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Erste Gewerkschaftsbienen Bayerns

Blume mit Biene

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

6. November 2021

Lesezeit: 3 Minute(n)

Rosenheim / Bayern – Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat Tausende neue Mitarbeiter bekommen. Sie sind genügsam, arbeiten emsig und wohnen alle zusammen direkt bei ihrer neuen Arbeitsstelle. Die Rede ist von Bienen. Unter dem Motto „Biene und Gewerkschaft – Zusammenleben in Solidarität“ hat der Stadt- und Kreisverband des Deutschen Gewerkschaftsbundes in der Brixstraße Rosenheim – und damit mitten in der Innenstadt – in seinem kleinen dazugehörigen Gärtchen zwei Bienenkästen und ein Wildbienenhaus aufgestellt. Gewerkschafter und Hobbyimker Andreas Geltinger wird sich in Zukunft um die neuen Mitarbeiter kümmern. Diese sind schon eifrig bei der Arbeit.

Der Herr in grünem Hemd ist Gewerkschafter und Hobbyimker Andreas Geltinger. Fotos: DGB Rosenheim / Beitragsfoto: Staudhammer

Zum Hobbyimker wurde Andreas Geltinger durch einen Zufall: 2014 siedelte sich ein Honigbienenschwarm in einem Holzbau auf dem Nachbargrundstück an. „Ich und meine Frau haben die Bienen dann immer beobachtet und waren unglaublich fasziniert“, erinnert sich der Rosenheimer. Die beiden haben angefangen, sich über Bienenhaltung zu informieren. Schließlich fassten sie den Entschluss, das von einem Imker ausgebüchste Bienenvolk unter ihre Fittiche zu nehmen. „Auf diese Art und Weise kommen tatsächlich viele Menschen zur Imkerei“, weiß Andreas Geltinger.
Einfach mal so ein Bienenvolk auf seinem Grundstück einziehen zu lassen, sei aber keine gute Idee, auch wenn es in den vergangenen Jahren selbst bei einigen Discountern die Grundausstattung für die Imkerei für wenig Geld zu bekommen gewesen ist. „Ohne fachliche Schulung sollte man da unbedingt die Finger davonlassen“, so der Hobby-Imker. Die Hege und Pflege der Bienen sei mit finanziellem und zeitlichem Aufwand verbunden – was die Honigernte leider niemals wett machen könne. „Man muss für die Imkerei einfach eine Leidenschaft haben. Sonst bringt es nichts.“
Andreas Geltinger hat diese Leidenschaft. Auf seinem Grundstück in Westerndorf St. Peter und auf mehreren anderen Standorten wohnen mittlerweile insgesamt 18 Völker. „In den Sommermonaten hat man damit sehr viel Arbeit“, erzählt er. Aber das nimmt er und seine Frau in Kauf. Denn im Gegenzug bekommen sie interessante Einblicke in das Leben eines Bienenstaates.

„Grüne Wüste“
auf dem Land

Fakt ist: Bienen haben es gerade auf dem Land zunehmend schwer, Nahrung zu finden. Andreas Geltinger spricht in diesem Zusammenhang von „grünen Wüsten“, auf denen es für die fleißigen Bestäuber kaum mehr was zu holen gäbe. Mais liefert keinen Nektar und Grünland wird vor der Blüte gemäht. In ackerbaulichen Kulturen können sie in Gefahr geraten durch Pestizide zu sterben. Die Schuld sieht der Rosenheimer aber nicht bei den Landwirten: „Da gibt es viele, die wollen im Einklang mit der Natur leben und arbeiten, aber sie können es nicht wegen wirtschaftlicher Zwänge.“
Bienen in den Städten gehe es da heutzutage wesentlich besser. „Da blüht immer irgendetwas“, weiß der Bienen-Fachmann. Insbesondere in der Rosenheimer Innenstadt mit seinen vielen bepflanzten Verkehrsinseln, Baumalleen, Balkonen, Gärten und Parkanlagen würden die fleißigen Insekten immer einen voll gedeckten Tisch vorfinden.

DGB will mit Bienenprojekt
ein Zeichen setzen

Der DGB will mit dem Bienenprojekt ein Zeichen setzen, dass der Klimawandel ein Problem ist, das alle angeht. „Das Projekt des DGB ist zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber es hat Symbolcharakter“, so der DGB. Man wolle, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in die erforderlichen Änderungen eingebunden sind und dass niemand auf der Strecke bleibe: „Veränderungen müssen ökologisch und sozial sein. Was ist ökologischer und sozialverträglicher als den Ertrag pro Hektar durch bessere Bestäubung zu erhöhen?“
Das Bienenprojekt des DGB ist durchdacht. Es wurden nicht irgendwelche Bienenkästen beim billigsten Anbieter gekauft. Die Bienenkästen stammen von einer Behindertenwerkstätte und wurden in Deutschland hergestellt. Außerdem wurde auch an die Wildbienen gedacht. Das Wildbienenhotel ist Eigenbau.
Den Honig, den die ersten Gewerkschaftsbienen Bayerns produzieren, soll dann an Mitglieder der Gewerkschaft verkauft werden. Andreas Geltinger rechnet mit einem Ertrag von circa 20 Kilo. Die starke Verkehrsbelastung in der Innenstadt dürfte sich nach Ansicht des Gewerkschafts-Imkers auch nicht negativ auf die Qualität des Honigs auswirken.

Weitere Infos zum Thema Bienen finden sich hier:

 

Unser Basteltipp für die kleinen Leser von Innpuls.me:

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