Naturspektakel im Anflug: Vögel ziehen über Bayern

Naturspektakel im Anflug: Vögel ziehen über Bayern

Hilpoltstein / Bayern – Anfang Oktober lohnt es sich, den Himmel nicht aus den Augen zu lassen: Mehr als 50 Millionen Zugvögel verlassen aktuell ihre Brutgebiete in Bayern, um in Südeuropa oder Afrika zu überwintern. Mit fünf wissenswerten Fakten gibt der LBV spannende Einblicke in das Phänomen Vogelzug.

Zusätzlich überqueren 300 Millionen weitere Zugvögel aus dem Norden den Freistaat und rasten hier an geeigneten Plätzen. Im Rahmen der europaweiten Aktion EuroBirdwatch lädt der bayerische Naturschutzverband LBV am Wochenende vom 5. bis 6. Oktober dazu ein, den Vogelzug hautnah mitzuerleben. „Am Birdwatch-Wochenende greifen Vogelbegeisterte in ganz Europa zu den Ferngläsern und spähen in den Himmel. Die Beobachtungen erfreuen nicht nur Laien, sondern helfen Experten, Veränderungen in Flugrouten oder Zugzeiten festzustellen. „So erlangen wir unter anderem Kenntnisse darüber, wie die Klimakrise oder der Verlust natürlicher Lebensräume das Zugverhalten beeinflussen“, sagt die LBV-Vogelexpertin Dr. Angelika Nelson. Bei zahlreichen Veranstaltungen und Exkursionen der regionalen LBV-Kreisgruppen haben Teilnehmer die Möglichkeit, gemeinsam durchziehende Vögel zu beobachten, zu bestimmen und zu zählen. Alle Infos zu LBV-Veranstaltungen am Birdwatch-Wochenende gibt es unter www.lbv.de/birdwatch. Mit fünf wissenswerten Fakten gibt der LBV spannende Einblicke in das Phänomen Vogelzug.

1. Wann geht’s los und wohin?

Wenn die Tage kürzer werden und immer weniger Insekten unterwegs sind, ist für viele Vögel in Bayern die Zeit gekommen sich auf den Weg Richtung Süden zu machen. „Zugvögel verfügen über eine Art innere Uhr, die ihnen mitteilt, wann es Zeit für den Aufbruch ist“, erklärt Angelika Nelson. Einige sammeln sich in großen Schwärmen, andere brechen im Familienverband oder allein auf. „Ein innerer Kompass sowie die Streckenlänge sind bei vielen Arten, wie zum Beispiel dem Kuckuck oder dem Weißstorch, vererbt. Junge Gänse hingegen lernen die Zugroute mit Rastplätzen und den geeigneten Überwinterungsort bei der ersten Reise von ihren Eltern“, so die LBV-Vogelexpertin. Kurzstreckenzieher überwintern im Mittelmeerraum oder in Westeuropa, Langstreckenzieher fliegen bis nach Afrika südlich der Sahara.

2. Kommen Zugvögel auch nach Bayern?

Einige nördliche Vogelarten kommen für den Winter nach Bayern, doch nicht alle sind leicht zu entdecken. So zieht beispielsweise ein Teil der bayerischen Rotkehlchen, überwiegend die Weibchen, im Winter nach Italien oder auf die iberische Halbinsel. Rotkehlchen aus Nord- und Osteuropa hingegen kommen nach Bayern, um zu überwintern. „Bei Rotkehlchen und ähnlich auch bei Amseln findet eine Art Schichtwechsel statt. Der Eindruck, dass Vögel das ganze Jahr im Freistaat verbringen, kann also täuschen“, so Angelika Nelson.

