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Ungarnhilfe der Feuerwehr

Männer laden aus Lastwagen aus

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

23. Januar 2023

Lesezeit: 3 Minute(n)

Traunstein / ZircFür Freudentränen sorgte eine Delegation Feuerwehrler aus Traunstein und Surberg bei ihren Kameraden im ungarischen Zirc im Komitat Veszprém. Die elfköpfige Reisegruppe übergab neben zwei Einsatzfahrzeugen für die örtlichen Feuerwehren jede Menge Hilfsgüter an die Menschen in der Region.

Feuerwehrler bei zwei Feuerwehrautos

Rund sechs Wochen Vorbereitung waren nötig, ehe sich der Konvoi auf die mehr als 500 kilometerlange Reise machen konnte. Seit mittlerweile 25 Jahren besteht die enge Verbindung zwischen der Deutschen Minderheiten Selbstverwaltung in Ungarn und den Chiemgauer Feuerwehren. In all den Jahren organisierten sie jährlich mindestens einen Hilfstransport, dabei ist mittlerweile eine Spendensumme von rund 200.000 Euro in Form von Sachspenden zusammengekommen.

„Die Not in der Region ist groß“

„Obwohl es nicht so weit entfernt ist, ist die Not in der Region groß“, so der sichtlich bewegte Franz Reitschuh, der die Transporte seit Jahren federführend organisiert. Zusammen mit Stefan Burghartswieser, dem Kommandanten aus Surberg kümmert er sich um die Vorbereitungen und zeigt sich gegenüber den Unterstützern zutiefst dankbar. „Die Stadt Traunstein hat diesmal gleich zwei ausrangierte Einsatzfahrzeuge gestiftet, die wir in Ungarn übergeben durften“, so Franz Reitschuh und fügt an, „unsere ungarischen Freunde hatten allesamt Freudentränen in den Augen, als wir damit vorgefahren sind“. Stefan Burghartswieser betont, „das ist natürlich keine Einzelleistung von uns Beiden. Ohne die aktive Mannschaft beider Feuerwehren, den Zuwendungen der Vereine, den beiden Kommunen Traunstein und Surberg sowie der Unterstützung von Firmen in der Region wäre diese langjährige Hilfe undenkbar“.

Neben diversen Kleidungsstücken und Ausrüstungsgegenständen für die Feuerwehr, waren die sechs Transporter vollgestopft mit ziviler Kleidung für Kinder und Erwachsene, Spielzeug und Gütern des täglichen Bedarfs. Ein von der Firma KLV zur Verfügung gestellter Sattelzug war voller Schulmöbel der Franz-von-Kohlbrenner-Schule sowie Krankenhausbetten des Klinikums Traunstein. Darüber hinaus wurde eine komplette Küchenzeile und eine Wohnzimmergarnitur übergeben. Ein weiterer Transporter der Firma Fuhrmann war bis unter das Dach mit einer Klassenzimmerbestuhlung beladen.

Stadt Traunstein stellte
Kleinbus samt Anhänger zur Verfügung

Die Stadt Traunstein hat einen Kleinbus samt Anhänger zur Verfügung gestellt, der insbesondere mit Getränken, Gläsern, Kinderkleidung und Spielzeug beladen war. Die Gemeinde Surberg unterstützte ebenfalls mit einem Kleinbus. Die Firma Computer Zagler hatte noch einige Computer gestiftet. Die gebrauchten Geräte wurden zuvor generalüberholt und zum sofortigen Einsatz für die Spendenempfänger voreingestellt.
„Man wird bescheiden und demütig, wenn man sieht in welcher Armut dort viele Menschen leben und nicht mal sicher sein können, dass sie an Weihnachten ein warmes Wohnzimmer haben“, so der Surberger Kommandant. „Über die Jahre hinweg beschleicht sich in mir mehr und mehr das Gefühl, dass dort vieles schlechter als besser wird, die Einkommen sehr niedrig sind und die Preise ähnlich wie bei uns angezogen haben. Heizen können sich viele schlichtweg nicht mehr alle leisten und müssen in ihrer Not Teile ihres Mobiliares verbrennen“, so die bewegten Schilderungen im Gespräch mit Hubert Hobmaier vom Kreisfeuerwehrverband Traunstein. „Wenn wir auch nicht allen helfen können ist es für uns dennoch ein befriedigendes Gefühl, dass wir zumindest einigen Menschen Unterstützung geben und für glückliche Momente sorgen können“.

