Rosenheim / Bayern / Deutschland – Am liebsten im Team. Kaninchen leben gern mit ein oder zwei Artgenossen zusammen und bilden eine feste Hierarchie in ihrer Gruppe. Kommt ein neuer Hoppler in die Runde, kann die Rangordnung auf die Probe gestellt wurden. Hier Tipps und Kniffe für Kaninchen-Halter vom Industrieverband Heimtierbedarf.
Für Kaninchen ist die Haltung als Partnertiere oder kleine Gruppe unbedingt erforderlich, damit sie ihr natürliches Verhalten zeigen können. Neben der Kommunikation untereinander zählen dazu beispielsweise auch gegenseitige Fellpflege und gemeinsames Spielen.
Wer sich die ersten Kaninchen zulegen möchte, sollte daher sofort mindestens paarweise denken. Wenn man weitere Kaninchen aufnehmen möchte oder einen neuen Partner für ein Einzeltier sucht, muss man sich darauf vorbereiten, die Tiere zu vergesellschaften. Damit sie sich gut vertragen, sollten Halter darauf achten, dass die Neuankömmlinge zur Gruppe passen und es ausreichend Zeit zur Gewöhnung aneinander gibt.
Gleich und gleich gesellt sich gern
Schon bei der Auswahl der einzelnen Tiere können Halter möglichst gute Startbedingungen schaffen. „Am einfachsten klappt es in der Regel, wenn die Tiere etwa gleich alt und ähnlich groß sind. Hat man bereits ältere Kaninchen und möchte ein neues dazuholen, kann man auch gut ein Jungtier wählen, weil es in die bestehende Rangordnung hineinwächst und sich vielleicht erst später einmal behaupten will“, sagt Dr. Maximilian Reuschel, Tierarzt an der Klinik für Heimtiere, Reptilien und Vögel der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover. Beginnt man ganz neu mit einem Pärchen aus Kaninchen-Jungtieren, dann wachsen diese in der Regel sehr problemlos in ihre neue Partnerschaft hinein.
Ein neutraler Start
Zieht ein neues Kaninchen ein, sollte es erst einmal ein bis zwei Wochen Zeit bekommen, sich von dem stressigen Umzug zu erholen. Vorhandene und neue Tiere werden dann für einige Zeit auf neutralem Gebiet zusammengeführt, weil dort keine Revieransprüche bestehen. Das kann etwa Freilauf im Badezimmer oder einem anderen Zimmer als gewohnt sein; bei geeigneten Temperaturen bietet sich aber auch ein Außengehege auf dem Balkon oder im Garten an. Dann müssen sich alle Tiere neu orientieren. Wichtig ist, dass ausreichend Platz ist, damit sie sich auch einmal zurückziehen können, aber nicht zu viel Platz, bei dem sie sich grundsätzlich aus dem Weg gehen könnten. Sackgassen, in denen ein Tier in die Enge getrieben werden kann, sollte man vermeiden.
„Diese Neutralität schwindet natürlich ein Stück weit, wenn ich schon eine größere vorhandene Gruppe habe und ein neues Kaninchen dazukommen soll. Dann ist zwar der Ort neutral, die alte Gruppendynamik bleibt aber bestehen. Und es kann durchaus sein, dass das neue Tier erst einmal ausgeschlossen wird“, sagt der Tierarzt. Bei einem neuen Tier für eine größere Gruppe sollte also immer wohl überlegt sein, ob das gerade passt.
Kämpfe um die Rangordnung
Allgemein geht es bei der Zusammenführung von Kaninchen oft relativ heftig zu. In Kämpfen tragen sie ihre Rangordnung aus. Entsprechend sollten alle Tiere vor der Vergesellschaftung vollständig bei Kräften und gesund sein. Gerade in den ersten Stunden sollte man regelmäßig nach dem Rechten sehen und bei Bedarf von zu heftigen Kämpfen ablenken. Solange keine Verletzungen entstehen, sollte man die Tiere aber nicht wieder trennen. Dr. Reuschel betont, dass das sogar kontraproduktiv sein könnte: „Diese Kämpfe gehören bei Kaninchen einfach dazu. Wenn ich die Tiere jetzt noch mal über Nacht trenne, dann müssen sie morgen fast von Neuem beginnen. Selbst wenn sie im selben Raum bleiben und sich noch riechen können, staut sich die Aggression dann auf, bis sie wieder zusammenkommen.“ Diese Art der Vergesellschaftung kann zwar funktionieren, ist in der Regel aber heftiger und dauert meist länger.
Haben die Kämpfe aufgehört und die Kaninchen sitzen ruhig zusammen und fressen nebeneinander, dann können sie in ihr gemeinsames Gehege einziehen. Kämpfe sollte es dort nur noch vereinzelt zu Beginn geben. Über die kommenden Wochen gewöhnen sich die Tiere noch weiter aneinander und wachsen als Gruppe zusammen.
Zeit und Geduld mitbringen
Wie lange die Vergesellschaftung dauert, unterscheidet sich mitunter stark von einigen Tagen bis wenigen Wochen. Halter sollten daher Geduld mitbringen und die Tiere beobachten. Allerdings „können Kaninchen in seltenen Fällen auch einfach nicht-kompatibel sein. Das kennen wir unter uns Menschen ja auch. Wenn sich zwei sprichwörtlich nicht riechen können, dann kann man irgendwann nichts mehr tun und sollte den Stress beenden“, so der Experte.
Steht nach einer erfolgreichen Zusammenführung ein Tierarzttermin oder auch ein Aufenthalt in der Klinik für ein Kaninchen an, rät Dr. Reuschel, gleich alle Tiere mitzubringen. Sonst könnte eine neue Vergesellschaftung notwendig werden, wenn die Bande noch nicht stark genug sind.
(Quelle: Pressemitteilung IVH / Beitragsbild: Symbolfoto re)
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