München / Bayern – Im Sommermonat August, wenn viele Therapeuten sowie Beratungsstellen Urlaub machen, verzeichnet die Telefonseelsorge in der Erzdiözese München und Freising besonders viele Anfragen. „Der August gehört neben den Wintermonaten zu den Zeiten, in denen uns am meisten Kontaktanfragen erreichen“, erklärt Einrichtungsleiter Alexander Fischhold: „Sorgen kennen keinen Urlaub.“ Die Telefonseelsorge ist das ganze Jahr über jeden Tag und rund um die Uhr kostenfrei erreichbar.
Wie aus dem kürzlich veröffentlichten Jahresbericht der Telefonseelsorge hervorgeht, haben sich 2022 mehr als 36.000 Personen in den Dienststellen München, Bad Reichenhall und Mühldorf am Inn gemeldet. Die meisten von ihnen griffen zum Telefon, aber auch per E-Mail und Chat beantworteten die Seelsorgerinnen und Seelsorger mehr als 3.000 Anfragen. „Gerade im Chat melden sich mehr junge Leute zwischen 15 und 30 Jahren. Existenzielle Nöte wie Suizidgedanken kommen dort deutlicher und unmittelbarer zur Sprache.“
Im vergangenen Jahr haben Ratsuchende in jedem fünften Chat und in jedem dritten Mailkontakt Suizidgedanken geäußert; am Telefon war Suizidalität in fünf Prozent der Gespräche ein Thema – das ist ein Anstieg um zwei Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. „Hier spielen die Langzeitfolgen der Corona-Jahre und neue Krisen mit hinein, aber auch die enorm langen Wartzeiten auf einen Therapieplatz. Umso wichtiger ist es, dass es das Angebot der Telefonseelsorge gibt. Sie ist ein wirksamer Beitrag zum Lebensschutz, weil wir in unseren Beratungen Perspektiven aufzeigen“, betont Fischhold.
Einsamkeit ist das große Thema
Das seit Jahren am meisten genannte Thema bei der Telefonseelsorge ist Einsamkeit, gefolgt von körperlichem Befinden und depressiven Verstimmungen. Zunehmend machen Menschen auch Stress zum Thema. Aktuelle Ereignisse wie der Krieg in der Ukraine und die Kostensteigerungen bewegen die Ratsuchenden, und auch kirchliche Ereignisse wie die Veröffentlichung des externen Gutachtens zu sexuellem Missbrauch im Bereich des Erzbistums München und Freising Anfang 2022 schlugen sich in den Gesprächen nieder.
Hoch sei in allen Kanälen der Anteil der Ratsuchenden, die sich mehrfach an die Telefonseelsorge wenden: Online sind es gut die Hälfte, am Telefon sogar 70 Prozent. „Das verdeutlicht, wie wichtig die kontinuierliche Begleitung für viele Menschen ist, gleichzeitig schafft es auch neue Herausforderungen, was die Erreichbarkeit angeht“, erklärt Fischhold. Der hohe Bedarf an Erreichbarkeit zeige sich gerade nachts, wenn gut 25 Prozent der Anrufe eingingen. „Dann ist sonst niemand erreichbar, außer der Telefonseelsorge.“
Gestemmt wird die Seelsorgearbeit von aktuell mehr als 130 Personen, die pro Monat im Schnitt 15 Stunden Dienst tun – die meisten von ihnen ehrenamtlich.
(Quelle: Pressemitteilung Erzdiözese München und Freising / Beitragsbild: Symbolfoto re)
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