlich auf die Besonderheiten des LKW-Verkehrs im Inntal hin: „Da die Eisenbahn-Zulaufstrecken zum Brennerbasistunnel auf bayerischer Seite immer noch nicht über die Trassenfindungsphase hinaus sind, wird der Straßenverkehr weiter zunehmen. LKW-Fahrende werden deswegen mit vermehrten Staus und Blockabfertigung zu rechnen haben. Daher müssen wir für sie gute soziale Rahmenbedingungen an den Parkplätzen und Raststätten schaffen.“
(Quelle: Pressemitteilung DGB Region Oberbayern / DGB Region Oberbayern, zeigt von rechts: David Merck, Petr Anican, Benjamin Praxmarer, Günter Zellner, Diana Stachowitz, Bernhard Stiedl, Ronja Endres)