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Interview mit der „Reimkönigin“

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

28. März 2022

Lesezeit: 3 Minute(n)

Eglharting / Rosenheim – Birgit Hufnagel wird gerne als „Reimkönigin“ bezeichnet. Im Gespräch mit Innpuls.me erzählt die 53-jährige aus Eglharting, wie sie zum Reimen gekommen ist, warum sich Reim-Bücher so schwer verkaufen lassen und was die Leser in ihrem neuesten Werk erwartet.

Frage: Hast Du schon als Kind gerne gereimt?
Antwort: Auch, ja! Ich bin mit Pumuckl großgeworden und meine Mutter hat im Wohnzimmer liebevoll sämtliche Wilhelm Busch Werke aufgestellt. Ich sah da immer wieder rein. Und – mein Vater, der in einer Band spielte, hat da ständig die TOP-Schlagertexthefte gesammelt. Da hab ich auch oft und gern reingeschaut.

Frage: Du hast schon eine ganze Reihe von Reim-Büchern herausgegeben, aber auch einige Romane. Was lässt sich einfacher verkaufen?
Antwort
: Es sind 10 Reim-Bücher und ein Katzenbuch. Da es Kleinverlage sind, verkauft sich alles äußerst zäh. Aber irgendwie ist es mit Reimen extrem schwierig. Wer, bitte schön, kauft schon Reime? Und ich kann es verstehen. Ich mag auch nur bisschen Erich Kästner, Ringelnatz. Und lese ansonsten Sachbücher und Krimis.

Frage: Sind Reime überhaupt noch zeitgemäß?
Antwort:
Ich finde, man kann sie in Schulen einsetzen. Für das Sprachgefühl. Und Kinder machen da bereitwillig und gern mit, das sehe ich an unseren „Siedlungskindern“. Man muss die Reime wieder auferstehen  lassen. Darum habe ich auf YouTube 10 Videos unter ‚Hofnärrin Hufnagl‘ (aus meinem ‚Reimkabarett‘) eingestellt. Man kann Reime rappen, singen und lispeln, beispielsweise.

Frage: Kann man Reimen lernen oder ist das einfach Begabung?
Antwort:
ich glaube, dass sich Kinder da leichter tun. Aber, ja, das schafft jeder. Ich hab in Haar in der VHS mal eine Schnupperstunde im Reimen abgehalten. Jeder bekam einen Reim übers Wort „Regen“ zustande. Also, der Regen sollte, wie in meinen Gedichten, besonders oft in den Worten vorkommen. Die Teilnehmer waren, glaub ich, selber ganz überrascht über ihre Werke.

Frage: Fallen Dir die Reime spontan ein?
Antwort:
Ja. Sehr spontan und oft während komischer Sportarten. Wie beim Aquajoggen oder beim Tretrollerfahren. Es gibt Nächte, da träum ich ein Reimthema schon so ein bisschen voraus. Ehm, ganz ohne Witz…

Frage: Der Titel Deines aktuellen Werkes lautet „Sommer und Winter im Dienst“. Es handelt, wie schon eine ganze Reihe Deiner anderen Gedichtbände von dem Arzt Dr. Sommer und seiner Haushaltshilfe Winter. Wie kamst Du gerade auf diese beiden Figuren?
Antwort:
es ergab sich auf einer langen Radrunde auf einer langweiligen Geraden im Wald. Ich ließ die Gedanken an der langen Leine schweifen. Dachte an Doktor Sommer aus der Bravo. Dachte, was wäre, wenn der eine Haushaltshilfe hätte, die Winter hieße. Und dachte weiter, dass man die beiden ja so seitenweise kleine Abenteuer erleben lassen könnte. Mit dem ersten Buch „Haushaltshilfe Winter und Doktor Sommer“ wollte ich es eigentlich gut sein lassen. Schon, weil man die Reime auch bisschen schlecht vortragen kann. Tja – und dann kam der Lockdown. Wegen dem folgten die weiteren Folgen, quasi.

Frage: Von was handeln die Reime in Deinem neuen Werk?
Antwort:
Die Reime sind stets von A-Z geordnet. Zu Themen, die mir täglich kommen.

Frage: Gib uns doch einmal bitte ein kurzes Beispiel für Deine Reimkunst
Antwort:
Das ist ein Reim aus dem Band Nr. 8,an dem ich ‚gerade bin‘.

Haushaltshilfe WINTER und Doktor SOMMER an der TRAVE

„SOMMER und WINTER, am TRAVEwanderweg,
fotografieren TRAVEbrücken, einen morschen Steg,
Ferienwohnungen am TRAVEufer und TRAVEwasser,
wonach SOMMER ein nackter, blasser
TRAVEmünder, der am schmalen TRAVEuferstreifen Freikörperkultur betrieb,
SOMMER zu WINTER hochverfolgt, ‚haltet den Dieb!‘
am TRAVEwanderweg kreischend. WINTER betritt eine TRAVEbrücke.
Stunden zuvor sägten gelangweilte TRAVEmünderinnen eine Lücke
ins Brückengeländer und drapierten’s dann wieder hin.
Ausgerechnet SOMMER und WINTER müssen diesen Unsinn
buchstäblich im salzigen TRAVEwasser des TRAVEabschnitts ausbaden!
Wobei TRAVEmünder Frachtschiffkapitäne winken und beide einladen.

Frage. Eine sehr ungewöhnliche Art des Reimens, oder?
Antwort: ich wollte etwas Neues ausprobieren.

Frage: Sind deine Reime immer lustig oder auch mal nachdenklich und tiefsinnig?Antwort: Fast immer lustig. Ein paar Nachdenkliche und Tiefsinnige sind aber auch dabei. Nachdenklich werde ich oft beim Sporteln im Wald. Ich bin da so gern und ich kann mich da so empören, wenn mit XXL-Forstmaschinen alles so seelenlos ramponiert wird. Bäume. Wege. Es ist unsere Natur, die wir alle achten sollten!

Frage: Planst Du aktuell schon ein neues Werk?
Antwort:
Gerade schaut es so aus, als würde mir noch für mehrere Sommer & Winter Bände was einfallen. Band 8 heißt: „Sommer & Winter im Urlaub“. Ich bin froh, dass der Verlag so willig mitmacht. Ich brauchte fast ein Jahr, um einen Verlag für die Reime zu finden. Dank an den net-Verlag. Maria Weise und ich, wir sind mittlerweile per Du und die Zusammenarbeit läuft spitze. Zwei Bücher erschienen im Berliner periplaneta-Verlag.

Hier geht es zum Facebook-Account von Birgit Hufnagl:

Hier noch eine Kostprobe von Birgit Hufnagl auf YouTube:

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