3. Fliegen in großer Schar

Ein beeindruckendes Schauspiel sind die spektakulären Flugformationen der Stare. Sie schließen sich nach der Brutsaison zu Scharen mit bis zu über 1.000 Tieren zusammen. Ihre riesigen, schwarzen Schwärme wirken aus der Entfernung fast wie ein eigener, gigantischer Organismus. Faszinierend ist dabei, dass die Vögel nie zusammenstoßen. „Jeder Star achtet auf bis zu sieben Schwarmnachbarn und versucht zu diesen Vögeln immer dieselbe Position einzuhalten. Jede Richtungsänderung reißt somit auch den Schwarmgenossen mit. Die Summe der Einzelentscheidungen ergibt dann das, was wir als sich einheitlich bewegende Wolke wahrnehmen”, erklärt die LBV-Vogelexpertin. Die Gruppe schützt den einzelnen Vogel vor Beutegreifern aus der Luft, wie zum Beispiel Wanderfalken.

4. Tag oder Nacht?

Greifvögel wie Wespenbussard oder Rotmilan fliegen am Tag. Sie nutzen die Thermik, um aufzusteigen und dann in großen Höhen zu ziehen. Im Gegensatz dazu brechen die meisten Singvögel bei sternenklarem Nachthimmel zwischen Dämmerung und Mitternacht auf. Sie fliegen im Schutz der Dunkelheit, da sie tagsüber leichte Beute für größere Greifvögel wären. An der Konstellation des Sternenhimmels können sie sich orientieren. „In der Nacht ist es zudem kühler, so überhitzen die Vögel nicht so schnell. Denn die Muskeln produzieren durch den steten Flügelschlag viel Wärme“, sagt die LBV-Biologin.

5. Bleiben oder fliegen?

Der Vogelzug ist gefährlich, daher braucht es gute Gründe, um sich auf die Reise zu machen. Vor allem insektenfressende Vögel finden in den kälteren Monaten nicht genügend Nahrung in Bayern. Mauersegler, Mehlschwalbe oder Braunkehlchen verbringen die kalte Jahreszeit deshalb weit im Süden und überqueren auf ihrer Reise als Langstreckenzieher sogar die Sahara. Mönchsgrasmücke, Singdrossel oder Zilpzalp überwintern als Kurzstreckenzieher im Mittelmeerraum oder dem nördlichen Afrika. „Da die Winter jedoch im Durchschnitt immer milder werden, bleiben immer mehr Vögel in Bayern. So ist es keine Seltenheit mehr, einen Zilpzalp oder eine Mönchsgrasmücke mitten im Winter an der Futterstelle zu entdecken“, sagt die LBV-Biologin. Körner und Sämereien fressende Vögel, wie Buchfink, Sperling sowie Kohl- und Blaumeise, finden auch im Winter genügend Futter und bleiben ganzjährig im Brutgebiet.

Hintergrundinformationen zum Vogelzug in Bayern

Die beim EuroBirdwatch gesammelten Daten geben Einblicke in Veränderungen der Vogelwelt und zeigen auf, für welche Vogelarten sich Artenschützer besonders einsetzen müssen. Denn der Zug und die Überwinterung birgt für viele Arten ein großes Risiko. Noch immer werden Vögel in manchen Ländern gejagt, Rastplätze werden trockengelegt oder abgeholzt und in den Brutgebieten schwinden Nahrung und geeignete Brutplätze. Hinzu kommen globale Veränderungen durch die Klimakrise. „Auch in Bayern nehmen die Bestände von immer mehr Vogelarten drastisch ab. Einstige ‚Allerweltsvögel‘ wie Kiebitz und Feldlerche sind inzwischen als gefährdet eingestuft”, sagt Angelika Nelson. 
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)

Kälteeinbruch: Schwalben fallen erschöpft zu Boden

Kälteeinbruch: Schwalben fallen erschöpft zu Boden

Rosenheim / Landkreis / Bayern – Dauerregen und Kälte in den vergangenen Tagen haben  die Schwalben in Bayern in große Not gebracht. Den LBV erreichen vor allem aus dem Osten und Süden des Freistaats zahlreiche Hinweise über entkräftete und tote Schwalben. 😢

