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Wie geht es mit den Mahnwachen weiter?

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

9. März 2022

Lesezeit: 5 Minute(n)

Rosenheim – Seit vielen Monaten gibt es Demonstrationen und Kundgebungen von Menschen, die nicht mit den Corona-Regeln einverstanden sind – auch bei uns in Rosenheim. Am 20. März sollen die meisten Corona-Beschränkungen enden – darauf haben sich Bund und Länder geeinigt. Damit gibt es dann auch für die Gegner der Corona-Maßnahmen keinen Grund mehr für Mahnwachen und Co. Oder? Innpuls.me hat darüber mit Peggy Galic, Mit-Organisatorin der Mahnwache Rosenheim gesprochen.

Frage: Frau Galic, am 20. März sollen fast alle Corona-Beschränkungen auslaufen. Damit gibt es ab dann ja auch keinen Grund mehr für die Mahnwache Rosenheim, oder?
Antwort: Die Antwort liegt in der Fragestellung. Welche Beschränkungen bestehen bleiben, steht noch nicht fest. Allein die weitere Existenz der Grundrechtsbeschränkungen als sogenannter Basisschutz ohne jegliche Evidenz bestärkt uns darin, dass das Ziel der Mahnwache noch nicht erreicht. Es geht nicht darum, ob wir jetzt wieder ein paar Monate einkaufen, ins Kino oder Restaurant gehen dürfen. Die nächste angebliche Corona-Welle hat Herr Lauterbach bereits angekündigt. Die vergangenen Zwei Jahre haben massive Grundrechtseinschränkungen und die Änderung des Infektionsschutzgesetzes mit sich gebracht. Hinzu kommen neue Aufgaben. Wie sich das Geschehen um die Mahnwache entwickelt, wird die Zeit zeigen.

Frage: Bis zu 4000 Teilnehmer wurden bei den Mahnwachen in Rosenheim in den vergangenen Wochen gezählt. Glauben Sie, dass das Interesse an diesem Thema auch nach dem 20. März so hoch bleibt oder kehrt dann doch mehr Ruhe ein.
Antwort: Solange Mitmenschen auf Ihrer Arbeitsstelle und in ihrem sozialen Umfeld diskriminiert und ausgegrenzt werden, solange werden wir Lichterzüge und Mahnwachen, Autokorso und Schilderaktionen anzeigen. Weitere Entwicklungen wird es geben, an denen sich die Bürger und Bürgerinnen beteiligen können. Wir sind für ein bewusstes Miteinander, für eine empathische Gesellschaft und für mehr Menschlichkeit gegenüber unseren Mitmenschen. All dies finden die Rosenheimer Mitbürger auf der Mahnwache und auf den Lichterzügen – Zusammenhalt und Freunden und Fremden. Natürlich gehe ich davon aus, dass erst einmal etwas Ruhe einkehren wird. Aber nur solange, bis die angekündigte Impfpflicht im Herbst wieder ins Bewusstsein der Bürger dringt. Viele unserer Mitstreiter wissen auch, dass es überhaupt keinen Grund für ein Nachlassen des Protests gibt. Wir sind davon überzeugt, dass die Corona-Kriese zu einem massiven Machtmissbrauch seitens unserer Politiker und immenser Bereicherung durch die Pharmaindustrie und Krankenhausbetreiber auf Kosten der Steuerzahler geführt wird. Das muss aufgeklärt werden und rechtliche Konsequenzen haben.

Frage: Nicht gerade motivierend zum Weitermachen für Sie selbst ist sicherlich die Ordnungsstrafe, die die Stadt jüngst gegen den Organisator der Mahnwache verhängt hat, weil nach Angaben der Polizei zu wenig Ordner vor Ort waren?
Antwort: 
Von einer Anzeige weiß ich nichts, daher kann ich dazu auch nichts sagen. Ja, es gab in der Vergangenheit hin und wieder Ordnungswidrigkeiten seitens der PI Rosenheim. Aber das werden die Gerichte klären zu gegebener Zeit. Meine Motivation nimmt mir das nicht. Es geht hier nicht um mich als Person, sondern um unsere Gesellschaft, um das was Rosenheim ausmacht. Ein Querschnitt der Rosenheimer Mitbürger gibt mir jede Woche bei den Mahnwachen Motivation weiter zu machen. Wir zeigen für unsere Mitmenschen Gesicht und genauso stärken uns unsere Teilnehmer. Ich weiß, das ist für die Rosenheimer Polizei nicht ganz verständlich, aber wir halten zusammen, bis Rosenheim wieder zusammenwächst.

Frage: Wie kam es überhaupt zu der Idee, Mahnwachen in Rosenheim zu organisieren?
Antwort:
Diese Frage muss ich an den Vater der Mahnwache, Lutz Henze weitergeben, da ich selbst erst seit November 2020 dabei bin. Schuld war Markus Söder. Durch ihn wurde Rosenheim vor allen anderen Kreisen in Bayern in den Lockdown geschickt, obwohl sich der damals frisch gewählte Rosenheimer Oberbürgermeister Andreas März dagegen aussprach. Die erste Versammlung war spontan. Zum Schutz der Ausgangssperre, später als verfassungswidrig geurteilt, wurden die nachfolgenden Versammlungen beim Ordnungsamt der Stadt angezeigt.

