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Buchtipp: „Dem Wahnsinn entkommen“

rechte Hand hält aufgeschlagenes Buch

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

3. August 2023

Lesezeit: 2 Minute(n)

Rosenheim – Anschaulich und direkt beschreibt das Buch  „Dem Wahnsinn entkommen“ den Wahnsinn des Zweiten Weltkriegs. Der Rosenheimer Autor Klaus G. Förg lässt vier ehemalige Soldaten ihre eigenen Geschichten erzählen – offen und schonungslos.

Cover: Dem Wahnsinn entkommen von Klaus G. Förg.

Ein wichtiges Zeitfenster schließt sich bald für immer – nämlich die Zeit, in der Zeitzeugen aus erster Hand schildern können, wie sie selbst den Zweiten Weltkrieg wirklich erlebt haben. Sie geben den Ereignissen von damals ein Gesicht und machen sie dadurch greifbarer und begreifbarer.
Das Problem ist nur, viele derer, die einst an der Front standen, nehmen ihre Erinnerungen mit ins Grab, ohne jemals darüber mit anderen gesprochen zu haben. Das weiß auch Autor Klaus G. Förg, der es sich seit mehreren Jahren zur Aufgabe gemacht hat, Gespräche mit ehemaligen Wehrmachtssoldaten aus dem Zweiten Weltkrieg zu führen. 48 Gespräche sind es mittlerweile geworden. Einige seiner Gesprächspartner gingen schon auf die hundert Lebensjahre zu. „Teilweise hatten sie aus Scham so viele Jahre geschwiegen, aber auch weil sie fühlten, dass lange Zeit die Menschen in Deutschland und Österreich einfach nicht mehr an diese furchtbare Zeit erinnert werden wollten. Vielen es es offensichtlich peinlich, Deutsche zu sein, weil unsere Nation diesen wahnwitzigen Krieg, die bisher größte Katastrophe der Menschheitsgeschichte, verursacht hatte“, schreibt Autor Klaus G. Förg dazu in seinem Vorwort. 

Gerade die jüngere Generation neigt dazu, alle Soldaten als Täter zu verurteilen. Diesem Urteil kann sich der Autor nicht anschließen. Bei den Schilderungen der ehemaligen Soldaten wird schnell klar, dass auch sie letztendlich Opfer waren – eines brutalen Regimes, das weder Weigerung noch Widerspruch duldete. Sie allen wurden an die Front getrieben, viele von ihnen keinesfalls von der Berechtigung und Notwendigkeit überzeugt. 
Zu Wort kommen in dem Buch „Dem Wahnsinn entkommen“ vier ehemaligen Soldaten. Kaum zu ertragen sind dabei die Schilderungen von Heinz Polke. Er war Fahrer eines Oberleutnants beim Aufstand im Wahrschauer Ghetto und musste dabei hilflos zusehen wie selbst Mütter mit Kinderwägen vorsätzlich überrollt und zermalmt wurden. 
Außerdem zu Wort kommt Erich Menzel, der als Radarspezialist auf dem letzten U-Boot Hitlers, der U 234, eingesetzt wurde. Josef Hamberger schildert, wie er regelrecht allein in der unendlichen Weite Russlands umherirrte und die Schwester eines jungen Soldaten berichtet, wie ihr Bruder direkt von der Waffen-SS hingerichtet worden ist, weil er sich weigerte, die Brücke über die Traun zu sprengen. 
Leichte Unterhaltung sieht anders aus. „Dem Wahnsinn entkommen“ ist nichts für schwache Nerven, aber ein realer Teil der Geschichte, der gerade aufgrund seiner Brutalität und Sinnlosigkeit für die Nachwelt festgehalten werden muss – Eine Lektüre gegen das Vergessen. 
(Quelle: Buchkritik Karin Wunsam ( Beitragsbild: Innpuls.me / Repro Cover „Dem Wahnsinn entkommen“)

„Dem Wahnsinn entkommen“
Klaus. G. Förg
Verlag Edition Förg
ISBN 978-3-96600-026-0
Preis ca. 19,90 Euro

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