Entweder sitzen die Vögel hungrig auf Fensterbrettern, hängen unter Dachvorsprüngen oder sie liegen bereits verendet am Boden. „Neben München und Landshut, wo LBV-Kreisgruppen am Wochenende bereits eine Hilfsaktion für Schwalben in Not gestartet haben, kamen Hilferufe zu toten und erschöpften Schwalben aus den Landkreisen Fürstenfeldbruck, Regensburg, Nürnberger Land, Starnberg und Straubing bei uns an“, so der LBV-Pressesprecher Markus Erlwein. Wie viele Schwalben in Bayern betroffen sind, lässt sich derzeit kaum abschätzen. Allein in der LBV-Vogelauffangstation in Regenstauf werden derzeit 80 Schwalben versorgt.

Plötzliche Kälte hat den Zugvögeln Energie geraubt

Schwalben sind Zugvögel, die jetzt im September auf dem Flug in ihre Winterquartiere nach Afrika sind. Sie ernähren sich ausschließlich von Insekten, die sie im Flug erbeuten. Die plötzliche Kälte der vergangenen Tage hat vielen Vogelarten Energie geraubt. Bei Zugvögeln hat dieser Verlust dramatische Auswirkungen, da sie alle Fettreserven für den anstrengenden Flug in den Süden brauchen. Für Mehl- und Rauchschwalben kommt hinzu, dass bei Regen weder die Vögel selbst noch ihre Nahrungsgrundlage, die Insekten, fliegen können. „Es ist wirklich tragisch, dass gerade diese Vogelarten auch noch unter den immer häufiger auftretenden Extremwetterereignissen der Klimakrise leiden müssen. Als Insektenfresser haben sie es ohnehin schon schwer, aufgrund des übermäßigen Einsatzes von Giften und der Überdüngung durch die intensiven Landwirtschaft noch genügend Nahrung zu finden. Beide Schwalbenarten sind auf der Rote Liste Deutschlands als gefährdet eingestuft. Diese Arten werden in der Zukunft noch mehr Unterstützung von uns brauchen“, so Erlwein.

Schwalben unters Dach bringen

Wer Schwalben auf Fenstersimsen, Balkonen oder Hausvorsprüngen sitzen sieht, sollte die Tiere, laut LBV, nicht stören und vertreiben, denn sie suchen dort Schutz vor Regen. „Wer geschwächte Schwalben am Boden findet, kann diese zumindest unters Dach bringen, abtrocknen und in einem dunklen Raum warmhalten. Anschließend sollten sie an eine seriöse Pflegestelle für Wildvögel gegeben werden, wo sie auch gefüttert werden können, denn Schwalben fressen kein gewöhnliches Vogelfutter, sondern brauchen Spezialnahrung“, sagt Markus Erlwein. Für viele Schwalben wird die Hilfe zu spät kommen, einige werden aber wohl mühevoll aufgepäppelt werden können, um nach dem Regen wieder gestärkt in Freiheit zu fliegen. „Körperwärme mit 38 Grad Celsius ist geeignet. Man kann die Schwalben also länger in der Hand halten oder sie in einem Karton mit Luftlöchern auf eine Wärmeflasche bis maximal 40°C setzen. Ganz wichtig: Der Raum dafür muss verdunkelt sein, denn sobald die Schwalben wieder munter werden, flattern sie ziellos umher und prallen dann gegen Fenster oder Wände“, rät die Schwalbenexpertin des LBV München Sylvia Weber.

