Rosenheim / Landkreis – Immer weniger Gläubige und immer weniger Priester – so sieht es aktuell bei der katholischen Kirche aus. Stadt und Landkreis Rosenheim sind da keine Ausnahmen. Wie man Kirchen, Pfarreien, Pfarrheime und christliche Gemeinschaft dennoch weiter am Leben erhalten kann, darum ging es bei der Herbstvollversammlung des Kreiskatholikenrates, die diesmal gemeinsam mit den Dekanatsräten Rosenheim, Chiemsee und Bad Aibling veranstaltet wurde. Dabei wurde dann sogar die Frage in dem Raum gestellt: Braucht die katholische Kirche überhaupt Priester?
Der Saal im Pfarrheim Heilig Blut war vollbesetzt. Fotos: Karin Wunsam
Bibelwissenschaftler und Autor Martin Ebner hat sich mit dieser Frage auseinandergesetzt und ein Buch mit gleichlautendem Titel verfasst: „Braucht die katholische Kirche Priester?“ Im Neuen Testament suchte er nach Antworten und kam zu dem Ergebnis, dass dort keine Priester zu finden sind. Stattdessen stoße man dort auf ein Verständnis von Kirchengemeinde abseits von Hierarchien und Machtstrukturen. Ebner sieht darin eine Chance für die katholische Kirche der Zukunft.
Christof Langer, Pastoralreferent und theologischer Referent am Bildungswerk Rosenheim teilt diese Ansicht. Sein Impulsvortrag bei der Herbstvollversammlung des Katholikenrats im vollbesetzten Saal des Pfarrheims Heilig Blut beschäftigte sich zuerst einmal mit der aktuellen Situation der katholischen Kirche in Stadt und Landkreis Rosenheim. Wenn Domkapitular Dekan Pfarrer Daniel Reichel zum Jahresende von Rosenheim nach Freising wechselt, entsteht eine Lücke, von der aktuell noch niemand so genau weiß, wie und ob sie überhaupt wieder gefüllt wird. In der Stadt Rosenheim werden sich in absehbarer Zeit zwei Pfarrer in den Ruhestand verabschieden. Auch da ist ungewiss, was danach passiert.
„Pfarreien werden immer
mehr sich selbst überlassen“
„Die hauptamtliche Seelsorge konzentriert sich immer mehr auf religiöse Zentren. Die Pfarreien werden immer mehr sich selbst überlassen“, steht für Langer fest. Wenn man dann Kirche, Pfarrheime und Kirchen nicht mehr regelmäßig nutze, sei klar, dass sie irgendwann geschlossen und eingespart werden. Anderenorts in Deutschland sei das auch schon häufig der Fall.
Verhindern könne man dies nur durch ehrenamtliches Engagement. „Das Gemeindeleben von der Wiege bis zum Grab werden zunehmend Ehrenamtliche leiten“, so Langer. Wichtig sei, diese Menschen dabei nicht alleine zu lassen, sondern sie zu ermutigen, zu schulen und zu begleiten: „Diese Aufgabe kann das Bildungswerk Rosenheim leisten“. Gefragt seien außerdem kreative Ideen, um Kirchen und Pfarrheime auch zukünftig mit Leben zu füllen und sie dadurch am Leben zu erhalten.
Schon jetzt werden in der Region viele Wortgottesdienste von Ehrenamtlichen gestaltet und zelebriert. Positiv gesehen wird das aber nicht überall, wie eine Wortmeldung einer Teilnehmerin aus einem Rosenheimer Stadtteil zeigte: „Wenn die Gottesdienstbesucher bei uns merken, dass kein Pfarrer kommt und es damit auch keine Eucharistiefeier gibt, gehen sie einfach wieder.“
Für Christof Langer steht aber fest, dass sich die Gläubigen mit der Zeit immer mehr daran gewöhnen werden, dass Ehrenamtliche die Aufgaben von hauptamtlichen Priestern übernehmen.
Zum Abschied gab es für Domkapitular Dekan Pfarrer Daniel Reichel (rechts) ein Geschenk von (von links): Anton Daxenbichler, Dekanatsratsvorsitzender für Bad Aibling, Sebastian Kleinschwärzer, Vorsitzender des Kreiskatholikenrats Rosenheim, Regina Seipel vom Dekanatsrat Chiemsee und Paul Deutschenbaur, Dekanatsratsvorsitzender für Rosenheim.
Sebastian Kleinschwärzer, Vorsitzender des Kreiskatholikenrats Rosenheim, Paul Deutschenbaur, Dekanatsratsvorsitzender für Rosenheim, Anton Daxenbichler, Dekanatsratsvorsitzender für Bad Aibling und Regina Seipel vom Dekanatsrat Chiemsee nutzten die Versammlung auch dazu, um sich persönlich von Domkapitular Dekan Pfarrer Daniel Reichel zu verabschieden und ihn für die gute Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren zu danken.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild, Fotos: Karin Wunsam)
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