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„Brennernordzulauf – Keine Neubautrasse“

Die SPD Rosenheim lud zu einem Diskussionsabend zum Thema Brennernordzulauf. Foto: SPD Rosenheim

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

20. August 2023

Lesezeit: 3 Minute(n)

Rohrdorf / Landkreis Rosenheim – „Brennernordzulauf – Keine Neubautrasse“ unter dieser Überschrift lud der SPD-Ortsverein Rohrdorf-Thansau (Landkreis Rosenheim) zu einem Informationsabend ein. Wie viel Diskussionsbedarf es bei diesem Thema nach wie vor gibt, zeigte sich an dem bis auf den letzten Platz gefüllten Veranstaltungsraum.

Zu diesem, aktuell viel diskutierten Thema begrüßte Vorsitzender Michael Hinterbrandner die interessierten Gäste im Gasthof zur Post in Rohrdorf. Jonah Werner, Bezirkstagskandidat aus Rosenheim, eröffnete den Abend und begrüßte neben Simon Hausstetter, dem Bürgermeister aus Rohrdorf, auch Lothar Thaler, den Vorsitzenden der Bürgerinitiative „Brennerdialog e.V.“. Welchen Stellenwert dieses Thema seit Jahren nicht nur in der Gemeinde Rohrdorf, sondern in der ganzen Region einnimmt, wurde schon allein dadurch deutlich, dass der Veranstaltungsraum bis auf den letzten Platz gefüllt und auch von vielen auswärtigen Gästen aus dem Landkreis Rosenheim besucht war.
Lothar Thaler ging in seinem anschließenden Vortrag nicht nur auf die fehlenden Bedarfszahlen, die mit dem Projekt verbundene Flächenversiegelung und die horrenden Kosten ein, sondern betonte auch nochmal ausdrücklich, dass der Neubau einer Hochleistungsstrecke weder von der EU gefordert sei noch dem Bedarf einer modernen Güterverkehrstrasse entspreche. Zudem machte er erneut deutlich, dass ein Neubau nach den aktuellen Zahlen der Verkehrs- und Güterentwicklung nicht nötig sei: „Die Bestandsstrecke bietet noch für viele Jahrzehnte ausreichend freie Kapazitäten für die Weiterentwicklung und Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene“.

Die geplante neue Trasse bedeute eine unwiederbringliche Zerstörung der Voralpenlandschaft in Inntal und Chiemgau. Sollte die Neubautrasse notwendig sein für Europa, müssten Opfer gebracht werden. Nicht jedoch, solange deren Notwendigkeit stark bezweifelt werden müsse. Mit zwei Inn-Unter- bzw. Überquerungen habe die aktuelle Planung nichts mehr gemein mit dem im Bundesverkehrswegeplan beschriebenen Vorhaben und es sei offensichtlich, dass Geld, Landschaftsverbrauch und CO2 Bilanz keine Rolle mehr zu spielen scheinen.

Junge Landwirte haben Angst vor Enteignung ihrer Flächen

Bürgermeister Simon Hausstetter erläuterte die Kernforderungen der Gemeinde, die im wesentlichen darauf abzielen, dass bei deren Erfüllung bzw. gewissenhaften Bearbeitung voraussichtlich keine neue Trasse erforderlich wäre. Ferner wurde thematisiert, dass durch das Vorhaben schon jetzt Existenzen bedroht seien. Seit Beginn der Planungen gäbe es für viele potentiell betroffenen Betriebe und Landwirte bereits keine real existierende Zukunft, da nichts mehr mit Zuversicht investiert oder geplant werden könne. Besonders schlimm sei die Situation für junge Landwirte in der Region. Selbst wenn sie nicht direkt von der Trasse betroffen seien, könnten ihre Flächen als Ausgleichsflächen enteignet werden, wie es in Tirol bereits an der Tagesordnung sei.

Thomas Frank, Landtagskandidat aus Rosenheim, sieht in dem Projekt ebenso wenig Sinn wie die Bürgerinitiativen: Er betonte ausdrücklich, dass die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene zu begrüßen sei und mit hoher Priorität weiter forciert werden müsse und brachte sein Unverständnis darüber zum Ausdruck, weshalb einerseits die freien Kapazitäten der Bestandsstrecke nicht schon längst für die weitere Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene genutzt werden würden und andererseits eine Neubaustrecke in die Landschaft betoniert werden solle. Er mahnte mit Nachdruck an, dass dies nicht um jeden Preis und fernab von einer fundierten und seriösen Bedarfserhebung geschehen dürfe. „Natürlich befürworte ich den Güterverkehr auf der Schiene. Aber solange es keine plausiblen Bedarfszahlen für eine Neubaustrecke gibt, ist der Ausbau und die Modernisierung der Bestandsstrecke die einzig vernünftige, rationale und bedarfsorientierte Lösung, für die ich einstehen und weiter kämpfen werde. Nicht das Ziel an sich, sondern die Umsetzung ist in Frage zu stellen.“

Noch vor der anschließenden Diskussionsrunde hob Jonah Werner in diesem Zusammenhang auch nochmal hervor, dass die Bestandsstrecke sofort und weitaus kostengünstiger zur Verfügung stehe: „Mit einem Ausbau kann entgegen einer Neubautrasse sofort und nicht erst in ferner Zukunft begonnen werden. Das wäre zukunftsweisend und kein ökologischer und verkehrspolitischer Rückschritt.“
Am Ende des Abends waren sich alle Beteiligten, Gäste, Bündnisvertreter und Politiker einig, dass es wohl nicht die letzte Diskussion zu diesem umstrittenen Projekt gewesen sein wird.
(Quelle: Pressemitteilung SPD Rosenheim / Beitragsbild: SPD Rosenheim)

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