Wetterlage führt zu „Zugstau“

Teilweise kommt es in Bayern aktuell auch zu einem so genannten Zugstau: Zugvögel, die sich auf dem Flug Richtung Süden befinden, können aufgrund der aktuellen Wetterlage nicht weiterziehen und verweilen weiter im Freistaat. Singvögel wie Grasmücken, Schnäpper und Gartenrotschwanz legen deshalb einen Zwischenstopp bei uns ein und ernähren sich wegen des Dauerregens ausschließlich von Beeren. Wer also einen naturnahen und vogelfreundlichen Garten mit bereits beerentragen Sträuchern hat, der kann derzeit möglicherweise einen Blick auf den einen oder anderen seltenen Gast werfen.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)

Mauersegler fliegen aus Bayern ab

Mauersegler fliegen aus Bayern ab

Hilpoltstein / Bayern – Mit Beginn der Sommerferien herrscht nicht nur auf Bayerns Straßen reger Reiseverkehr – auch in der Luft ist was los. Die ersten Zugvögel machen sich bereits auf in ihre südlich gelegenen Winterquartiere. „Während der Sommer im Freistaat gerade erst so richtig auf Touren kommt, verlassen uns die ersten gefiederten Sommergäste schon wieder. Zu ihnen gehören beispielsweise Mauersegler. Wer aufmerksam ist, kann sie auf ihrem Weg noch hoch am Himmel sehen. Zu erkennen sind sie aber vor allen Dingen an ihren schrillen ‚Srihh-srihh‘ Rufen“, erklärt Biologin Dr. Angelika Nelson vom bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz).

Nur knapp über drei Monate haben die Mauersegler in Bayern verbracht, bevor sie in diesen Tagen wieder auf ihre mehrere tausend Kilometer lange Reise nach Afrika aufbrechen. „Fast ihr ganzes Leben verbringen Mauersegler in der Luft. Nur zur Jungenaufzucht suchen sie in einer Bruthöhle festen Grund“, erklärt Angelika Nelson. Ihren kurzen Sommer haben die Flugakrobaten vor allen Dingen in Bayerns Städten und Dörfern verbracht, wo sie in Hohlräumen hinter Dachziegeln, Dachrinnen, Regenwasserstutzen oder Jalousiekästen nisten. Ebenso nehmen sie Nistkästen hoch oben an Gebäuden an.

Langstreckenzieher leiten Vogelzug ein

„Den Startimpuls für den Abflug der Mauersegler geben vor allem die bereits kürzer werdenden Tage und ein zunehmend schwindendes Nahrungsangebot“, so die LBV-Vogelexpertin. Vögel, die die Wintermonate in den Savannen und Steppen südlich der Sahara verbringen, weil sie dort genügend Insektennahrung finden, sind die ersten, die Bayern verlassen. Auch der Kuckuck oder die Nachtigall gehören zu diesen Langstreckenziehern.
„Mit den schrillen Mauerseglerrufen verschwindet für viele auch ein typischer Klang des Sommers. Daher können sich die geschickten Flieger nicht so unauffällig aus dem Staub machen wie so manch andere Vogelart“, sagt Angelika Nelson. Nach der Brutzeit und noch bevor sie abfliegen, erneuern sie ihr Federkleid. Vor allem die Schwung- und Schwanzfedern sind essenziell für optimale Flugfähigkeit. „Zu dieser sogenannten Mauser suchen Vögel oft besonders nahrungsreiche Gebiete auf oder finden sich mit Artgenossen in großer Zahl zusammen. Gemeinsam sind sie bei der Nahrungssuche sicher vor Fressfeinden”, weiß die LBV-Ornithologin. So kann man in den nächsten Wochen auch Trupps von Schwalben und Staren beobachten. Besonders in Feuchtgebieten und an großen Seen finden sich immer mehr rastende Vögel, wie Enten- und Gänsevögel, ein. Darunter sind auch die ersten Durchzügler aus dem hohen Norden. Kurzstreckenzieher, wie Hausrotschwanz, Kiebitz oder Feldlerche, bleiben noch bis in den Herbst in Bayern. Der Vogelzug erreicht seinen Höhepunkt dann im Oktober.