Größte Transport in der Geschichte

Dieser Transport war der bisher Größte in der Geschichte. Neben einem Löschgruppenfahrzeug aus dem Jahr 1991, dass in Haslach und Hochberg stationiert war, wurde ein Tanklöschfahrzeug selbes Baujahrs übergeben. Dieses Fahrzeug war bei den Feuerwehren Traunstein und Kammer im Einsatz. Nun versieht das Tanklöschfahrzeug seinen Dienst in der 22.000 Einwohnerstadt Mór. Die Berufsfeuerwehr betreut ein Gebiet mit einem Radius von rund 25 Kilometern und ist bisher mit einem Hilfeleistungslöschfahrzeug und einen „uralt“ IFO LKW aus UdSSR-Zeiten ausgerückt. Das Löschgruppenfahrzeug wird im 1.800 Einwohnerdorf Nagyvázsony zum Einsatz kommen. Dort ist es das erste Feuerwehrauto überhaupt. Mit im Gepäck hatten die Helfer außerdem eine Anhängeleiter der Elektrogenossenschaft Wolkersdorf, die von der örtlichen Feuerwehr betreut wurde. Der Transport erfolgte auf einem Anhänger der Firma Bielmeier.
In den Jahren zuvor wurden bereits ein Rüstwagen sowie ein Tanklöschfahrzeug aus Traunstein, Kleinbusse aus Traunstein und Marquartstein sowie ein Tanklöschfahrzeug aus Neukirchen gespendet. Darüber hinaus fanden bereits mehrere Rettungssätze, also Schere und Spreizer, Wasserwerfer und sogar ein Pulverlöschanhänger bei den ungarischen Kameraden eine neue Heimat. „Am besten in Erinnerung ist mir dabei das Fahrzeug aus Neukirchen geblieben. Dieses wurde in einer Zollauktion veräußert und wir haben alle Hebel in Bewegung gesetzt und Spenden zusammengetragen. Letztlich ist es uns gelungen, 12.000 Euro zusammen zu bekommen und konnten so das Fahrzeug erwerben“, so Stefan Burghartswieser.

Die Ungarnhilfe feiert in diesem Jahr ihr 25-jähriges Jubiläum und ist auf Josef Hedl, dem Gründer des Vereins der Deutschen Minderheiten Selbstverwaltung in Ungarn, zurückzuführen. Er kam vor langer Zeit beruflich nach Traunstein und klopfte einfach im Feuerwehrhaus an der Scheibenstraße an die Tür. In Albert Kutzer, dem damaligen Kommandanten der Traunsteiner Wehr, fand er schnell einen Freund und Förderer. Zusammen mit den Aktiven der damaligen Zeit, wurden die ersten Hilfslieferungen auf die Beine gestellt. „Es ist sogar einmal gelungen, ein schwerkrankes Kind von Ungarn ins Klinikum Traunstein zu überstellen, um es dort behandeln zu lassen“, erinnert sich Franz Reitschuh. Inzwischen ist Evelin Hedl in die Fußstapfen ihres Vaters getreten und organisiert vor Ort die Verteilung der Hilfsgüter. Der nächste Hilfstransport soll im Sommer dieses Jahres erfolgen.
(Quelle: Pressemitteilung Kreisfeuerwehrverband Traunstein – Hob ( Beitragsbild, Foto Feuerwehren Traunstein und Surberg)

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