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Tod auf leisen Rädern

Igel wandert durch Rasen

Josefa Staudhammer

Ihr Traumberuf ist Journalistin. Sie steht zwar noch am Anfang ihrer Karriere, hat aber schon einige Erfahrung auf diesem Gebiet sammeln dürfen. Besonders am Herzen liegt ihr die Vernetzung von Innpuls.me mit Social Media. Außerdem ist sie Euere Ansprechpartnerin für Interviews und Jugendstorys aus der Region Rosenheim.

6. Juli 2022

Lesezeit: 3 Minute(n)

Hilpoltstein / BayernIgel in bayerischen Gärten leben gefährlich. Der vermehrte Einsatz von Mährobotern oder Fadenmähern bedroht die kleinen Säugetiere in ihrer Lebensweise, warnt der bayerische Naturschutzverband LBV. Auch fügen die motorisierten Mähwerkzeuge ihnen häufig schwere Verletzungen zu.

Laufen Mähroboter nach Einbruch der Dämmerung, seien die nachtaktiven Tiere besonders gefährdet. „Die meisten Mähroboter erkennen kleine Tiere wie junge Igel, Jungvögel, Reptilien oder Amphibien nicht als Hindernis. Die Tiere können überrollt, verstümmelt und getötet werden“, weiß die LBV-Igel-Expertin Dr. Angelika Nelson. „Nicht selten sterben die Igel bei solchen Unfällen oder an den daraus resultierenden Wunden, die sich häufig entzünden.“
Im Rahmen des Projektes „Igel in Bayern“ beschäftigen sich die Artenschützer des LBV mit der Bedrohung der sympathischen Stachelritter auf den Straßen und in unseren Gärten. Auch bei bayerischen Gartenbesitzer*innen gewinnen Mähroboter von Jahr zu Jahr zunehmend an Beliebtheit. Vielen Roboterbesitzer ist allerdings nicht bewusst, welchen Schaden sie damit der Natur im eigenen Garten anrichten. Regelmäßig werden nämlich Tiere von den vermeintlich hilfreichen Gartenmaschinen verstümmelt oder getötet. „Viele Roboter-Opfer verkriechen sich und sterben heimlich im Versteck oder sie werden von Gartenbesitzern in der Mülltonne entsorgt. Daher gehen wir von einer hohen Dunkelziffer aus“, so Nelson weiter.

Igel sind Mährobotern
schutzlos ausgeliefert

Die Gefahr, die von den Geräten ausgeht, bestätigen regelmäßige Testberichte der Stiftung Warentest: Noch immer gibt es Mängel in puncto Sicherheit. So schützt im aktuellen Test nur eines von acht Modellen einen liegenden Kinderarm, der mit einem Holzstab simuliert wurde. „Ein Mähroboter, der Körperteile von Kindern überfahren würde, macht auch vor kleinen Tieren wie jungen Igeln, Jungvögeln, Blindschleichen, Eidechsen, Insekten und Spinnentiere nicht halt“, weiß die LBV-Expertin. „Und da Igel bei Gefahr meist nicht davonlaufen, sondern sich zu einer Stachelkugel zusammenrollen, sind sie den stets überlegenen Maschinen schutzlos ausgeliefert und unter allen Tieren von der Gefahr besonders betroffen.“
Mähroboter gefährdet auch die Artenvielfalt

Mähroboter nehmen der Tierwelt
jegliche Nahrungsgrundlage

Davon abgesehen entziehen Mähroboter Kleinsäugern und vielen Insekten jegliche Nahrungsgrundlage. „Im Rasen, der fast täglich vom Mähroboter gemäht wird, haben verschiedene Kleesorten, Löwenzahn, Wiesensalbei und Wiesenmargerite keine Chance Blüten zu bilden oder sich weiter auszusäen“, so Angelika Nelson. In der Folge bleiben die Insekten fern, die für Igel und andere Wildtiere einen Großteil ihrer Nahrung ausmachen. „Die wenigen Insekten, die sich doch auf den Rasen verirren werden oft in den Mähroboter eingesogen und zerhäckselt. Deshalb stellen Mähroboter eine Gefahr für die Artenvielfalt dar. Die Nutzung eines Mähroboters ist mit einer naturnahen Gartengestaltung nicht zu vereinen“, sagt Nelson.
Doch jede und jeder kann sich ganz einfach im eigenen Garten für die Artenvielfalt einsetzen. Mäht man Grünflächen lediglich ein oder zwei Mal im Jahr, siedeln sich von allein standorttypische Wildblumen an. „Hier gilt es etwas Mut zur Wildnis zu beweisen und der Natur mehr Raum zu geben – zumindest in einem Teil des Gartens. In der Stille eines naturnahen Gartens kann man gemeinsam mit Familie oder Freunden Igel, junge Vögel und mit etwas Glück sogar Eidechsen entdecken“, so die LBV-Biologin.

Verletzten Igel gefunden
Was jetzt  tun?

Wer ein verletztes Tier findet, bringt dieses bitte zu einem Tierarzt, der sich mit Wildtieren auskennt oder zu einer Auffangstation für Wildtiere. Die regionalen Natur- oder Tierschutzvereine können hierbei helfen. Der LBV möchte noch mehr über den heimischen Gartenbewohner erfahren und ruft deshalb alle Naturfreund*innen dazu auf, ihre Igel-Beobachtungen dem LBV-Bürgerforscher-Projekt „Igel in Bayern“ zu melden. Mitmachen ist ganz einfach: jeden lebendigen oder toten Igel melden über die App „Igel in Bayern“ oder unter www.igel-in-bayern.de.

Kompetente Beratung zu
Fragen rund um den Igel

Informationen und Tipps zum Schutz von Igeln, der richtigen Fütterung und der Gestaltung eines igelfreundlichen Gartens bietet der bayerische Naturschutzverband ab sofort kostenlos am LBV-Igeltelefon an. Sie erreichen das LBV-Igeltelefon Montag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr unter Telefon 09174/4775-5001.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)

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