Frage: Was sind das nach Ihrem persönlichen Eindruck für Menschen, die sich da Woche für Woche im Mangfallpark treffen?
Antwort: Es ist ganz klar die Mitte der Gesellschaft. Ich denke, wir haben es hier mit allen Berufs- und Altersgruppen sowie einem breiten Spektrum politischer Überzeugungen zu tun. Und das ist für mich das Positive an dieser Krise: die Menschen lassen sich nicht spalten. Sie reden miteinander, anstatt sich gegenseitig auszugrenzen. Wir sind tolerant gegenüber anderen Meinungen, solange sie sich im Rahmen unserer Verfassung bewegen. Und wir lassen uns von keiner Partei vereinnahmen.

Frage: Es werden aber immer wieder Vorwürfe laut, dass sich auch radikale Kräfte unter die Teilnehmer mischen.
Antwort:
Unsere Teilnehmer sind ein Querschnitt der Bevölkerung des Landkreises Rosenheim. Radikale Kräfte, egal welcher Richtungen oder Gruppierungen, dulden wir nicht. In die Köpfe der Teilnehmer hineinschauen kann ich aber natürlich nicht. Als Versammlungsleiterin fühle ich mich verantwortlich für die Beiträge der Redner. Ich habe ein tolles Team im Rücken, die darauf achten, dass unsere gesellschaftlichen, grundrechtlichen und verfassungsrechtlichen Regeln eingehalten werden. Außerdem liegt es mir am Herzen, dass keine Beiträge vorgelesen werden, die gegen unsere ureigenen natürlichen Verhaltenskodexe verstoßen. Man sollte sich bei jedem seiner Worte immer im Bewusstsein halten, andere Menschen nicht zu verletzen, sondern sie motivieren und stärken, das Beste von sich selbst ganz selbstlos weiter zu geben.

Frage: Bei einer Demo geht es um ein bestimmtes Thema. Bei den Mahnwachen scheint es so, als würden sich da Menschen aus ganz unterschiedlichen Beweggründen heraus treffen. Die einen sind gegen die Corona-Impfung, die anderen gegen die Maske, wieder andere gegen die Regierung im Allgemeinen. Täuscht dieser Eindruck?
Antwort: Nein, dieser Eindruck täuscht nicht. Jeder Mensch hat ganz individuell seine eigenen Beweggründe zu uns zur Mahnwache zu kommen. Unsere Themen sind so gewählt, dass sich viele Teilnehmer mit ihren Beweggründen darin wieder spiegeln. Es kann durchaus sein, dass die Prioritäten der Teilnehmer unterschiedlich sind in Bezug auf Maske, Impfung oder diverse Maßnahmen. Eber eines haben sie gemeinsam – sie finden eine Gemeinschaft mit einem starken Zusammenhalt und unglaublicher gegenseitiger Unterstützung. Warmherzige Menschen mit vielen verschiedenen Talenten, Kummer und Zukunftsideen. Darum kommen auch so viele immer wieder zu uns.

Frage: Nach dem Treffen am runden Tisch mit Oberbürgermeister Andreas März haben Sie sich überwiegend positiv über den Verlauf geäußert. Sie hofften auf ein weiteres Gespräch, dann auch mit den Organisatoren vom Bündnis „Rückenwind Gesundheitspersonal“, dass sich ja klar gegen die Mahnwachen positioniert. Wie schaut es da jetzt aus?
Antwort: Von uns aus darf es gerne ein weiteres Gespräch geben. Unsere Türen stehen immer offen. Das Bündnis „Rückenwind Gesundheitspersonal“ hingegen lehnt Gespräche mit uns ab, mit der inflationär verwendeten Behauptung, wie wären rechtsradikal. Das finde ich persönlich sehr schade. Aber ich bin mir sicher, die Zeit wird Veränderungen bringen und wir bleiben offen für Gespräche und gerne auch für Diskussionen. Davon lebt doch die Demokratie.

Frage: Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Antwort: Unser aller Leben soll sich normalisieren. Die ständige Angstmacherei muss ein Ende haben. Unsere Kinder sollen glücklich und unbeschwert aufwachsen können. Alle ungerechtfertigten Maßnahmen, Zwänge, gesundheitlichen Einschränkungen, Einsamkeit, Angst, gegenseitige Anfeindung und Ausgrenzung müssen ein Ende haben. Ich wünsche mir eine lückenlose Aufklärung des gesamten Pandemie-Geschehens. Die Menschen möchten bitte wieder anfangen zu leben und das Leben in vollen Zügen genießen. Wir müssen unsere Kinder auffangen und ihnen eine friedliche Kindheit bieten, da haben wir eine Menge zu tun. Und am meisten wünsche ich mir wieder mehr Zeit für meine Familie und meine alten und neuen Freunde.
(Quelle: Beitragsbild: re)

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