Jetzt schon für kommendes Jahr vorsorgen

Wer in diesem Jahr Mauersegler unter dem Dach hatte, kann sich bereits auf das nächste Frühjahr freuen: „Mauersegler bleiben ihrem Nistplatz treu und kommen in der Regel an den gleichen Ort zurück“, weiß die Ornithologin vom LBV. Wer Mauersegler im Umfeld beobachtet hat und ihnen zur Brut verhelfen möchte, kann jetzt schon für die kommende Saison vorbereiten: „Gebäudebrüter leiden zunehmend unter Wohnungsnot. Es hilf ihnen deshalb, wenn wir passende Nistkästen aufhängen. Zusätzlich brauchen sie ausreichend Insektennahrung. Wer seinen Garten naturnah, insekten- und damit vogelfreundlich gestaltet, unterstützt Mauersegler und andere Insektenjäger – und als sehr angenehmen Nebeneffekt, schützt man sich damit selbst vor lästigen Schnaken im Garten“, so Angelika Nelson.
(Quelle. Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)

Jetzt den Kranichzug über Bayern erleben

Jetzt den Kranichzug über Bayern erleben

München / Bayern – Deutschland- und europaweit ist der Zug der Kraniche in vollem Gange. Auf ihrer neuen Route entlang des Alpenrandes nach Westen wurden in den vergangenen Tagen im Landkreis München sowie in Regensburg und Landshut größere Trupps der ruffreudigen Zugvögel beobachtet beziehungsweise gehört. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) erwartet deshalb in den kommenden Tagen weitere ziehende Kraniche am Himmel über Bayern.

Wer in den Genuss dieses Herbstschauspiels kommen will, dem empfehlen die Naturschützer: Kopf hoch und Ohren auf! „Die Großvögel ziehen mit einer Geschwindigkeit von 50 bis 70 Kilometern pro Stunde und sind aufgrund ihrer V-förmigen Formation und den trompetenartigen, melancholischen Rufen leicht zu erkennen“, erklärt die LBV-Ornithologin Dr. Alexandra Fink.

Hundertausende Kraniche haben sich in den letzten Wochen auf den Weg in ihre Winterquartiere in Südwesteuropa und Nordafrika gemacht. Dabei überfliegen viele von ihnen seit wenigen Jahren auch Bayern. „Vor allem entlang der Flüsse Isar, Lech und Würm stehen die Chancen für Kranichbeobachtungen in den nächsten Tagen gut. Von dort stammen auch die meisten der bisher eingegangen Meldungen“, erklärt die LBV-Expertin. Diese noch junge südliche Alpenzugroute entlang der Donau nutzen osteuropäische Kraniche, die vom größten europäischen Rastplatz im Nationalpark Hortobágy in Ungarn kommen.

Es geht Richtung Frankreich

„Die derzeit über Bayern zu beobachtenden Kraniche kommen über den baltisch-ungarischen Zugweg von Ungarn über Österreich, queren Südbayern in west-südwestlicher Richtung und fliegen weiter entlang der Alpen, um schließlich in der Camargue im Süden Frankreichs zu rasten“, weiß Alexandra Fink. Warum sich diese neue Zugroute so etabliert hat, ist nicht eindeutig zu erklären und hängt mit vielen Faktoren zusammen.
Kraniche orientieren sich bei ihrem Zug an Landmarken wie Flüssen und Berggipfeln. Sie ziehen bevorzugt bei Hochdruckwetter, da sie dann von den östlichen Winden mitgetragen werden und dadurch Kraft sparen können. Die kräftigen und erfahrenen Tiere fliegen an der Spitze, gefolgt von Familien mit durchschnittlich zwei Jungtieren. Bei günstigen Flugbedingungen können die bis 1,30 Meter großen Tiere ohne Halt bis nach Südeuropa fliegen. „Die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass dabei zwischen Mitte Oktober und Mitte November die meisten Kraniche durch Bayern ziehen“, sagt Fink.

