Nachrichten, Informationen und Geschichten aus Rosenheim

Auf dem Weg zur „Fairtrade-Kommune“

Säcke mit Kakaobohnen

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

15. März 2022

Lesezeit: 3 Minute(n)

Bruckmühl / Landkreis RosenheimTue Gutes und sprich darüber“ – dieses Credo will der Markt Bruckmühl mit der internationalen Kampagne „Fairtrade-Towns“ verfolgen und sich zertifizieren lassen. Ein entsprechender Antrag der Bruckmühler Fraktion „Bündnis 90/Die Grünen“ lag jüngst im Gemeinderat vor und wurde einstimmig angenommen. Denn: Seit Jahren erfüllt der Markt die erforderlichen Kriterien bereits nahezu vollständig – freiwillig, ohne Zertifikat.

Dabei ist das Siegel „Fairtrade-Kommune“ im Mangfalltal nichts Neues. Bad Aibling hat es schon und Kolbermoor befindet sich gerade in der Bewerbungsphase. Auch Rosenheim, Bad Tölz und Rott haben unter anderem das Zertifikat bereits. Silvia Mischi vom Stadtmarketing stellte den Antrag von Wolfgang Huber (Grüne) sodann im Gemeinderat vor: Seit 2009 können sich Kommunen in Deutschland für ihr Engagement im Fairen Handel um den Titel „Fairtrade-Town“ bewerben. Die Kampagne vernetzt Akteure aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Politik und fördert den Fairen Handel auf kommunaler Ebene. Eine Fairtrade-Kommune übernimmt dabei soziale Verantwortung und damit eine Vorbildfunktion für die Bürger. Für die Gemeinde Bruckmühl bedeutet dies, sich als innovative weltoffene Stadt zu etablieren und ein positives Image zu transportieren.

Geschenkkörbe mit 
fair gehandelten Produkten

„Dies macht die Bruckmühler Verwaltung bereits seit Jahren. Indem Sie neben dem Ausschank von Fairtrade-Kaffee auch die Geschenkkörbe für Jubilare mit fair gehandelten Produkten bestücken lässt“, schilderte Mischi. Dies sei besonders hervorzuheben, da es auf freiwilliger Basis geschehen sei. Beispielhaft ist zudem der Eine-Welt-Laden in Bruckmühl tätig und fest in der Kommune verankert. Zahlreiche Aktionen und Beteiligungen an Festen und Vereinen sprechen für sich. „Der faire Handel ist in der Kommune bereits sehr präsent“, betont Mischi des Weiteren. Aus Sicht des Stadtmarketings erklärte sie: „Das Siegel „Fairtrade-Gemeinde“ würde ein positives Image bereiten, das eigentlich schon praktiziert wird, aber nicht so nach Außen kommuniziert wird. Bruckmühl macht mehr in Fairtrade als andere Kommunen, nur keiner weiß es.“
Zur Erlangung des Titels verpflichtet sich die Gemeinde Bruckmühl, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, damit die fünf geforderten Kriterien erfüllt werden. Laut den Vorgaben von Fairtrade Deutschland steht nach einem positiven Ratsbeschluss die Bildung einer Steuerungsgruppe mit Mitgliedern aus den Bereichen Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft an. Dabei sollen die Wege für die Erfüllung der Kriterien aufgezeigt und geebnet sowie die Schwerpunktthemen für einen fairen Handel vor Ort gesetzt werden.

Kriterien für das Siegel
Fair-Trade-Kommune

Außerdem müssen für den Markt mit 17 000 Einwohnern folgende Kriterien erfüllt sein: In einer Schule, in einer Glaubensgemeinschaft und einem Verein werden Fairtrade-Produkte verwendet und dort Bildungsaktivitäten zum Thema „Fairer Handel“ durchgeführt. Vier Geschäfte und zwei Gastronomiebetreibe müssen ebenfalls an dem Projekt teilnehmen sowie Öffentlichkeitsarbeit für den gerechten Handel betrieben werden. „Ist die Bewerbung erfolgreich, wird von Fairtrade Deutschland den Titel „Fairtrade-Town“ an Bruckmühl verliehen. Zum Status quo in Bruckmühl: „In Bruckmühl werden die Geschäfte mit den Supermärkten und dem Eine-Welt-Laden erfüllt. Hinsichtlich der Gastronomiebetriebe hat eine örtliche Bäckerei gegenüber dem Stadtmarketing bereits Bereitschaft dazu signalisiert. Weitere Gespräche werden nach dem Ratsbeschluss geführt. Ebenso werden Schulen, Vereinen und die VHS dann mit ins Boot genommen. Die Teilnahme an der Kampagne Fairtrade-Towns ist kostenfrei“, erläuterte Silvia Mischi gegenüber dem Gremium.
Die Fraktion „Bündnis 90/die Grünen“ begründete den Antrag damit, dass die Entwicklung des Bruckmühler Ortskerns zu den vorrangigen Zielen der Marktgemeinde gehöre. „Dazu zählen unter anderem die Stärkung und Belebung des regionalen Einzelhandels, der Gastronomie und des Kulturangebots“, so Wolfgang Huber in seinem Antrag. Mit einem bereits jetzt vorhandenen vielseitigen Sortiment an Fairtrade-Produkten im Lebensmittel-Einzelhandel, einem seit Jahren gut organisierten Weltladen und einer neu geschaffenen Stelle im Citymarketing bestünden in der Marktgemeinde gute Rahmenbedingungen für die erfolgreiche Umsetzung einer Erstzertifierung.
Ohne Diskussion und einhellig wurde der Beschluss wie folgt gefasst:
Der Marktgemeinderat Bruckmühl beschließt, an der Kampagne „Fairtrade-Towns“ teilzunehmen und die Auszeichnung als Fairtrade-Kommune anzustreben. Hierzu sollen die fünf Kriterien der Kampagne erfüllt werden. Notwendig war dabei folgende Ergänzung: Aufgrund der abendlichen Sitzungen gibt es in Bruckmühl keinen Kaffeeausschank. Gemeinderäten und Bürgern wird bei Anlässen Geschenke aus fairem Handel gemacht werden. Im Rathaus wird Fairtrade-Kaffee ausgeschenkt. „Dies würde ansonsten gefordert sein.
(Quelle: Pressemitteilung Öffentlichkeitsarbeit Bruckmühl-Torsten Neuwirth / Beitragsbild: Symbolfoto: re)

0 Kommentare