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Totholzhecke im Garten: vielfältiger Lebensraum für Tiere

Totholz Copyright BNA/IVH

Josefa Staudhammer

Ihr Traumberuf ist Journalistin. Sie steht zwar noch am Anfang ihrer Karriere, hat aber schon einige Erfahrung auf diesem Gebiet sammeln dürfen. Besonders am Herzen liegt ihr die Vernetzung von Innpuls.me mit Social Media. Außerdem ist sie Euere Ansprechpartnerin für Interviews und Jugendstorys aus der Region Rosenheim.

5. September 2024

Lesezeit: 3 Minute(n)

Deutschland / Bayern / Rosenheim – Totholz dient als Lebensraum für viele Organismen, von Bienen und Käfern bis hin zu kleinen Säugetieren. Ein Totholzhaufen im Garten kann so vielen Tieren ein schönes Zuhause bieten.  

Die Ursprünge der Totholzhecke

Die Brüder Heinrich und Hermann Benjes haben Totholzhecken erfunden. Für solche nach ihnen benannten Benjes-Hecken werden unter anderem Äste und Zweige locker übereinander gestapelt, eine biologische Verwertungsmöglichkeit für Grünschnitt und zugleich ein neuer Lebensraum für Tiere und Pflanzen, die sich auf natürliche Weise ansiedeln. Nach einer gewissen Zeit ist die Hecke eingewachsen und unterscheidet sich nicht mehr wesentlich von gewöhnlichen Hecken.

Mit Hammer und Pfosten

Der Standort spielt für das Gelingen des Projekts kaum eine Rolle. Im Schatten, Halbschatten oder in der Sonne werden sich verschiedene Pflanzen ansiedeln, je nach deren Präferenz.
Für den Bau unentbehrlich sind Vorschlaghammer und Metermaß. Sonst werden nur wenige Materialien benötigt. Die Pfosten zur Stabilisierung der Benjes-Hecken sollten aus stabilem und witterungsbeständigem Holz sein, wie Kiefer oder Lärche. Alternativ kann auch korrosionsbeständiges Metall verwendet werden. Für die Abstände ist in erster Linie der eigene Geschmack maßgebend. Bewährt haben sich Zwischenräume von 40 bis 100 Zentimetern. Je kürzer, desto mehr Stabilität. Die Tiefe der Hecke kann zwischen 50 und 100 Zentimetern betragen. Am besten ein Maß wählen, das die Arbeit an der Hecke nicht zusätzlich erschwert. Sobald alle Pfosten mindestens 30 Zentimeter tief in der Erde stecken, kann man damit beginnen, die Benjes-Hecke aufzufüllen. Mit den Jahren werden vielleicht einige Stützpfosten morsch. Diese sollte man dann durch neue Pfosten ersetzen.

Schicht für Schicht gut gepflegt

Die Gestaltung und richtige Pflege beginnt bereits mit der Wahl des Füllmaterials. Eine hervorragende Grundlage sind frische Zweige von Obstbäumen oder Heckenpflanzen. Eine Ausnahme dabei ist der Kirschlorbeer, denn sein Laub braucht Jahre, um zu verrotten. Wegen des Harzgehaltes sollte man auch auf frische Äste von Nadelgehölzen verzichten. Bei der Erstbefüllung sollte das Füllmaterial aus den Zweigen etwas verdichtet werden. Ist dies geschehen, werden die ersten Pflanzen, die davon profitieren möchten, nicht lange auf sich warten lassen. Brombeere und Brennnessel zum Beispiel besiedeln die Benjes-Hecke in der Regel sehr schnell. Ihren Wuchs daher anfangs besser radikal zurückschneiden, damit auch andere Pflanzen eine Chance bekommen. Vor allem den Rückschnitt von Brombeeren nicht wieder als Füllmaterial in die Benjes-Hecke einbringen. Denn Brombeeren wachsen nicht nur sehr schnell, das Schnittgut zieht bei geeigneten Bedingungen auch wieder Wurzeln. Die Beeren würden die Totholzhecke bald komplett vereinnahmen.
Soll sich die Totholzhecke möglichst rasch entwickeln, kann sie auch aktiv bepflanzt werden: Königskerze, Natternkopf, Kornelkirsche, Weißdorn und Staudenwicke sind nur ein paar Beispiele geeigneter Pflanzen.
Für die dauerhafte Gestaltung gibt es keine Normen oder Konventionen. Von Zeit zu Zeit sollte nur neues Schnittgut oder vielleicht auch etwas Erde nachgefüllt werden. Zudem sind unbedingt die vom Bundesnaturschutzgesetz vorgegeben Schnitt- und Pflegezeiten zu beachten: Das heißt kein größerer Rückschnitt an Bäumen oder Sträuchern zwischen 1. März und 30. September. Denn das stört brütende Vögel und zerstört gegebenenfalls auch ihr Nest.

Eine Biene
Welche Tiere finden Zuflucht?

Totholz ist ein wertvoller Lebensraum für viele wirbellose Tiere, etwa für Wildbienen, Käfer, Spinnen und viele mehr. Auch Vögel wie Amseln, Heckenbraunellen oder der Zaunkönig, einer der kleinsten europäischen Vögel, schätzen die Rückzugsmöglichkeiten in der Hecke. Sie bauen dort Nester und ziehen ihre Jungen auf. Je tiefer die Totholzhecke ist, umso schwerer kommen auch Katzen und andere Räuber an die darin lebenden Tiere heran.
Säugetiere wie Siebenschläfer nisten sich ebenfalls gerne ein. Igel etwa können in der Hecke gut isoliert ihren Winterschlaf halten und finden dort auch zu anderen Zeiten ein sicheres Versteck.
Destruenten wie Regenwürmer zersetzen altes und morsch gewordenes Einfüllgut. Das macht es gelegentlich notwendig, die Hecke mit neuem Material aufzufüllen. Wegen der mittlerweile eingezogenen tierischen Untermieter aber bitte nicht mehr verdichten, sondern einfach nur neues Material auf das alte legen.

Gut geschützt

Die Europäische Vogelschutzrichtlinie und das Bundesnaturschutzgesetz stellen alle in Europa vorkommenden Vögel und Wildbienen unter Schutz. Eine Benjes-Hecke, auch wenn sie noch so klein ist, kann dazu beitragen, viele bedrohte Arten in ihrem Fortbestehen zu unterstützen.
Totholzhecken sind in hiesigen Gärten noch nicht sehr verbreitet. Dabei bieten sie eine effektive Möglichkeit, anfallenden Grünschnitt unterzubringen und gleichzeitig einen neuen Lebensraum zu schaffen. Oft fehlen gerade in neu angelegten Gärten Strukturen für die heimische Flora und Fauna. Solche Strukturen kann Totholz liefern.
Zudem ist jede Benjes-Hecke ein Unikat und eine Auflockerung für den Garten. Die Entwicklung und die neuen Bewohner im heimischen Garten beobachten zu können, bietet Natur- und Gartenfreunden interessante Erfahrungen.
(Quelle: Pressemitteilung BNA/IVH / Beitragsbild: Copyright BNA/IVH, Foto Symbolfoto re)

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