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Erzdiözese legt Jahresabschluss 2022 und Haushalt 2023 vor

Opferstock in einer Kirche

Josefa Staudhammer

Ihr Traumberuf ist Journalistin. Sie steht zwar noch am Anfang ihrer Karriere, hat aber schon einige Erfahrung auf diesem Gebiet sammeln dürfen. Besonders am Herzen liegt ihr die Vernetzung von Innpuls.me mit Social Media. Außerdem ist sie Euere Ansprechpartnerin für Interviews und Jugendstorys aus der Region Rosenheim.

26. Juli 2023

Lesezeit: 4 Minute(n)

München – Die Erzdiözese München und Freising hat im Rahmen ihrer jährlichen Finanzpressekonferenz am heutigen Mittwoch ihren Jahresabschluss und Lagebericht 2022, den Haushalt 2023  vorgelegt. 

Angesichts enger werdender finanzieller Spielräume und damit verbundener notwendiger Veränderungen gilt es laut Christoph Klingan, Generalvikar der Erzdiözese München und Freising, „jetzt zu handeln und Entscheidungen zu treffen: Wo setzen wir Schwerpunkte, wo sind Veränderungen angezeigt, wo wollen wir etwas neu oder anders machen und wo etwas aufgeben?“, so der Generalvikar. Aufgrund erheblicher Kostensteigerungen etwa durch Inflation oder Tariferhöhungen sinke allein der reale Wert der zur Verfügung stehenden Mittel bei gleichzeitig vielfältigem Investitions- und Erhaltungsbedarf, sagte Klingan. Dennoch „wird die Kirche präsent in der Gesellschaft bleiben“, ist der Generalvikar überzeugt.

Immobilienlast soll reduziert werden

Dazu habe die Erzdiözese unter dem Titel „Wirkung entfalten + Kirche gestalten“ einen Gesamtstrategieprozess in Gang gesetzt, erläuterte Klingan. Einen Schwerpunkt in dessen Ausgestaltung bilde das Projekt „Immobilien und Pastoral“, in dessen Rahmen ausgehend von den pastoralen Schwerpunktsetzungen die hohen Kosten für den Bauunterhalt und die Immobilienlast insgesamt reduziert werden sollen, erläuterte Klingan. Mit Blick auf die pastorale Situation gelte es, vor Ort zu entscheiden, welche Gebäude in welcher Form sinnvoll für ein aktives kirchliches Leben in den Pfarreien zu erhalten sind und welche einem anderen Nutzen zugeführt oder auch in Kooperationen etwa mit der Caritas oder der Kommune genutzt werden könnten, so der Generalvikar.

Um weiterhin dem Anspruch gerecht zu werden, „präsent zu sein in der Fläche, überall, nicht nur in den Städten, auch am Land, eben da, wo Menschen leben“, werde in der Erzdiözese zudem eine Dekanatsreform umgesetzt und damit eine „zukunftsfähige Struktur“ geschaffen, die „vernetzteres Handeln und bessere Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit, etwa im Bereich der Jugend-, Kranken- oder Seniorenpastoral“ ermöglichen soll, erläuterte Generalvikar Klingan. Die Dekanate werden laut Klingan in ihrer Zahl reduziert und zugleich als mittlere, koordinierende Ebene gestärkt, während die Seelsorgeeinheiten in ihrer jetzigen Größe im Wesentlichen bestehen bleiben.

Der Generalvikar ging in seinen Ausführungen auch auf die zuletzt sehr hohe Zahl der Austritte ein: „Sie bewegt mich und viele andere sehr“. Häufig würden als Grund für den Austritt die Fälle sexuellen Missbrauchs in den vergangenen Jahrzehnten und der mangelhafte Umgang damit genannt werden. Die Erzdiözese werde am eingeschlagenen Weg der konsequenten Aufarbeitung, der Hinwendung zu den Betroffenen und der Prävention festhalten und ihn weitergehen, betonte Klingan: „Trotz zurückgehender Ressourcen werden wir in diesem Bereich sicher nicht nachlassen.“ Generalvikar Klingan verwies auf die von Betroffenen initiierte, von der Erzdiözese maßgeblich finanziell und organisatorisch unterstützte Radpilgerreise nach Rom, bei der die Betroffenen auch Papst Franziskus trafen, oder auf einen geplanten weiteren Tag der Begegnung, bei dem der Erzbischof, die Amtschefin und er mit Betroffenen erneut zusammentreffen werden.

Schließlich unterstrich Generalvikar Klingan, dass die Erzdiözese mit ihren vielfältigen Angeboten in Einrichtungen und Pfarreien die Menschen überzeugen wolle, „dass es sich lohnt, Mitglied dieser Kirche zu sein, in der auch so viel Gutes geschieht, tagtäglich, in den Gemeinden, in unseren Kindertagesstätten, im sozialen Handeln, auch durch unseren Caritasverband. Was würde nicht nur den Katholiken fehlen, sondern der gesamten Gesellschaft, wenn wir nicht weiter engagiert unsere Arbeit tun?“

