Rosenheim / Landkreis / Bayern / Deutschland – Am heutigen 11. Februar ist „Tag des Notrufs“. Der ACE Chiemseer Land hat mal geschaut, wie es in der Region Rosenheim in Sachen „Notrufsäulen“ aussieht und erläutert, wie diese überhaupt funktionieren.
Unterwegs auf deutschen Autobahnen sieht man sie immer wieder: orangefarbene Notrufsäulen. Während viele dieser Säulen in regelmäßigen Abständen von etwa zwei Kilometern entlang der Autobahn am Randstreifen stehen, sind auch zahlreiche Rastplätze mit einem solchen Notrufsystem ausgestattet. Doch die Verteilung ist äußerst unterschiedlich, wie die Ergebnisse der letzten Clubinitiative des Auto Club Europa, „Deutschland, deine Rastplätze“, nahelegen. Auch im ACE-Kreis Chiemseer Land wurde im Rahmen der Clubinitiative gecheckt – insgesamt fünf unbewirtschaftete Rastplätze an der A94 und der A8 wurden von Martin Hochreiter und Günter Fix genauer unter die Lupe genommen. Auf keinem einzigen dieser Plätze gab es eine Notrufsäule.
So funktioniert der orange Helfer
Auch wenn heutzutage fast immer das Handy dabei ist, können der Akku des Gerätes oder der Empfang in einer Notfallsituation schwach sein. Mit Funklöchern oder mangelnder Energie hat eine Notrufsäule hingegen keine Probleme. Zuverlässig steht sie an Ort und Stelle – ausgewiesen durch ein Hinweisschild mit einem Telefonhörer und dem Wort „SOS“. Aktuell sind zwei verschiedene Modelle im Einsatz. Bei älteren Modellen muss einfach die sogenannte Sprechklappe angehoben werden und es wird eine Verbindung zur Notrufzentrale der Autoversicherer in Hamburg hergestellt. Die Mitarbeitenden dort nehmen alle wichtigen Informationen zum Geschehen auf, können durch die automatische Übermittlung der Position der Notrufsäule den exakten Standort und die Fahrtrichtung bestimmen und in Notsituationen eine Konferenzschaltung zur Polizei- oder Rettungsleitstelle herstellen. Neuere Modelle verfügen über zwei Tasten – einen roten Knopf für den Unfallnotruf und einen gelben für die Fahrzeugpanne.
Norden top, Bayern Flop
Unter dem Motto „Deutschland, deine Rastplätze“ haben die Ehrenamtlichen des ACE im letzten Sommer 684 Rastplätze in ganz Deutschland überprüft und dabei auch die Notrufsäulen unter die Lupe genommen, Im bundesweiten Durchschnitt waren die Anlagen mit WC mit 75 Prozent etwas besser mit der orangen Notrufeinrichtung ausgestattet als die ohne Toilette mit nur 67 Prozent.
Martin Hochreiter und Günter Fix bei den Rastplatzchecks Ende Mai 2022 im Chiemseer Land – Notrufsäulen suchten sie vergebens. Foto: Copyright Hildebrand / ACE
Im ACE-Kreis Chiemseer wurden insgesamt fünf Rastplätze gecheckt – vier an der A94 und einer an der A8. An keinem der Rastplätze gab es eine Notrufsäule. „Notrufsäulen sind auch heute noch sehr wichtig. Auch wenn sehr viele Menschen ein Handy haben, darf man nicht außeracht lassen, dass Handyakkus auch leer sein können. Und: Bei Funklöchern hilft dann auch der vollgeladene Akku nichts!“, so Ursula Hildebrand, ACE-Regionalbeauftragte im Club-Service für Südbayern, die die Checks begleitet hatte. Für den Kreisvorstand unverständlich ist, dass gerade an der A94 keine, von den Rastplätzen aus erreichbare Notrufsäulen aufgestellt sind. „Bei der A94 handelt es sich um eine vergleichsweise neue Autobahn. Es wäre also ein Leichtes gewesen, bei den Planungen Notrufsäulen vorzusehen“, so der Kreisvorsitzende des ACE im Chiemseer Land, Dr. Marc Herzog.
In Mecklenburg-Vorpommern und dem Saarland wies jeder einzelne der getesteten Rastplätze eine Notrufsäule auf. Auch in Brandenburg waren die 37 getesteten Anlagen mit WC voll ausgestattet. Schlusslicht mit deutlichem Abstand bei der Verbreitung der Notrufsäulen war Bayern: Bei den 88 überprüften Rastanlagen ohne WC verfügten nur 55 Prozent über eine Notrufsäule, bei den 97 Anlagen mit WC waren es nur 37 Prozent.
Nutzung in Zeiten von Handy & eCall
Der Gesamtverband der Versicherer, der im Auftrag der Autobahn GmbH die Notrufsäulen entlang der Autobahn betreibt, hat in der letzten Notrufsäulenbilanz 2018 noch immer eine rege Nutzung bestätigt. Insgesamt 52.000 Mal sind die orangen Säulen verwendet worden – obwohl Mobiltelefone zu diesem Zeitpunkt schon sehr weit verbreitet waren. Gleichzeitig hat sich auch die Handyortung verbessert: 2019 startete der so genannte Notruf AML (Advanced Mobile Location) in Deutschland mit den Anbietern Vodafone, Deutsche Telekom und Telefónica, der die Standortübermittlung per Smartphone deutlich verbesserte. Wird der Notruf gewählt, so aktiviert das Handy automatisch WLAN und Satellitennavigation, auch wenn das zuvor deaktiviert war. Da die Daten meist nach wenigen Sekunden per SMS übermittelt werden, ist keine aktive Internetverbindung notwendig. Ähnlich funktioniert der integrierte eCall im Auto, der seit 2018 für alle neuen Kfz-Typen als Ergänzung des Notrufsystems verpflichtend ist. Neben dem Standort können auch Informationen zur Art der Auslösung und zur Anzahl der Insassen übermittelt werden. Auch videobasierte Notrufe sind schon in Deutschland im Einsatz. An der Entwicklung von barrierefreien Notrufsäulen für beispielsweise taubstumme Menschen wird gearbeitet. Alle Notrufsysteme gemeinsam ermöglichen, im Notfall schnell die nötige Hilfe zu organisieren.
(Quelle: Pressemitteilung ACE / Beitragsbild: Symbolfoto , Foto: Hildebrand/ACE)
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