Aschau im Chiemgau – Heilige Gräber haben in Oberbayern eine lange Geschichte. Ihre Entstehung geht auf die Barockzeit zurück. Sie sollen das Sterben Jesu für die Gläubigen veranschaulichen. In einigen Kirchen hat sich diese Tradition bis heute erhalten oder wurde vor einigen Jahren wiederbelebt, wie beispielsweise in Aschau im Chiemgau.
„Bunte Kugeln schaun gehn“ – mit diesem Satz fordern an Karfreitag und Karsamstag viele Aschauer Kinder ihre Eltern dazu auf, die Aschauer Pfarrkirche „Darstellung des Herrn“ am Kirchplatz 3 zu besuchen. Denn was die Dartstellung des Leichnam Jesu so besonders eindrucksvoll macht, sind die Glaskugeln, die mit farbigen Wasser gefüllt werden. Von hinten angestrahlt verleihen sie der Dartstellung ein fast „märchenhaftes“ Aussehen, das besonders die Kinder immer wieder fasziniert.
Ursprünglich dienten diese sogenannten Schusterkugeln Handwerkern in ihren Werkstätten zur besseren Beleuchtung ihres Arbeitsplatzes. Dann entdeckte man sie auch für Theaterbühnen und von dort gelangten sie schließlich in die Kirchen.
In früheren Zeiten waren die Mixturen für die Farben ein streng und gut gehütetes Geheimnis. Selbst Rotwein soll benutzt worden sein. Heutzutage nutzt man in der Regel industriell hergestellte Farbstoffe, wie sie beispielsweise auch für das Eierfärben benutzt werden.
Das barocke Aschauer Heilige Grab ist erstmals im Jahr 1618 schriftlich erwähnt.1797 fertigten der Kistler Sebastian Furtner aus Hohenaschau und der Maler Sebastian Rechenauer aus Unterflintsbach ein neues Heiliges Grab für die Aschauer Pfarrkirche an. Die beiden ließen sich dabei von römischen Vorbildern inspirieren.
In den1950er Jahre geriet das Heilige Grab in Aschau dann in Vergessenheit. Über fünf Jahrzehnte lagerte auf dem Kirchen-Dachboden. Nach über 65 Jahren wurde es dann nach jahrelanger aufwendiger Restaurierung Ende Februar 2019 erstmals wieder in der katholischen Pfarrkirche „Darstellung des Herrn“ aufgebaut.
Ab dem heutigen Freitag, 11. März, kann es auch heuer wieder bewundert werden. Bis zum 24. April bleibt es aufgebaut und kann bewundert werden.
(Quelle: Beitragsfoto / Foto: Rainer Nitzsche von den Samerberger Nachrichten)
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