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Weißstorchenjahr mit Höhen und Tiefen

Vier Weißstörche in einem Nest

Josefa Staudhammer

Ihr Traumberuf ist Journalistin. Sie steht zwar noch am Anfang ihrer Karriere, hat aber schon einige Erfahrung auf diesem Gebiet sammeln dürfen. Besonders am Herzen liegt ihr die Vernetzung von Innpuls.me mit Social Media. Außerdem ist sie Euere Ansprechpartnerin für Interviews und Jugendstorys aus der Region Rosenheim.

25. September 2024

Lesezeit: 3 Minute(n)

Hilpoltstein / Bayern – Roter Schnabel, lange Beine und weißes Gefieder: Mit seinem markanten Aussehen sitzen die Weißstörche noch auf Bayerns Dächern oder machen sich schon auf den Weg in den Süden. Zum Ende des Sommers zieht der LBV Bilanz, wie es dem eleganten Schreitvogel in diesem Jahr ergangen ist.

Auch wenn mit über 1.200 Brutpaaren die Bestandszahlen dieser Art stabil sind, hatte der Weißstorch kein leichtes Jahr. „Der starke Dauerregen in ganz Südbayern hat dazu geführt, dass weniger Jungtiere überlebt haben. Bei einigen jungen Störchen bildete sich durch Nahrungsmangel auch kein normales Gefieder aus“, so Oda Wieding, LBV-Weißstorchexpertin.
Auch wenn die aktuelle Brutsaison noch nicht vollständig abgeschlossen ist, liegen dem LBV schon erste Daten zur Anzahl der flügge gewordenen Jungstörche vor. „Die heftigen und langanhaltenden Regenschauer im Mai und Juni haben sowohl in Schwaben als auch in Ober- und Niederbayern und Teilen von Mittelfranken dazu geführt, dass viele Jungstörche nicht groß geworden sind. Die Jungvögel sind an Nahrungsmangel und Unterkühlung gestorben“, sagt Oda Wieding. So wurden zum Beispiel südlich des Ammersees von 60 bis 70 Prozent der Nester Komplettverluste gemeldet, im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen sind an 90 Prozent der Nester alle Jungen eingegangen. Trotz dieser Verluste durch den Starkregen sorgen stabile Bruterfolge in Nordbayern dafür, dass der Gesamtbruterfolg nicht so schlecht ausfällt wie zum Beispiel im Jahr 2013 während des damaligen Jahrhunderthochwassers.

Der Regen macht Probleme

Der starke Regen brachte allerdings ein weiteres Problem mit sich: Mit nassem und schwerem Gefieder fliegen die Altvögel bei Dauerregen kaum los, um für sich und ihre Jungtiere nach Nahrung zu suchen. Bei älteren Jungvögeln traten deshalb vereinzelt Mangelernährungen und Entwicklungsstörungen auf, zum Beispiel konnten Schwungfedern nicht ordentlich ausgebildet werden. Es entsteht ein sogenanntes Hungergefieder. „Solche Jungvögel tun sich schwer mit dem Fliegen, landen meist erstmal auf dem Boden in Nestnähe und benötigen Ruhe und Platz zum weiteren Training der Flugmuskulatur auf den ortsnahen Wiesen“, erklärt die LBV-Weißstorchexpertin. Obwohl diese Jungvögel auch eine Chance auf normalen Abflug haben, wurden einzelne von ihnen von Bürgern zu Pflegestellen gebracht. Dabei haben die Störche selbst Strategien, um sich zu helfen: Beim nächsten Gefiederwechsel wachsen den Vögeln neue Federn nach.
Der LBV erhält regelmäßig Rückfragen, warum Horstbetreuer bei solchen Ereignissen nicht eingreifen. „So traurig diese Verluste auch sind, ist das der Lauf der Natur. Im Vogel- und Naturschutz geht es darum, die Erhaltung der Art zu sichern, aber nicht einzugreifen, wenn einzelne Tiere an natürlichen Ursachen sterben“, so Oda Wieding. Zudem dürfen Wildtiere nicht ohne Weiteres aus dem Horst oder Nest genommen werden. Das ist laut Bundesnaturschutzgesetz verboten und im Zweifelsfall sogar strafbar.

Auch 2024 siedeln Brutpaare an neuen Plätzen

Seit der Jahrtausendwende nimmt der Bestand der Weißstörche in Bayern kontinuierlich zu, sodass der LBV 2024 erneut mehr brütende Weißstorchenpaare als im Vorjahr erfassen konnte. „Dieses Jahr gab es allein im Landkreis Ansbach 30 Brutpaare, die sich neu angesiedelt und ein Nest gebaut haben. Vermutlich sind uns einige Nester auch noch nicht bekannt. Auch in Nord- und Ostbayern steigt der Bestand langsam an. Brutpaare siedeln ein zweites Mal an bekannter Stelle und es bilden sich Kolonien mit mehreren Brutpaaren in einem Ort, wie zum Beispiel in Bayreuth und Regenstauf.

Bayernkarte mit Weißstorch-Nestern

Die Weißstorchkarte des LBV zeigt eine Übersicht der aktuell besetzten Nestern unter www.lbv.de/storch. „Dort kann jede und jeder nachschauen, ob das jeweilige Nest und die aktuellen Informationen zur Brut oder dem Nachwuchs schon vermerkt wurden. Ansonsten können Daten uns gern gemeldet werden“, so die LBV-Biologin. „Wir freuen uns über jeden Weißstorchfan, der ein neues Nest für uns im Auge behält, am besten längerfristig. Das hilft uns den Bestand zu überwachen.“ Jeder, dem vor Ort ein neues Storchenpaar auffällt, kann dies dem LBV per E-Mail melden an weissstorch@lbv.de.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)

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