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Bayernweiter Streik im ÖPNV

Bus-Streik - Bus steht vor Bauernhof. Im Hintergrund Baum

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

12. Mai 2022

Lesezeit: 3 Minute(n)

Landkreis Rosenheim / Bayern – Freitag, der 13. gilt als Unglückstag. Morgen wird er diesem Ruf, zumindest in Sachen ÖPNV, gerecht. In vielen Teilen Bayerns bleiben die Busse dann stehen. Betroffen von der Protestaktion ist auch der Landkreis Rosenheim. Bayerische Busunternehmen wollen so auf ihre Lage aufgrund exorbitant hoher Dieselpreise, geplantem 9-Euro-Ticket und ausbleibenden finanzieller Hilfen aufmerksam machen. Rosenheims Busunternehmer Gerhard Reiter macht seinem Ärger im Gespräch mit Innpuls.me Luft und warnt bereits vor weiteren Streiks.

In vielen Teilen Bayerns bleiben am morgigen Freitag ab Betriebsbeginn bis 9 Uhr morgens Busse im Linien- und Schülerverkehr stehen. Welche Gemeinden die Protestaktion im Landkreis Rosenheim trifft, kann hier eingesehen werden:

Auch im Landkreis Rosenheim ist die Liste der Gemeinden, bei denen die Busse am Freitagmorgen stehen, lang. Warum nicht alle Gemeinden von der Protestaktion betroffen sind, erklärt Gerhard Reiter so: „Es gibt Gemeinden, die haben im Gespräch mit uns signalisiert, uns helfen zu wollen. Aber auch Gemeinden, die bis jetzt keinerlei Bereitschaft zur Hilfe erkennen lassen und in denen stehen dann auch die Busse still.“.

Scharfe Kritik für
Rosenheims Landrat Otto Lederer

Welche Gemeinden er damit meint, will er nicht offen sagen. Scharfe Kritik übt er an Rosenheims Landrat Otto Lederer. „Ich weiß nicht, will er nicht, oder kann er nicht. Auf jeden Fall hat es von seiner Seite auch kein positives Signal für uns gegeben.“
Einen anderen Ausweg, als nun mit einer öffentlichen Protestaktion auf die schwierige Lage der Busunternehmen in Bayern aufmerksam zu machen, sieht Gerhard Reiter nicht mehr. Schon Corona habe der Branche enorm zu schaffen gemacht. Ob es für 2022 noch einmal einen Rettungsschirm geben soll, sei nach wie vor nicht geklärt und das obwohl nun auch die enorm steigenden Energiepreise enorme Probleme bereiten würden. „Dadurch entstehen bei uns rund 15.000 Euro Mehrkosten im Monat“, rechnet Gerhard Reiter vor. Dabei sei im ÖPNV auch die Lage vor Corona noch längst nicht erreicht und würde vielleicht auch nie mehr kommen: „Viele Menschen sind nach wie vor im Homeoffice und bleiben es vielleicht auch für immer. Viele ältere Menschen benutzten die Busse aus Angst vor Corona nach wie vor nicht. Außerdem hat sich das Einkaufsverhalten verändert. Es wird viel mehr online eingekauft. Das alles schlägt sich natürlich auf unsere Fahrgastzahlen nieder.“

9-Euro-Ticket „Todesstoß“
für viele Busunternehmen?

In dem geplanten 9-Euro-Ticket sieht Gerhard Reiter  den „Todesstoß“ für viele Busunternehmer. „Wir stehen doch schon jetzt mit dem Rücken zur Wand. Diese Kosten können wir nicht auch noch tragen“, sagt der Rosenheimer und gibt dafür ein Beispiel; „Ein Ticket, dass bisher 100 Euro gekostet hat, kostet dann plötzlich nur noch 9 Euro und damit bleiben wir auf 91 Euro sitzen“.
Die staatliche Finanzierung sei derzeit nämlich noch nicht abgesichert und drohe nun ebenfalls auf dem Rücken der Verkehrsbetriebe zu landen, heißt es auch in dem Schreiben zur morgigen Protestaktion des Landesverband Bayerischer Omnibusunternehmen (LBO). „Die Anerkennung des 9-Euro-Tickets durch die Verkehrsunternehmen vor Ort dürfe und könne erst erfolgen, wenn sichergestellt sei, dass die Betriebe die fehlenden Fahrgeldeinnahmen erhalten. „Und zwar nicht erst im Nachhinein, sondern im Voraus“, fordert LBO-Geschäftsführer Stephan Rabl.

Für Fahrgast-Ansturm weder
personell noch mit Bussen gerüstet

Neben der Finanzierungsfrage sieht der Rosenheimer Busunternehmer Gerhard Reiter noch ein weiteres Problem mit den 9-Euro-Tickets: „Wenn es dann wirklich zu einem Ansturm von Fahrgästen kommen würde, sind wir dafür weder personal noch mit Bussen dafür gerüstet.) Schon jetzt würde er händeringend nach Busfahrern suchen und keine finden.  „Dieser Beruf gilt leider als unattraktiv. Nicht zuletzt, weil man erst einmal rund 10.000 Euro investieren muss, um an den dafür benötigten Führerschein zu kommen“, meint Gerhard Reiter.
Die morgigen Protestaktion ist ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen könnte, wenn es für die bayerischen Busunternehmer zu keiner Einigung mit Land und Bund kommt. Dann drohen weitere derartige Aktionen und diese könnten dann weit extremere Auswirkungen auf den öffentlichen Personennahverkehr haben, wie auch Gerhard Reiter warnt: „Kommt es jetzt zu keinem Einlenken, dann bleiben wohl in einigen Wochen alle Busse stehen und das für eine ganze Woche und nicht nur für einige Stunden.“
(Beitragsbild: H. Reiter)

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