Kranich wird als „Glücksvogel“ verehrt

Dass es wieder Kraniche über Bayern zu sehen gibt, ist jahrzehntelangen Schutzbemühungen zu verdanken, durch die sich die Bestände in ganz Europa erholt haben. So ist der in vielen Ländern als „Glücksvogel“ verehrte Vogel heute auch in Bayern wieder mit etwa 30 Revierpaaren vertreten, die meisten davon in der Oberpfalz. Um den Kranich auch langfristig zu unterstützen, ist der Schutz von Feuchtgebieten laut LBV essenziell.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)

Faszination Vogelzug

Faszination Vogelzug

Hilpoltstein / Bayern – Ende September erreicht auch dieses Jahr wieder ein beeindruckendes Naturschauspiel seinen Höhepunkt: Mehr als 50 Millionen Zugvögel verlassen aktuell ihre Brutgebiete in Bayern, um in Südeuropa oder Afrika zu überwintern. Zusätzlich überqueren 300 Millionen weitere Zugvögel den Freistaat, rasten an geeigneten Plätzen und ziehen dann weiter in ihre südlichen Winterquartiere.

Im Rahmen der europaweiten Aktion Birdwatch lädt der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) am Wochenende vom 30. September bis 1. Oktober dazu ein, den Vogelzug hautnah mitzuerleben. Bei zahlreichen Veranstaltungen und Exkursionen haben Teilnehmende die Möglichkeit, durchziehende Vögel zu beobachten, zu bestimmen und zu zählen. Ziel dieser Aktion ist es, auch auf die grenzüberschreitende Bedeutung des Vogelschutzes aufmerksam zu machen. „Am Birdwatch-Wochenende greifen Vogelfreund in ganz Europa zu den Ferngläsern und spähen in den Himmel. Die Beobachtungen helfen dabei, Veränderungen in Flugrouten oder Zugzeiten festzustellen. So erlangen wir unter anderem Kenntnisse darüber, wie die Klimakrise oder der Verlust natürlicher Lebensräume das Zugverhalten beeinflussen“, sagt die LBV-Vogelexpertin Dr. Angelika Nelson. Mit fünf wissenswerten Fakten gibt der LBV spannende Einblicke in das Phänomen Vogelzug. Alle Infos zu LBV-Veranstaltungen am Birdwatch-Wochenende gibt es unter www.lbv.de/birdwatch.

Fünf wissenswerte Fakten über Zugvögel
1. Wann geht’s los und wohin?
Wenn die Tage kürzer werden, die Sonnenstunden abnehmen und immer weniger Insekten unterwegs sind, ist für viele Vögel in Bayern die Zeit gekommen sich auf den Weg Richtung Süden zu machen. „Zugvögel verfügen über eine Art innere Uhr, die ihnen mitteilt, wann es Zeit für den Aufbruch ist“, erklärt Angelika Nelson. Einige sammeln sich in großen Schwärmen, andere brechen im Familienverband oder allein auf. „Ein innerer Kompass sowie die Streckenlänge sind bei vielen Arten, wie zum Beispiel dem Kuckuck oder dem Weißstorch, vererbt. Junge Gänse hingegen lernen die Zugroute mit Rastplätzen und den geeigneten Überwinterungsort bei der ersten Reise von ihren Eltern“, so die LBV-Vogelexpertin. 
 
2. Kommen Zugvögel auch nach Bayern?
Manche Vogelarten verbringen scheinbar das ganze Jahr im Freistaat. Doch dieser Eindruck kann täuschen. Ein Teil der bayerischen Rotkehlchen, überwiegend die Weibchen, zieht beispielsweise im Winter nach Italien oder auf die iberische Halbinsel. Rotkehlchen aus Nord- und Osteuropa kommen dagegen nach Bayern, um zu überwintern. „Bei Rotkehlchen und ähnlich auch bei Amseln kommt es zu einer Art Schichtwechsel: die Bayerischen fliegen ein Stück weiter in den Süden und die Nordischen kommen zu uns“, so Angelika Nelson. 
 
