Raubling / Rosenheim – Die Wirtschaft in der Region Rosenheim ächzt unter der zunehmenden Bürokratie und fordert deswegen von der Politik anstatt neuer Versprechungen endlich einen echten Bürokratieabbau. Bei der jüngsten Sitzung des IHK-Regionalausschusses Rosenheim ist deutlich geworden, dass für viele Firmen die zahlreichen Auflagen und Berichtspflichten nicht mehr zu stemmen sind. Daher beschäftigten sich die Unternehmer bei ihrem Treffen bei der Krones AG in Raubling damit, wie die kommunale Verwaltung mit wirtschaftsfreundlichen Prozessen einen Anfang zum Abbau der Bürokratie machen kann.

„Viele mittelständischen Unternehmen haben gar keine Chance mehr, allen
bürokratischen Vorgaben und Nachweispflichten gerecht zu werden“, sagte Andreas
Bensegger, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Rosenheim. „Viele Regelungen sind zwar gut gemeint, aber – gut bayerisch gesagt – einfach Schmarrn!“
Kleinen Betrieben sei es gar nicht möglich, die gesamte Lieferkette aller ihrer Produkte bis zum Ende nachzuverfolgen. „Bürokratie bedeutet immer Zeitaufwand, Kosten und Personal. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten und mit Blick auf den sich ohnehin schon zuspitzenden Arbeitskräftemangel eine fatale Verschwendung von Ressourcen nur für Bürokratie“, so Bensegger.
Wie auf kommunaler Ebene eine wirtschaftsfreundliche und bürokratiearme Verwaltung gelingen kann, stellte Brigitte Keller vom Landratsamt Ebersberg vor. Die Kreisbehörde ist seit 2018 mit dem RAL-Gütezeichen als „Mittelstandorientierte Kommunalverwaltung“ zertifiziert – neben Traunstein der einzige Landkreis in Bayern. Damit hat sich das Landratsamt dazu selbst verpflichtet, 14 Serviceversprechen im Sinne von antragsstellenden Betrieben aus dem Mittelstand umzusetzen. Dazu gehört laut Keller unter anderem, dass innerhalb von sieben Arbeitstagen nach Antragsstellung eine erste Information zum Verfahren folgt, beispielsweise zu fehlenden Unterlagen, und die Bearbeitungszeit für gewerbliche Bauvorhaben maximal 40 Arbeitstage betragen darf. Die messbare und transparente Service- Selbstverpflichtung motiviere auch das Personal in der Behörde, betonte Keller. „Es ist schön, erfolgreich zu sein.“ Eine „unglaubliche“ Effizienz bei der Bezahlung von Rechnungen von mittelständischen Unternehmen habe ihre Behörde auch mithilfe eines elektronischen Rechnungsworkflows erreicht, sagte die Vertreterin vom Landratsamt. Dadurch liege die Quote von Rechnungen, die nach 15 Arbeitstagen beglichen sind, bei 97 Prozent.

Ebersberg als Vorbild für andere Behörden

„Ebersberg kann ein Vorbild für andere Behörden, Landratsämter und Stadtverwaltungen sein“, erklärt Andreas Bensegger. „Je mehr sich auch auf diesen Weg hin zu einer wirtschaftsfreundlichen Verwaltung machen, desto besser für die
Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region.“
Die Diskussion des Ausschusses zeigte, wie sehr die Frustration in einigen Firmen angesichts der immer neuen bürokratischen Regelungen gewachsen ist. „Wo soll das alles noch hinführen?“, fragte eine Unternehmerin und zeigte sich zugleich ratlos, woher sie alle Daten und Informationen zum Beispiel zur Erfüllung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz bekommen solle. „Wir können uns nicht mehr auf unsere Arbeit konzentrieren“, kritisierte ein weiteres Ausschussmitglied. Gegen den bürokratischen Wahnsinn brauche es pragmatische Lösungen sowie praxistaugliche Verfahren, forderte der Unternehmer.
(Quelle: Pressemitteilung IHK / Beitragsbild: Symbolfoto re)