Landkreis Traunstein / Landkreis Landshut – „So eine Chance bekommt man nicht jeden Tag“, stellt Fach-Kreisbrandmeister „Gefahrgut“ Thomas Günthner zufrieden fest und meint damit die außergewöhnliche Übungseinheit im Atomkraftwerk „Isar“ in Essenbach im Landkreis Landshut. Die dortige Werkfeuerwehr „Kernkraftwerk Isar Essenbach“ hatte die Katastrophenschutzeinheiten der Feuerwehren im Landkreis Traunstein auf eine Anfrage hin, zur Besichtigung der Anlage sowie für eine Einsatzübung unter „realen Bedingungen“ eingeladen. 25 Mitglieder der heimischen Gefahrgutspezialkräfte kamen so in den „Genuss“ dieser besonderen Ausbildung.
Früh aus den Federn mussten die Mitglieder der Feuerwehren Kammer, Stein, Traunstein und Trostberg allemal. Bereits um 6 Uhr war für die Messzüge Nord und Süd sowie das Team des Dekonfahrzeugs Abfahrt in Richtung Landshut. Am Kernkraftwerk wurden alle Beteiligten um 9:30 Uhr von Alexander Kiesl, dem Leiter der Werkfeuerwehr und seinem Team in Empfang genommen. Im Anschluss folgte eine Führung über das Gelände. Vor allem der 165 meterhohe Kühlturm, den man bereits von Weiten mit seiner mächtigen Dampfsäule sieht, beeindruckte die Gäste aus Traunstein.
In einem kurzen Theorieteil wurde anschließend die Funktionsweise eines Kernkraftwerks erklärt und die Gefahren im Umgang mit Radioaktivität aus Feuerwehrsicht erläutert. Anschließend folgte der praktische Teil, bei dem es mit den Feuerwehrfahrzeugen vor eine Lagerhalle auf dem Kraftwerksgelände ging. Darin lagern duzende Behälter mit leicht radioaktivem Abfall. „So ein Szenario kann sich durchaus auch bei uns zutragen, insbesondere im Straßenverkehr wird radioaktives Material transportiert und dabei kann es auch zu Unfällen kommen“, so Thomas Günthner.
„Es war schon eine interessante Erfahrung, als plötzlich die Messgeräte etwas anzeigten“, sagt Alois Wimmer, einer der Atemschutzgeräteträger während der Übung und ergänzt „bei uns zu Hause kann man so etwas nicht in Übungen darstellen und somit war dieser Tag im Atomkraftwerk sehr lehrreich“. Neben den Messungen nutze man auch die Möglichkeit, die verschiedenen Einsatzkomponenten zusammen zu führen und alle Bestandteile eines solchen „Gefahrguteinsatzes“ umfangreich zu testen.
Neben der Einsatzleitung bauten die Mitglieder der Messzüge die die komplette Infrastruktur für eine Aufgabe in einer solchen Dimension auf. Die Kameraden der Feuerwehr Stein kümmerten sich indes um die Inbetriebnahme einer sogenannten Dekonterminationsstelle, um die eingesetzten Kräfte nach deren Tätigkeiten auf Verunreinigungen zu prüfen und für deren Säuberung zu sorgen.
Einsatz mit Spezialmessgeräten
und schweren Atemschutz
Mit Spezialmessgeräten ausgestattet und mittels schweren Atemschutzes machten sich mehrere Trupps unter Aufsicht der Werkfeuerwehrmitarbeiter auf den Weg in die Halle, um dort aus sicherer Entfernung verschiedene Behälter zu messen. „Der Respekt vor dieser Aufgabe stand den Teilnehmern schon ins Gesicht geschrieben, sie haben aber alle Herausforderungen gut gemeistert und konnten jede Menge Erfahrung insbesondere in der Beurteilung von Messwerten unserer hochkomplexen Technik mitnehmen“, so das Fazit des Fach-Kreisbrandmeisters am Ende des Tages.
Die Messzüge der Feuerwehren im Landkreis Traunstein werden in der Regel bei Einsätzen mit Atomaren, Biologischen und Chemischen Gefahren gerufen und beraten die heimischen Feuerwehren bei derartigen Einsätzen. Außerdem unterstützen sie spezieller Messtechnik und helfen bei der Einschätzung der Gesamtlage. Der sogenannte Dekon-P (Gerätewagen Dekontamination für Personal) ist vor allen Dingen dafür vorgesehen, die eingesetzten Kräfte auf Kontaminationen zu überprüfen und sie bei Bedarf fachmännisch zu reinigen. (Quelle: Pressemitteilung Kreisfeuerwehrverband Traunstein / Beitragsbild, Symbolfoto: Kreisfeuerwehrverband Traunstein)
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