Holzkirchen / Bayern – Die Bayerische Regiobahn (BRB) freut sich, dass nach zwei trüben Corona-Jahren zu Pfingsten das Fahrgastniveau von 2019 wieder erreicht wurde. Ohne Zweifel habe hierzu auch das 9- Euro-Ticket beigetragen. Allerdings bedauert die BRB die vielen Baustellen auf ihren Linien, die zwar langfristig die Infrastruktur verbessern sollen, jedoch bis dahin Fahrgästen und Eisenbahnunternehmen viel Geduld in den verspäteten Zügen abverlangen.
Nun kommen auch noch die vielen Langsamfahrstellen hinzu, die die zuständige DB Netz AG angeordnet habe. Diese betreffen die ohnehin schon baustellenbetroffene Strecke München – Salzburg und dort insbesondere den Abschnitt zwischen Rosenheim und München. An diesen Langsamfahrstellen im Netz Chiemgau-Inntal dürfen die Züge nun statt der dort üblichen 140 Stundenkilometer teilweise nur noch mit 20 km/h fahren. Zusammen mit den ohnehin laufenden Baumaßnahmen sei es inzwischen unmöglich, dort irgendeinen Zug pünktlich zu fahren. „Über Verspätungen ärgern sich unsere Fahrgäste verständlicherweise und wir tun alles dafür, immer pünktlich zu fahren, aber mit diesen Langsamfahrstellen ist es überhaupt nicht mehr zu schaffen“, erklärt BRB-Geschäftsführer Arnulf Schuchmann.
Kein Verständnis mehr
für Strafzahlungen
Wofür er darüber hinaus kein Verständnis mehr hat, sind die Strafzahlungen, sogenannte Pönale, die die BRB für die vielen Verspätungen zahlen muss. „Natürlich hat Sicherheit absolute Priorität, aber dann ist es nicht einzusehen, dass wir noch Millionen an Strafzahlungen aufgebrummt bekommen. Schließlich sind wir nicht der Verursacher, haben den betrieblichen Ärger und müssen uns natürlich auch vor unseren Fahrgästen rechtfertigen“, ärgert er sich. „Ich hoffe, dass die Länder mit ihren Aufgabenträgern von der Pönalisierung zurücktreten. Das wäre eine kurzfristige Erleichterung für uns Eisenbahnverkehrsunternehmen, die wir durch Corona finanziell zum Teil immer noch schwer gebeutelt sind.“
Masterplan Schienenverkehr mit
Modernisierungsplan unausweichlich
Arnulf Schuchmann schätzt, dass inzwischen rund 90 Prozent der Verspätungen auf die „marode und vollkommen veraltete Infrastruktur“ zurückzuführen sind. Kürzlich hatte Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG, in einer Pressekonferenz von mangelnder Kapazität und überalterten Anlagen gesprochen, die störanfällig seien. Da gibt ihm der BRB-Geschäftsführer uneingeschränkt recht und unterstützt Lutz in seiner Aussage, dass ein rasch umzusetzender Masterplan Schienenverkehr mit einem Modernisierungsplan unausweichlich sei. „Wir sehen uns ständig mit Baumaßnahmen konfrontiert, die am Ende nur als Flickwerk bezeichnet werden können und kommen mit den Planungen von Schienenersatzverkehr und ähnlichem kaum noch hinterher, von der Fahrgastinformation ganz zu schweigen“, sagt er.
Qualitätsversprechen
statt Wirtschaftsergebnisse
Der Gesellschafter der BRB, die Transdev-Gruppe in Deutschland, fordert eine gemeinsame Kraftanstrengung des Bundes als Eigentümer der Deutschen Bahn, aller Aufgabenträger der Länder im Schienenpersonennahverkehr, der Eisenbahnverkehrsunternehmen und der DB Netz AG, um endlich das Konzept der gemeinwohlorientierten Infrastruktur umzusetzen. Tobias Heinemann, Sprecher der Geschäftsführung der Transdev-Gruppe in Deutschland: „Nur eine ausschließlich auf Qualität ausgerichtete Schieneninfrastruktur stellt sicher, dass der öffentliche Eisenbahnverkehr seinen Beitrag zur Verkehrswende leisten kann. Die gegenwärtig katastrophale Qualität in der Schieneninfrastruktur muss endlich ein Ende haben. Hierzu sind strukturelle Reformen überfällig, die sicherstellen, dass die DB Netz AG endlich nicht mehr über Wirtschaftsergebnisse, sondern über ein Qualitätsversprechen geführt wird.“
(Quelle: Pressemeldung Bayerische Oberlandbahn GmbH / Beitragsbild: Symbolfoto re)