Rosenheim – Bei den Treffen des Rosenheimer Stadtjugendrings (SJR) geht es neben den aktuellen Themen immer viel um Austausch, Miteinander und Geselligkeit. Aufgrund der Corona-Pandemie ist das seit zwei Jahren nur noch in sehr begrenzten Rahmen möglich. Schweren Herzens wurde nun doch auch wieder die Vollversammlung online abgehalten, obwohl insbesondere SJR – Vorsitzender Abuzar Erdogan sehr auf ein persönliches Treffen gehofft hätte – denn für ihn war es die letzte Vollversammlung, die er in dieser Position von Anfang bis Ende begleitete.
2010 wurde Abuzar Erdogan erstmals in die Vorstandschaft des Stadtjugendring Rosenheim als Beisitzer gewählt. 16 Jahre jung war er damals. 2016 übernahm er dann die Vorstandschaft. Jetzt findet er, ist es für ihn an der Zeit, sich von diesem Ehrenamt zu verabschieden. Bei der kommenden SJR-Vollversammlung im November 2022 stehen Neuwahlen auf dem Programm. Abuzar Erdogan wird sich dafür nicht mehr aufstellen lassen und mit ihm wohl auch einige andere langjährige Mitglieder der Vorstandschaft. „Für mich war immer klar, dass ein Ehrenamt ein Amt auf Zeit ist. Es lebt durch den stetigen Wechsel“, begründet der heute 28-jährige seine Entscheidung. Wer seine Nachfolge antreten könnte, steht aktuell nicht fest. Abuzar Erdogan bat bei der Online-Vollversammlung die rund 40 Vertreter von Vereinen und Organisationen, die sich zugeschaltet hatten, sich Gedanken zu machen, für wen dieses Ehrenamt in Frage kommen könnte: „Ich habe viel Zeit und Ressourcen in diese Aufgabe gesteckt, aber doppelt so viel zurückbekommen.“
Insgesamt gehören dem SJR gut 70 Vereine und Verbände und damit über 3000 junge Rosenheimer an. Die vergangenen zwei Jahre waren für sie aufgrund der Corona-Pandemie alles andere als leicht. Vieles war nicht möglich. „Unsere Arbeit im Vorstand war geprägt von Krisenmanagement“, erzählte Abuzar Erdogan.
Hilfsorganisation für
Ukraine organisiert
Mit dem Krieg in der Ukraine gibt es nun eine weitere Krise. Für den Stadtjugendring Rosenheim war sofort klar, den Menschen in der Ukraine helfen zu wollen. In aller Schnelle wurde bereits eine Hilfsaktion organisiert. Die Resonanz war groß. Ein 40 Tonner Lkw wurde mit Hilfsgütern voll beladen. Nächste Woche soll er seine Reise zu einem Zentrallager an der ungarischen-ukrainischen Grenze antreten. Dort werden die Spenden dann an die Flüchtlingszentren verteilt. Weitere Aktionen sollen folgen – auch in Zusammenarbeit mit der Stadt Rosenheim.
Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März bezeichnete den Stadtjugendring in seiner Ansprache als „tragende Säule der Jugendarbeit in der Stadt“. Die Zeiten seien in der Tat schwierig, aber März zeigte sich zuversichtlich, dass die Stadt im Miteinander auch die neuen Herausforderungen meistern könne.
Beim Jahresrückblick zeigte sich, dass auch trotz Einschränkungen einiges passiert ist. So wurde der Backstein-Hinterhof des Stadtjugendring-Gebäudes beim Lokschuppen neu und einladend gestaltet, mit finanzieller Unterstützung der Sparkassenstiftung. In Zukunft sollen dort auch Veranstaltungen wie beispielsweise Konzerte möglich sein. Außerdem wurde mit Mitwirkung von Jugendlichen das Jugendzentrum „Jump“ renoviert. „In Rosenheim geht es der Jugendarbeit sehr gut“, freute sich Abuzar Erdogan.
Landtagsabgeordneter Klaus Stöttner klinkte sich kurz in die Versammlung mit ein. Er wünschte sich für Rosenheim mehr Platz für „junges Wohnen“, beispielsweise indem man darüber nachdenke, Parkplätze zu überbauen.
Ein Vertreter eines Rosenheimer Vereins äußerte am Schluss noch seine Sorge, dass aufgrund der zunehmenden Zahl von Kriegsflüchtlingen, die in Rosenheim ankommen, bald auch das Jugendfreizeitgelände nicht mehr für die eigentliche Jugendarbeit zur Verfügung stehen könnte. Aktuell stehe das noch nicht zur Debatte, informierte Abuzar Erdogan. Er schloss aber nicht aus, dass es dazu in den kommenden Monaten noch kommen könnte: „Sollte das nötig werden, ist es für uns als Stadtjugendring keine Frage, dass wir helfen.“
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