Weiterer Quellbach zerstört

Weiterer Quellbach zerstört

Hilpoltstein / Forchheim / Bayern  – Nachdem vor einigen Wochen im Allgäuer Rappenalptal ein Bachlauf und erst vor kurzem im nördlichen Landkreis Forchheim Teile des Eggerbachs ohne Genehmigung in einem streng geschützten Gebiet durch Baggerarbeiten massiv beschädigt wurden, hat der bayerische Naturschutzverband LBV nun einen zweiten stark zerstörten Quellbach bei Drügendorf (Landkreis Forchheim) entdeckt (unser Beitragsbild).

„Unbekannte haben in rund drei Kilometer Entfernung zum Eggerbach am Rande der sogenannten Langen Meile ein Hangende samt seinen Kalktuffstrukturen auf mehreren Metern komplett weggebaggert und stattdessen schwere Steine aufgeschichtet und einen eisernen Trog aufgestellt. „Dies ist innerhalb kürzester Zeit der zweite nicht genehmigte, massive Eingriff in einen besonders geschützten Lebensraum in der gleichen Gemeinde. Der Ablauf der Quelle bei Drügendorf ist nicht mehr wiederzuerkennen. Hier fand eine systematische Zerstörung statt“, so LBV-Geschäftsführer Helmut Beran.

„Teile des Hangs
wurden ausgebaggert“

Der betroffene Kalktuffbach liege im gleichen FFH-Schutzgebiet (Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie) wie der Eggerbach. Dieses Gebiet sei nach europäischem Recht streng geschützt, da Quelle und Bach stark bedrohten Tierarten wie dem Feuersalamander und dem seltenen Starknervmoos als einzigartiger Lebensraum diene. Bei einer Ortsbegehung habe sich den Naturschützern des LBV ein unglaubliches Bild geboten. „Teile des Hanges wurden abgebaggert und stattdessen schwere Steine treppenartig zum Hang aufgeschichtet. Das bisherige Rohr, das aus Gründen des Quellschutzes ohnehin längst hätte entfernt werden müssen, mündet nun in einen eisernen Trog, der wie ein überdimensionaler Blumentopf anmutet. Von einem naturnahem Quellbach, der wertvoller Lebensraum für geschützte Tiere und Pflanzen sein soll, kann überhaupt keine Rede mehr sein“, so Oliver Thaßler von der LBV Bezirksgeschäftsstelle Oberfranken.

„Unwiederbringlicher Schaden
für den Quellstandort“

Die Quellenexpertin des LBV, Eva Schubert, sieht in diesem erneuten illegalen Eingriff
einen unwiederbringlichen Schaden für den Quellstandort. „Die Kalktuffstrukturen sind
komplett zerstört. Das wird mindestens mehrere Jahrzehnte dauern, bis sich dort wieder
etwas entwickelt, da dies ein hochsensibler Lebensraum ist.“ Der LBV fordert, dass der
illegale Eingriff vom Verursacher rückgängig gemacht wird, der Ursprungszustand
bestmöglich wiederhergestellt und zusätzlich weitere Schutzmaßnamen in der
Umgebung des Bachs durchgeführt werden.

LBV hat Anzeige geben
Unbekannt erstattet

Eine Nachfrage des LBV beim Bürgermeister der Gemeinde habe keinen Hinweis zur
Aufdeckung der Straftat ergeben, weshalb der LBV eine Anzeige gegen Unbekannt
erstatten wird. „Für uns ist dieser Naturfrevel eindeutig eine Straftat, für die wir eine
empfindliche Geldstrafe fordern, damit mögliche Nachahmende von weiteren derartigen
illegalen Eingriffen abgeschreckt werden“, so LBV-Geschäftsführer Helmut Beran.
Kalktuffquellen und -bäche wie diese gehören zu den prioritären Lebensraumtypen in der
EU, was bedeutet, dass Deutschland eine besondere Verantwortung für den Erhalt dieses
Lebensraumes hat, da er EU-weit selten ist.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: LBV – Copyright Eva Schubert)

Umweltfrevel: Moorentwässerung im Chiemgau

Umweltfrevel: Moorentwässerung im Chiemgau

Traunstein – Die Egerndacher Filz südlich des Chiemsees im Landkreis Traunstein zählt zu den schönsten Filzlandschaften im Chiemgau und steht seit Jahren unter Naturschützer. Nun haben LBV-Mitarbeiter auf mehreren Hektar frische Entwässerungsgräben entdeckt. Der LBV fordert di Regierung von Oberbayern auf, „umgehend den Rückbau dieser Drainagen anzuordnen“.