3. Fliegen in großer Schar 
Ein beeindruckendes Schauspiel sind die spektakulären Flugformationen der Stare. Sie schließen sich nach der Brutsaison zu Scharen mit bis zu 1.000 Tieren zusammen. Ihre riesigen, schwarzen Schwärme sehen aus der Entfernung aus wie eine große, synchron ziehende Wolke. Faszinierend zu beobachten ist dabei, dass die Vögel nie zusammenstoßen. „Jeder Star achtet auf bis zu sieben Schwarmnachbarn und versucht zu diesen Vögeln immer dieselbe Position einzuhalten. Jede Richtungsänderung reißt somit auch den Schwarmgenossen mit. Die Summe der Einzelentscheidungen ergibt dann das, was wir als sich einheitlich bewegende Wolke wahrnehmen“, erklärt die LBV-Vogelexpertin. Die Gruppe bietet dem einzelnen Vogel Schutz vor Beutegreifern, wie zum Beispiel Wanderfalken.
 
4. Tag oder Nacht?
Greifvögel wie Wespenbussard oder Rotmilan fliegen am Tag. Sie nutzen die Thermik, um aufzusteigen und dann in großen Höhen zu ziehen. Im Gegensatz dazu brechen die meisten Singvögel bei sternenklarem Nachthimmel zwischen Dämmerung und Mitternacht auf. Sie fliegen im Schutz der Dunkelheit, da sie tagsüber leichte Beute für größere Greifvögel wären. An der Konstellation des Sternenhimmels orientieren sie sich außerdem. „In der Nacht ist es zudem kühler, so überhitzen die Vögel nicht so schnell. Denn die Muskeln produzieren durch den steten Flügelschlag viel Wärme“, sagt die LBV-Biologin.
 
5. Bleiben oder fliegen?
Vor allem insektenfressende Vögel finden in den kälteren Monaten nicht genügend Nahrung in Bayern. Mauersegler oder Braunkehlchen verbringen die kalte Jahreszeit deshalb weit im Süden und überqueren auf ihrer Reise als Langstreckenzieher sogar die Sahara. Mönchsgrasmücke, Singdrossel oder Zilpzalp überwintern als Kurzstreckenzieher im Mittelmeerraum oder dem nördlichen Afrika. „Weil die Winter im Durchschnitt immer milder werden, bleiben jedoch immer mehr Vögel in ihren Brutgebieten. So ist es keine Seltenheit mehr, einen Zilpzalp oder eine Mönchsgrasmücke mitten im Winter an der Futterstelle in Bayern zu entdecken“, sagt die LBV-Biologin. Vögel wie Buchfink, Sperlinge sowie Kohl- und Blaumeise, die sich hauptsächlich von Körnern und Sämereien ernähren, finden auch im Winter genügend Futter und bleiben ganzjährig in Bayern.
 
Hintergrundinformationen zum Vogelzug in Bayern 
Die beim Birdwatch gesammelten Daten geben Einblicke in Veränderungen der Vogelwelt und zeigen auf, für welche Vogelarten sich Artenschützer besonders einsetzen müssen. Denn der Zug und die Überwinterung birgt für viele Arten ein großes Risiko. Noch immer werden Vögel in manchen Ländern gejagt, Rastplätze werden trockengelegt oder abgeholzt und in den Brutgebieten schwinden Nahrung und geeignete Brutplätze. Hinzu kommen globale Veränderungen durch die Klimakrise. „Auch in Bayern nehmen die Bestände von immer mehr Vogelarten drastisch ab. Einstige Allerweltsvögel wie Kiebitz und Feldlerche sind inzwischen als gefährdet eingestuft“, sagt Angelika Nelson. Mit zahlreichen Schutzprojekten hilft der LBV, Rast- und Brutplätze für gefährdete Vögel sicherzustellen. 
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)

 

Rauchschwalben sagen „Bis bald“

Rauchschwalben sagen „Bis bald“

Hilpoltstein / Bayern – Glücksbotinnen sagen „Bis bald“: In den kommenden Wochen machen sich die heimischen Rauchschwalben auf ihren Weg in den Süden. Diesen Anlass nutzen der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und der Öko-Verband Naturland, um eine Bilanz der ersten Saison des gemeinsamen Rauchschwalben-Projekts zu ziehen.

