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Volkstrauertag in Rosenheim: „So aktuell wie lange nicht mehr“

Rosenheims Bürgermeister Andreas März bei der Kranzniederlegung am Städtischen Friedhof Rosenheim. Foto: Innpuls.me

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

19. November 2023

Lesezeit: 3 Minute(n)

Rosenheim – Deutschlandweit wehen am heutigen Sonntag die Fahnen an öffentlichen Gebäuden auf Halbmast. Grund ist der Volkstrauertag. In vielen Städten finden Gedenkfeiern statt. In Rosenheim gedachte man der Opfer von Kriegen, Terror und Gewalt am heutigen Vormittag mit Kranzniederlegung am Soldatenfriedhof. 

Die Stadtkapelle Rosenheim war für die musikalische Umrahmung zuständig. Foto: Innpuls.me

Die Stadtkapelle Rosenheim war für die musikalische Umrahmung zuständig. Foto: Innpuls.me

Blick auf nur wenige Teilnehmer am Rande des Soldatenfriedhofs. Foto: Innpuls.me

Die Beteiligung aus den Reihen der Bevölkerung nimmt von Jahr zu Jahr weiter ab.

Der Volkstrauertag wird seit dem Jahr 1952 immer zwei Sonntage vor dem ersten Adventssonntag begangen. Als staatlicher Gedenktag zählt er in Bayern zu den „Stillen Tagen“, die durch das Sonn- und Feiertagsgesetz besonders geschützt sind. Veranstaltungen sind nur dann erlaubt, wenn der an diesem Tag entsprechende Charakter gewahrt ist.
Viele Jahre startete der Volkstrauertag in Rosenheim traditionell mit einem Schweigemarsch vom Max-Josefs-Platz zum Soldatenfriedhof. Dem war heuer nicht mehr so. Das Gedenken startete direkt am Städtischen Friedhof. Vor Ort Vertreter aus Politik und Vereinsleben.  Die Beteiligung der Bevölkerung fiel dieses Jahr sehr gering aus. Damit setzt sich der langjährige Abwärtstrend weiter fort.

Rosenheims Bürgermeister Andreas März bei seiner Ansprache.

Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März bei seiner Ansprache.

Dabei hat der Volkstrauertag in diesem Jahr eine Aktualität wie schon lange nicht mehr, so der evangelische Pfarrer Dr. Bernd Rother, der die Ansprache zusammen mit der katholischen Gemeindereferentin Hannelore Maurer hielt.
„In der Geschichte jedes Landes gibt es Licht und Schatten“, sagte er. Frieden bedeute mehr als Waffenruhe. Dabei gehe es darum, den ersten Schritt zu wagen, die Hand wieder auszustrecken, Brücken zu bauen oder manchmal auch erst einmal nur die Füße stillzuhalten.

Volkstrauertag Rosenheim 2023. Foto: Innpuls.me

Auch Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März stellte in seiner Rede die aktuelle Lage in den Mittelpunkt. „Nie hätte ich mir träumen lassen, dass bei einem Konflikt auf europäischen Boden die Zivilbevölkerung gezielt mit Vernichtungswillen angegriffen und lebenswichtige zivile Infrastrukturen bewusst unter Feuer genommen wird. Nie hätte ich mir träumen lassen,  dass Juden irgendwo auf der Welt wieder Opfer eines Progroms werden. Nie hätte ich mir träumen lassen, dass ein Progrom gegen Juden auf deutschen Straßen begrüßt, bejubelt und gefeiert wird“, sagte er in seiner Rede. 

Die Stadtkapelle Rosenheim war für die musikalische Umrahmung zuständig. Foto: Innpuls.me
Die Stadtkapelle Rosenheim war für die musikalische Umrahmung zuständig. Foto: Innpuls.me

Der Volkstrauertag sei Warnung und Mahnung zugleich. Nie dürften die Feinde der Demokratie stärker werden als ihre Verteidiger. „Für mich ist nicht akzeptabel, dass auf deutschen Straßen offen die Vernichtung Israels gefordert werden kann und in Essen islamistische Marschkolonnen streng getrennt zwischen Frauen und Männern die Einführung des islamischen Kalifats in Deutschland fordern“, so Andreas März. Gut gemeinte Apelle würden da nicht reichen: „Wir müssen wieder verstärkt erkennen, dass Toleranz gegen Intolerante ins Verderben führen kann. Hier sei der Gesetzgeber aufgefordert, etwa im Versammlungsrecht, im Aufenthaltsrecht oder in Fragen der Staatsangehörigkeit das wertvolle Rechtsgut des Schutzes der staatlichen Gemeinschaft wieder höher zu bewerten. Aber auch jeder Einzelne seit aufgerufen, im Alltag, im Verein oder in den sozialen Medien mehr Zivilcourage zu zeigen: „Widersprechen wir antidemokratischen, antisemitischen oder kriegsverteidigenden Thesen, wenn wir mit ihnen konfrontiert werden“.

Die Stadtkapelle Rosenheim war für die musikalische Umrahmung zuständig. Foto: Innpuls.me
Die Stadtkapelle Rosenheim war für die musikalische Umrahmung zuständig. Foto: Innpuls.me
Die Stadtkapelle Rosenheim war für die musikalische Umrahmung zuständig. Foto: Innpuls.me

Den Reden und Gebeten folgten die Kranzniederlegungen, angeführt von Rosenheims Oberbürgermeister. Unterbrochen wurde die Stille von Salven der Gebirgsschützenkompanie. Die Gedenkstunde endete traditionell mit dem Spielen der Bayern- sowie der Nationalhymne.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild, Fotos: Karin Wunsam)

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