Trostberg / Landkreis Traunstein – Es ist ein lauer Sommerabend im Trostberger Stadtteil Schwarzau als es an der Kreuzung Altenmarkter/Schwarzauer Straße zu einem Verkehrsunfall kommt. Ein LKW-Fahrer erfasste mit seinem Fahrzeug einen PKW, dessen Fahrer infolge des Unfalls im Innenraum seines BMW eingeschlossen wurde. Daraus resultierte ein Übungsalarm für die Mannschaft der Feuerwehr Trostberg mit dem Einsatzstichwort „Verkehrsunfall mit LKW“. Nur wenige Augenblicke nach der Durchsage waren die ersten Floriansjünger unterwegs zum Übungsort. Dass die beiden Übungsverantwortlichen Ralph Rudholzner und Andreas Grabmüller eine komplexe Gefahrgutübung vorbereitet hatten, wusste von den Übungsteilnehmern zu diesem Zeitpunkt noch niemand.
Nur wenige Minuten nach der Funkdurchsage ist das erste Löschfahrzeug am Unfallort vorgefahren und meldete an die Übungsleitung, „Verkehrsunfall mit LKW und PKW – gelblicher Rauch steigt aus dem Auflieger auf“. Dann ging alles blitzschnell und es wurde von einem „gewöhnlichen Verkehrsunfall“ auf „Gefahrguteinsatz“ umgeschaltet. Der Gruppenführer hat einen Trupp mit Atemschutzgeräten ausrüsten lassen und diesen zu einer ersten Erkundung der Einsatzstelle losgeschickt. Schnell war klar, die beiden Fahrzeuginsassen müssen unverzüglich aus ihrer misslichen Lage befreit werden. Eine unbekannte Flüssigkeit tropfte zusätzlich auf die Straße, was weitere Maßnahmen erforderlich machte.
Zwischenzeitlich wurde die Alarmstufe auf ein „mittleres Gefahrgutstichwort“ angepasst und weitere Trostberger Kräfte zur Einsatzstelle entstand. Von der Werkfeuerwehr Chemiepark Trostberg wurde zusätzlich der Gerätewagen Gefahrgut, also ein rollendes Materiallager für Gefahrguteinsätze, samt TUIS-Fachberater (Transportunfall Informations- und Hilfeleistungssystem der chemischen Industrie) an die Einsatzstelle beordert. Während der eine Teil der Mannschaft mit den Vorbereitungen des umfangreichen Gefahrguteinsatzes beschäftigt war, bestand für den zweiten Teil die höchste Priorität darin, die beiden Fahrzeuglenker zu befreien und aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich in Sicherheit zu bringen.
Körperlicher Kraftakt für die Feuerwehrler
Gerade die Rettung des LKW-Fahrers, dessen Sitzhöhe sich mehr als zwei Meter über dem Boden befand, bedeutete für die Atemschutzgeräteträger einen körperlichen Kraftakt. Dennoch ist es ihnen gelungen, beide Personen zu befreien und bis zur Absperrgrenze zu tragen. Dort wurden die Unfallfahrer von einem Rettungsdienstteam des Bayerischen Roten Kreuzes in Empfang genommen und medizinisch weiterversorgt. „Die beiden Burschen haben ihr Workout für heute hinter sich“, schmunzelte ein Kamerad und zielte darauf ab, dass man dem „Angriffstrupp“ die körperliche Anstrengung bei der Menschenrettung deutlich ansehen konnte.
Weitere Trupps wurden damit beauftragt, zu erkunden um welche Flüssigkeiten es sich handelte und welche Menge dort genau ausläuft beziehungsweise zu schauen, wie die Leckage behoben werden kann. Gleichzeitig wurden die Gullys in diesem Bereich verschlossen, Auffangwannen untergestellt und ein Zugang zum Laderaum geschaffen. Zahlreiche Einsatzkräfte schlüpften daher in Körperschutzanzüge, die sie vor gefährlichen Stoffen schützen. Nach kurzer Zeit stand fest, es läuft Salpetersäure aus einem 200 Liter Fass aus. Die stark ätzende Flüssigkeit dient als wichtiger Grundstoff in der chemischen Industrie. Währenddessen gliederte die Einsatzleitung alle Aufgaben in verschiedene „Abschnitte“ und wies den Kräften die Aufgaben zu. Fiktiv wurden noch die Feuerwehren Traunstein und Kammer als Messzug Süd des Landkreises Traunstein mit dem Einsatzauftrag „Schadstoffmessung in der Umgebung“ nachalarmiert.
In einem Vollschutzanzug machte sich anschließend ein Trupp auf den Weg zum Auflieger. Sie kletterten in „voller Montur“ über eine Leiter auf den Laderaum. Mit dabei hatten Sie auch ein sogenanntes Bergungsfass, in dass das havarierte Gefäß letztlich erfolgreich gestellt werden konnte. Nachdem dieser Einsatzauftrag erledigt war, mussten die beiden Einsatzkräfte noch die sogenannte Dekontaminationsstelle passieren. Dies ist eine Art „Waschanlage für die Schutzkleidung“ die verhindert, dass es zu einer Verschleppung von gefährlichen Stoffen kommt. Durch das Arbeiten im Gefahrenbereich besteht die Möglichkeit, dass die Schutzanzüge mit der Säure in Berührung kommen – daher erfolgte eine gründliche Reinigung bevor die Einsatzkräfte wieder in den „grünen Bereich“ durften.
Nach etwas mehr als einer Stunde waren sämtliche Arbeitsaufträge abgearbeitet und Einsatzleiter Robert Schirmer konnte „Übungsende“ an die beiden Übungsverantwortlichen Ralph Rudholzner und Andreas Grabmüller von der örtlichen Fachgruppe Gefahrgut melden. Bei der anschließenden „Manöverkritik“ freuten sich Kommandant Hans-Peter Heimbach und Josef Egginger, dass sich rund 60 Aktive dieser fordernden Aufgabe gestellt haben und dabei zügig die Übungsziele erreichen konnten. Gleichzeitig sprachen verschiedene Lernfelder an, „denn so eine komplexe Aufgabenstellung meistert man nicht ohne Verbesserungsmöglichkeiten“, so Trostbergs Aktiven Chef zum Abschluss mit einem Augenzwinkern.
(Quelle: Pressemitteilung Kreisfeuerwehrverband Traunstein – hob / Beitragsbild, Fotos: Hubert Hobmaier)
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