Die Drainagen wurden wohl von Landwirten verlegt, um die Wiesen trockenzulegen und damit landwirtschaftlich nutzbar zu machen. Der LBV ist davon überzeugt, dass diese Eingriffe im ausgewiesenen europäischen FFH- und Vogel-Schutzgebiet nicht von einer guten fachlichen Praxis der Landwirtschaft gedeckt sind. Zumal laufen sie den Planungen der bayerischen Staatsregierung im Hinblick auf eine Wiedervernässung von Mooren und organischen Böden zuwider. „Das Vorgehen, Feuchtwiesen tief zu entwässern, passt nicht mehr in die heutige Zeit. Deshalb haben wir diese Maßnahmen bei der Regierung von Oberbayern angezeigt und die zuständigen Naturschutzbehörden aufgefordert, umgehend den Rückbau dieser Drainagen anzuordnen“, kommentierte Dr. Andreas von Lindeiner, LBV-Landesfachbeauftragter Naturschutz, die Eingriffe.

Drainagerohre bis an den
Moorwald gezogen

Frank Weiß, Vorsitzender der LBV-Kreisgruppe Traunstein, ist empört: „Die Gräben zur Aufnahme der Drainagerohre wurden bis an den Moorwald gezogen.“ Alle betroffenen Flächen liegen zudem in der Kulisse des LIFE-Natur-Projekts „Südlicher Chiemgau“, dessen Ziele Förderung und Entwicklung bedrohter Lebensraumtypen, Hydrologische Sanierung und Renaturierung von Hochmooren mit 3,08 Mio. Euro aus EU- und Landesmitteln gefördert wurden. „Landstriche zu entwässern, in die man zuvor Steuergelder investiert hat, um diese wiederzuvernässen, ist ein Schildbürgerstreich erster Güte. Da auch in Südbayern in Zukunft weniger Niederschläge zu erwarten sind, muss alles dafür getan werden, das Wasser im Boden zu halten. Und wenn nach Starkregenereignissen das Wasser nicht sofort durch Drainagen und Gräben aus der Landschaft abfließt, können auch Hochwasserkatastrophen, wie zum Beispiel letztes Jahr in Westdeutschland, verhindert werden“, so Weiß.
Auch nach Veröffentlichung des „Masterplans Moore“ in Bayern und aktuellen Ankündigungen zum Moorschutz durch die bayerische Staatsregierung werden immer noch Feuchtwiesen trockengelegt. Die aktuell betroffenen Flächen im EU-Schutzgebiet sind auch Bestandteil der noch 2021 im Auftrag des bayerischen Landesamtes für Umwelt kartierten Wiesenbrüterkulisse. „Eine ausreichende Bodenfeuchte ist ein Schlüsselfaktor für den Bruterfolg der wiesenbrütenden Vogelarten, wie zum Beispiel Bekassine und Wiesenpieper. Und es wird mittlerweile landesweit offensichtlich, dass viele Wiesenbrütergebiete klimawandelbedingt unter Wassermangel leiden“, sagt Andreas von Lindeiner.
Da die betroffenen Flächen südlich des Chiemsees als Feuchtgrünland einzustufen sind, war der Eingriff aus Sicht des LBV ein Verstoß gegen das Bayerische Naturschutzgesetz. Der LBV hat deshalb die Regierung von Oberbayern dringend gebeten, in Zusammenarbeit mit der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde den Rückbau dieser Drainagen zu veranlassen.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Copyright Frank Weiß /LBV Traunstein)