Endorfer Au / Rosenheim – Die Endorfer Au hat seit Jahrzehnten nicht den besten Ruf. Nun soll sich der Rosenheimer Stadtteil im Rahmen einer Städtebauförderungsmaßnahme weiterentwickeln und die Bewohner sollen in diesen Prozess von Anfang an mit einbezogen werden. Darum gab es am gestrigen Dienstagabend zum Start der Planungsarbeiten eine sogenannte „Bewohner-Werkstatt“.
Die Veranstaltung war gut besucht, aber es kamen nur wenige Bewohner aus der Endorfer Au. Fotos: Karin Wunsam
Die Veranstaltung fand in der Aula der Grund- und Mittelschule Rosenheim in Fürstätt statt. Fast alle Sitzplätze waren belegt, aber unter den Besuchern fanden sich nur rund zehn Bewohner der Endorfer Au. Alle anderen Teilnehmer der „Bewohner-Werkstatt“ waren Rosenheimer Stadträte oder kamen aus den Reihen der Veranstalter dieses Treffens: GRWS, Stadt Rosenheim, Soziale Stadt Rosenheim, Sozialraumteam West und der Kontaktstelle Bürgerschafltichen Engagement.
Professor Martin Schirmer von Schirmer Architekten und Stadtplaner GmbH in Würzburg moderierte die Veranstaltung.
Die Besucher der Veranstaltung erzählten, was ihnen an der Endorfer Au gefällt und was nicht.
Die Moderation der Veranstaltung übernahm Professor Martin Schirmer von Schirmer Architekten und Stadtplaner GmbH in Würzburg. Er hat sich zusammen mit seinem Team im Vorfeld schon einen guten Eindruck verschafft, was die Endorfer Au charakterisiert und wie ihre Situation aktuell ist.
Dabei kam er zu Beginn gar nicht aus dem Schwärmen heraus. Gelegen zwischen Mangfall und Mangfallkanal, quasi eine Insel inmitten der Stadt mit Bergblick, viel Grün und Freiraum für die Bewohner. „Das ist eigentlich ein Premiumstandort“, meinte er. Aber eben nur „eigentlich“, denn den besten Ruf hat der Stadtteil schon seit vielen Jahren nicht, wie auch eine Bewohnerin bei ihrer Wortmeldung feststellte: „Wenn ich wem erzähle, dass ich in der Endorfer Au wohne, höre ich oft sofort die Frage Warum?“.
Das ist aber nicht das einzige Problem. Vor allem der Bauzustand der Gebäude bereitet Sorgen. Eine ganze Reihe stammen noch aus den 1950er und 1960er Jahren, andere kamen in den 1980er Jahren hinzu. „Viele sind am Ende ihres Weges angekommen“, steht für Professor Martin Schirmer fest.
Es muss sich also etwas ändern und tatsächlich bereitet die GRWS dazu auch schon seit einiger Zeit den Weg für eine Erneuerung vor, beispielsweise in dem extrem sanierungsbedürftige Wohnungen, die aufgrund Umzug oder Todesfall leer werden, nicht mehr nachbesetzt werden, wie Barbara Schwendenmann von der GRWS erzählt.
Baubeginn in der Endorfer Au ist derzeit voraussichtlich für 2027 angedacht und soll ab da Schritt für Schritt erfolgen.
Bis dahin gibt es noch viel Vorarbeit. Das Konzept von Professor Schirmer soll bis Ende des Jahres fertig sein. Danach folgen Bebauungsplanverfahren und Hochbauplanung. Geklärt werden muss dabei auch die Frage, welche Gebäude sich noch sanieren lassen und welche einem Neubau weichen müssen. „Die größte Herausforderung wird es sein, das richtige Maß an Nachverdichung und den Erhalt des Grüns zu finden“, so Joachim Seethaler, technischer Leiter bei der GRWS dazu. Außerdem gehe es zukünftig darum, wie man diesen Stadtteil auch auf sozialer Ebene weiterentwickeln kann.
In der Endorfer Au lebt eine bunte Gesellschaft
Dazu schaute Professor Schirmer in seinen Ausführungen auch auf die Zusammensetzung, das Alter und den sozialen Status der Bewohner.
Die knappe Mehrheit der Wohnungen in der Endorfer Au sind Sozialwohnungen. 48 Prozent der Bewohner haben keine deutschen Wurzeln. „Es lebt dort also eine sehr bunte Gesellschaft“, erläuterte Professor Martin Schirmer.
Nach seinen Ausführungen konnten die Teilnehmer der Bewohner-Werkstatt sagen, was ihnen an der Endorfer Au gefällt und was nicht. Als positiv gewertet wurde unter anderem: Bürgerhaus E-Werk, Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe, gute Anbindung an den ÖPNV, Spielplätze, ehrenamtliches Engagement, Gemeinschaftsgefühl, Angebote für Kinder und Jugendliche.
Bemängelt wurden beispielsweise Müll vor den Häusern, unzureichende Förderung der Kinder in Sache deutscher Sprache und vor allem immer wieder der schlechte Zustand der Gebäude. Was sich viele Bewohner für die Zukunft aber keinesfalls wünschen, brachte eine Bewohnerin auf den Punkt. „Wir wollen keine Wohnnblöcke“. Dafür wurde der Wunsch einiger anderer Bewohner nach noch mehr Aufenthaltsqualität an der Mangfall laut.
Weitere Treffen dieser Art sollen folgen, allerdings dann direkt in der Endorfer Au, um zukünftig damit mehr Bewohner erreichen zu können.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild, Foto: Karin Wunsam)
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