Oberammergau / Bayern – Die 42. Oberammergauer Passionsspiele sind bald beendet. 110 Veranstaltungen gingen über die Bühne, die letzte am Sonntag, 8. Oktober. Spielleiter Christian Stückl, Bürgermeister Andreas Rödl, Walter Rutz, Werkleiter des Eigenbetrieb Oberammergau Kultur und Geschäftsführer der Passionsspiele Oberammergau Vertriebs GmbH & Co. KG, sowie der Musikalische Leiter Markus Zwink ziehen bereits eine positive Bilanz.
„Haben genau den
richtigen Zeitpunkt erwischt“
„Für die Gemeinde kann man nur ein äußerst positives Fazit ziehen. Sowohl die Bevölkerung, als auch Wirtschaft, Gastronomie und Einzelhandel haben durch die Passionsspiele und die doch sehr hohe Auslastung profitiert. Gerade nach den schweren Corona-Jahren war dies für viele Betriebe extrem wichtig. Auch die Verschiebung ins Jahr 2022 war genau richtig. Mit Blick auf die anstehende Inflation und deren Auswirkungen haben wir genau den richtigen Zeitpunkt erwischt. Wichtig war auch, dass sowohl das Sicherheits-, als auch das Hygienekonzept sehr gut funktioniert haben und kein Spiel abgesagt oder abgebrochen werden musste.“, fasst Bürgermeister Andreas Rödl die vergangene Spielzeit zusammen.
Rund 412.000 Tickets wurden verkauft und somit eine Auslastung von über 91 Prozent erreicht. „Es freut mich einfach, dass wir trotz der schwierigen Zeit die Passion so erfolgreich auf und über die Bühne bringen konnten.“, sagt Walter Rutz, Werkleiter des Eigenbetrieb Oberammergau Kultur und Geschäftsführer der Passionsspiele Oberammergau Vertriebs GmbH & Co. KG. Rund 30 Prozent der Gäste kamen aus dem Ausland, vorwiegend aus den USA und weiteren englischsprachigen Ländern, wie Großbritannien, Kanada, Australien und Südafrika. Es kamen aber auch Gäste aus Skandinavien, Spanien, China, Japan, den Philippinen oder Singapur. 70 Prozent der Gäste kamen aus dem deutschsprachigen Raum. Zu den geplanten Passionsspielen 2020 lag die Verteilung noch bei 50 Prozent ausländischen und 50 Prozent deutschsprachigen Gästen. „Durch die Pandemie und die Verschiebung hat sich die Gästestruktur um 20 Prozent von international fremdsprachig auf deutschsprachige Besucher aus der D-A-CH-Region verschoben.“, sagt Walter Rutz.
Die ersten Jugendtage
waren ein voller Erfolg
Die zum ersten Mal durchgeführten Jugendtage am seien ein voller Erfolg gewesen. Es konnte laut Rutz eine Auslastung von 75 Prozent erreicht werden, was ca. 6.500 verkauften Karten entspricht. An zwei Tagen hatten Jugendliche und junge Erwachsene die Möglichkeit jeweils ein Probespiel zu stark vergünstigten Preisen zu erleben. Auch das Rahmenprogramm wurde von den Gästen begeistert angenommen. Neben einer Einführung ins Spiel durch Christian Stückl und Diskussionsrunden mit der Spielleitung und Darstellern nach der Vorstellung, gab es auch eine Party.
Wesentlich weniger Mitwirkende
standen diesmal auf der Bühne
Die Mitwirkendenzahlen lagen bei insgesamt 1769 und damit unter dem Schnitt von 2020. 647 Frauen und 702 Männer waren an den Passionsspielen beteiligt, dazu kamen noch 420 Kinder (197 Mädchen und 223 Jungen).
„Wir können total zufrieden sein, es hat einen großen inneren Zusammenhalt gegeben, auch während der Proben. Wir haben bei der Mitwirkendenzahl der Erwachsenen von 2020 fast 500 verloren, einige wollten nicht mehr mitmachen, manche konnten nicht mehr mitspielen, da sie sich nicht nochmal eine so lange Zeit freinehmen konnte. Für mich war es spannend, wir haben uns eigentlich gesund geschrumpft. Es war gut, dass es weniger Leute waren. Dadurch, dass bei den Volksszenen, wie zum Beispiel bei der Empörung, weniger Personen auf der Bühne sind, lernt man die Mitwirkenden besser kennen, man ist näher an den Leuten dran.“, sagt Spielleiter Christian Stückl.
Markus Zwink, musikalischer Leiter, ist von der anhaltenden Ernsthaftigkeit und Spielfreude seiner Orchester- und Chormitglieder angetan. „Die Intensität des Singens und Musizierens hat nie nachgelassen. Diese Intensität hat sich auch auf die gemeinsame Zeit hinter der Bühne übertragen und war nach jeder Vorstellung spürbar. Der soziale Zusammenhalt ist wirklich grandios und wahrscheinlich auch ein erheblicher Garant für die konstante Sing- und Spielfreude auf der Bühne und im Orchestergraben.“
„Das Zusammenspiel zwischen Chor und Spielszenen hat viel stärker funktioniert, auch durch das Weglassen des Prologs. Ich glaube auch, dass es einen wahnsinnigen Zusammenhalt in den Garderoben gegeben hat, natürlich hat es auch Streitereien gegeben, aber es ist eigentlich überall gut gelaufen. Ich finde zum Beispiel so eine gute Apostel -Garderobe wie dieses Mal habe ich noch nie gehabt. Der Zusammenhalt ist durch Corona auch gewachsen.“, ergänzt Stückl.
Über seine inhaltliche Arbeit resümiert der Spielleiter: „Ich glaube, dass wir theologisch fast am besten waren. Es ist das erste Mal richtig gelungen mit den jüdischen Organisationen zusammenzukommen. Wir haben mit einem Team in Amerika aus fünf Theologen und Rabbinern zusammengearbeitet. Das Team war hier vor Ort, das American Jewish Committee (AJC) hat Studierende nach Oberammergau gebracht, auch das Ernst-Ludwig-Ehrlich Institut war mit Studierenden hier und wir haben diskutiert. Ich war überrascht, dass ich von der doch strengsten Organisation, dem AJC in New York, den Isaiah Award erhalten habe. Eine wirkliche Auszeichnung für die Arbeit gegen Antisemitismus. Ich glaube wir sind nie an einem Ende. Wir müssen immer weiter daran arbeiten, dass wir ein normales Verhältnis miteinander bekommen.“
Die nächsten Passionsspiele sind
für das Jahr 2030 geplant
„Für die Zukunft können wir uns nur wünschen, dass die kommenden Passionsspiele wieder ‚reibungsfrei‘ geplant und durchgeführt werden können, die Krisen ein Ende nehmen und Frieden einkehrt.“, sagt Rödl. Die nächsten Passionsspiele sind für das Jahr 2030 geplant.
(Quelle: Pressemitteilung Oberammergauer Passionsspiele / Beitragsbild, Foto: Karin Wunsam)
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