„Es ist beeindruckend, wie viel Interesse und Herzblut die Menschen für die Schwalben aufbringen. Sowohl die Berater als auch Landwirt sind mit vollem Einsatz dabei und setzen sich für ‘ihre Schwalben’ ein“, sagt Rieke Wüpping, LBV-Rauchschwalbenexpertin. Gut 100 Naturland-Betriebe in ganz Deutschland haben sich im ersten Projektjahr für die Rauchschwalbe engagiert. Das Verbundprojekt wird finanziert vom Bundesamt für Naturschutz.
Die Schwalben sind nicht nur als Glücksbotinnen willkommen, sondern haben darüber hinaus auch einen ganz praktischen Nutzen für die Betriebe. Carolin Pieringer von der Beratung für Naturland betont: „Zu viele Fliegen im Stall bedeuten Stress für die Kühe. Rauchschwalben, die in den Ställen nisten und dort auf die Jagd gehen, helfen dabei, dieses Problem in den Griff zu kriegen. So leisten sie auch einen Beitrag zur Tiergesundheit in der Milchviehhaltung.“

Regnerische Wetter führte zu Rauchschwalben Stau

Im Rahmen des Projekts meldeten die Naturland-Landwirte dem LBV im Frühjahr auch, wann die Rauchschwalben aus dem Süden auf die bayerischen Höfe zurückkehrten. „Viele Landwirte berichteten uns, dass in diesem Jahr weniger Schwalben und diese deutlich später als üblich ankamen. Das regnerische Wetter führte zu einem regelrechten Stau der Rauchschwalben an den Alpen. Teils bis in den Juni hinein kamen noch Vögel an, statt wie sonst bis Ende April und Anfang Mai“, so Rieke Wüpping. Das nasskalte Frühjahr, in dem die Schwalben weniger Insekten jagen konnten, verzögerte auch den Brutbeginn in diesem Jahr. An den heißen Sommertagen trockneten die Lehmpfützen aus, die Schwalben als Nistmaterial nutzen. Auch Nesträuber, wie der Marder, machen es den Rauchschwalben schwer. Trotzdem bauten die Vögel vielerorts fleißig und besserten die alten Nester aus.

Um auch langfristig die Rauchschwalbe zu unterstützen, haben rund 35 engagierte Naturland-Berater an einer ersten Online-Schulung teilgenommen. Sie lernten Wissenswertes über die Gefährdungen aber auch den Schutz von Rauchschwalben und können so Landwirte beim Vogelschutz besser unterstützen. „Seit wir unsere Ställe nach der Hofübernahme vor drei Jahren wieder zugänglich gemacht haben, kommt zu uns jedes Jahr ein weiteres Schwalbenpaar“, berichtet Naturland-Landwirtin Katrin Kriebel aus Breitenbrunn im Allgäu. „Wir haben ein paar neue Schwalbennisthilfen angebracht, aber auch die alten Nester wurden gut angenommen. Zudem habe ich eine Lehmpfütze täglich nass gehalten, die sogar die Mehlschwalben vom 300 Meter entfernen Hof fleißig besucht haben.“ Auch im kommenden Sommer wollen sich  LBV und Naturland wieder mit Schulungen, Nisthilfen und viel Herzblut für die Rauchschwalben einsetzen.
Weitere Informationen zum Rauchschwalben-Projekt unter www.lbv.de/rauchschwalben-projekt
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild Symbolfoto re)