Die Amtschefin des Erzbischöflichen Ordinariats, Stephanie Herrmann, schloss daran an, betonte die Bedeutung von Angeboten wie der Alleinerziehendenseelsorge, die aber zugleich einen hohen Personal- und damit auch Kostenaufwand erforderten: „Unsere Angebote in den Bereichen Pastoral, Bildung und Beratung sind personalintensiv und verursachen hohe Kosten. Aber mit ihnen erfüllen wir den kirchlichen Auftrag und sie sind uns deshalb wichtig.“ Die Personalaufwendungen seien wie in den vergangenen Jahren auch im Haushalt für das Jahr 2023 der größte Posten auf der Ausgabenseite. „Und daran wird sich in absehbarer Zeit auch nichts ändern, da wir nur mit engagierten und kompetenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Sinne der Botschaft des Evangeliums für die Menschen da sein können.“

Umbau des Kapuzinerklosters in Rosenheim als Beispiel

Die Bereitstellung von Wohnraum, insbesondere von bezahlbarem Wohnraum, sei auch abseits akuter Krisen ein Bereich, in dem sich die Erzdiözese in besondere Weise engagiere, hob Amtschefin Herrmann hervor. So sei etwa im vergangenen Jahr der Umbau des ehemaligen Kapuzinerklosters in Rosenheim in ein Studentenwohnheim abgeschlossen worden, das seither 60 Studierende beherberge.

4,6 Millionen Euro Kirchensteuer-Mehreinnahmen

Die 4,6 Millionen Euro Kirchensteuer-Mehreinnahmen, die sich aus der Energiepreispauschale an einkommenssteuerpflichtige Erwerbstätige ergaben, werden laut Herrmann für einen eigens eingerichteten Wohnungsnotfallfonds eingesetzt.

Mit rund 3.000 Wohnungen schaffe, erhalte und verwalte vor allem das katholische Siedlungswerk München Wohnraum für breite Bevölkerungsschichten zu fairen Preisen. „Die Erzdiözese als größte Gesellschafterin belässt seit Jahren ihre Gewinnanteile in der GmbH, um dieser einen größeren Handlungsspielraum bei der Mietpreisgestaltung zu ermöglichen und auch um zusätzlichen Wohnraum vor allem für Familien zu schaffen“, erklärte Herrmann. Zuletzt sei zudem eine Kapitalerhöhung beim Siedlungswerk durch die Erzdiözese in Höhe von 20 Millionen Euro erfolgt, „um weiter die Schaffung und Bereitstellung bezahlbaren Wohnraums auf einem angespannten Markt und angesichts hoher Baukosten zu ermöglichen“.

 

Die Bilanzsumme der Erzdiözese beträgt rund 3,88 Milliarden Euro. Sie hat sich zum 31. Dezember 2022 gegenüber dem Vorjahr um 133 Millionen Euro erhöht.

Das in der Bilanz der Erzdiözese abgebildete Vermögen umfasst im Wesentlichen Sach- und Finanzanlagen. Die Sachanlagen belaufen sich auf eine Höhe von rund 1,52 Milliarden Euro (plus 50 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr). Den größten Anteil haben mit rund 1,4 Milliarden Euro die bebauten und unbebauten Grundstücke.

Die in der Bilanz abgebildeten Finanzanlagen haben in 2022 um 12 Millionen Euro auf 1,4 Milliarden Euro zugenommen.

Gewinn- und Verlustrechnung

Die gesamten Erträge der Erzdiözese im Jahr 2022 betrugen rund 912 Millionen Euro (Vorjahr: 884 Millionen Euro). Davon entfallen 658 Millionen Euro auf die Kirchensteuer (Vorjahr: 647 Millionen Euro). Weitere 132 Millionen Euro (Vorjahr: 130 Millionen Euro) flossen dem Erzbistum als öffentliche Zuschüsse zu. Davon waren entsprechend dem Subsidiaritätsprinzip 77,8 Millionen Euro staatliche Zuschüsse für den Betrieb von Schulen sowie 12 Millionen Euro für den Religionsunterricht an staatlichen Schulen.

Aus den gesamten Erträgen wurden im vergangenen Jahr Aufwendungen in Höhe von 798 Millionen Euro finanziert (Vorjahr: 871 Millionen Euro). Mit 330 Millionen Euro (Vorjahr knapp 335 Millionen Euro) stellte das Personal den größten Aufwandsposten dar. Seelsorge und Bildung sind personalintensive Bereiche. Auch ein Großteil der regulären Haushaltszuschüsse an Kirchenstiftungen in Höhe von 121,8 Millionen Euro (Vorjahr: 120 Millionen Euro) dienen der Deckung von Personalkosten.

Das Jahresergebnis der Erzdiözese betrug im Jahr 2022 aufgrund mehrerer Sondereffekte rund 128,5 Millionen Euro (Vorjahr: 17 Millionen Euro). Das Bilanzergebnis ist wie im Vorjahr ausgeglichen.

Haushalt für das Jahr 2023

Die Erzdiözese plant mit Erträgen in Höhe von 833 Millionen Euro, die niedriger sein werden als die geplanten Aufwendungen in Höhe von 894 Millionen Euro.
Größter Aufwandsposten bleiben im Jahr 2023 mit insgesamt 340 Millionen Euro die Personalaufwendungen. Zweitgrößte Position sind die gewährten Zuschüsse mit 329 Millionen Euro.
(Quelle: Pressemitteilung Erzdiözese München und Freising / Beitragsbild: Symbolfoto re)

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