Nachrichten, Informationen und Geschichten aus Rosenheim

Das große Krabbeln – Tausendfüßer im Terrarium

Tausendfüßer.

Josefa Staudhammer

Ihr Traumberuf ist Journalistin. Sie steht zwar noch am Anfang ihrer Karriere, hat aber schon einige Erfahrung auf diesem Gebiet sammeln dürfen. Besonders am Herzen liegt ihr die Vernetzung von Innpuls.me mit Social Media. Außerdem ist sie Euere Ansprechpartnerin für Interviews und Jugendstorys aus der Region Rosenheim.

3. Dezember 2023

Lesezeit: 3 Minute(n)

Rosenheim / Bayern / Deutschland – Keine 1000 Beine, doch faszinierend: Tausendfüßer beeindrucken mit teils spektakulärem, farbigem Aussehen, ihrer wellenförmigen Fortbewegung und manchmal beachtlicher Größe. Einige Informationen zu den Tieren und ihrer Haltung gibt es hier.

Tausendfüßer zählen zu den Gliederfüßern. Im Laufe der Evolution haben sie fast alle Kontinente bis auf die Polarregionen und viele verschiedene Lebensräume besiedelt, von dichten Wäldern, in denen sie auf dem Boden oder auch im Geäst zu finden sind, über Steppen, Savannen und Wüsten bis zum Gebirge. „In der Heimtierhaltung sind die Tausendfüßer seit vielen Jahren äußerst beliebt, da sich – je nach Verbreitungsgebiet – auch optisch ansprechende Terrarien dekorieren lassen. Außerdem kann man aufgrund der relativ hohen Lebenserwartung von bis zu 15 Jahren lange Freude an den Tieren haben“, erläutert Dr. Martin Singheiser vom Bundesverband für fachgerechten Natur-, Tier- und Artenschutz (BNA).

Das richtige Zuhause

Wie groß ein Terrarium für Tausendfüßer sein sollte, hängt von der zu erwartenden Endgröße der erwachsenen Tiere ab. Als Faustformel gilt: Die Länge und Breite sollte die dreifache beziehungsweise zweifache Körperlänge des ausgewachsenen Tieres betragen. Die weitere Ausgestaltung richtet sich dann nach dessen Lebensweise.
Für baumbewohnende Arten bietet sich ein Hochterrarium an, während bei Bodenbewohnern die Grundfläche entscheidender ist. Für bodenbewohnende Arten ist eine hohe Schicht aus ungedüngter Blumenerde, die mit Laub- und Holzhäcksel aus weißfaulem Laubholz angereichert wird, notwendig, in die sich die Tiere für die Häutung komplett eingraben können. Für baum- und strauchbewohnende Arten kann man Kletteräste und Röhren aus Kork ebenso einbringen wie Äste von Laubhölzern. Der Bodengrund sollte bei allen Arten mit Rindenstückchen und trockenem Laub bedeckt werden. Pflanzen, Moose und Farne machen das Terrarium dann vollständig.
Eine gesonderte Wärmequelle braucht es für die meisten Arten trotz ihrer (sub-)tropischen Herkunft nicht unbedingt, denn sie fühlen sich bei Zimmertemperaturen von 20 bis 25 Grad Celsius sehr wohl. An dunkleren Standorten im Haus können LED- oder Halogenleuchten das Terrarium beleuchten. Die benötigte Luftfeuchtigkeit darin wird durch tägliches Sprühen mit einer Drucksprühflasche erreicht. Staunässe ist hingegen zu vermeiden.
Die Tiere brauchen eine abwechslungsreiche Ernährung. Da sie Allesfresser sind, ist das recht einfach. In der Natur zersetzen Tausendfüßer organischen Abfall wie Blätter, Früchte oder auch Totholz. Im Terrarium ernährt man sie am besten mit trockenen Blättern, die ja schon Teil der Einrichtung im Terrarium sind. Hinzu kommen Gemüse wie Zucchini, Salatgurke, Tomate, Paprika, Salat, (gedünstete) Möhren und Pilze wie Champignons oder Obst wie Melonen, Beeren, Pfirsiche oder Bananen – allerdings keine Zitrusfrüchte. Auch tierische Proteine nehmen Tausendfüßer gerne an. So lässt sich der Speiseplan mit Fischflockenfutter oder eingeweichtem Trockenfutter für Hunde oder Katzen leicht erweitern. Ein Muss ist auch eine Calciumquelle. Hierzu kann man Calciumpulver oder auch Eierschalen zerstoßen und entweder über das Futter streuen oder in den Bodengrund einarbeiten. Einige bodenbewohnende Arten, die sogenannten Spiroboliden, ernähren sich überwiegend von Totholz und Laub. Für sie muss beides ausreichend im Terrarium verfügbar sein.
Für die Grundhygiene ist der Bodengrund im Terrarium regelmäßig auszutauschen, um Futterreste und Kot zu entfernen. Die Intervalle hängen dabei stark von der Terrariengröße, der Menge an Bodengrund und der Besatzdichte ab. Als Daumenregel sollte der Bodengrund ungefähr alle sechs Monate gewechselt werden.

Herkunft und Vermehrung

Heute sind im speziellen Fachhandel viele unterschiedliche Tausendfüßerarten auch aus Nachzucht erhältlich. „Bei guten Haltungsbedingungen und passendem Geschlechterverhältnis ist es meist nur eine Frage der Zeit, bis Nachwuchs durch das Terrarium wuselt“, berichtet Dr. Singheiser.
Bei vielen Arten fehlen beim Männchen im siebten Körpersegment die Laufbeinpaare. Stattdessen findet sich hier die Geschlechtsöffnung für das Begattungsorgan. Haben sich Männchen und Weibchen erfolgreich gepaart, folgt im Anschluss die Eiablage. Artabhängig werden die Eier entweder lose oder in Eipaketen im Boden abgelegt. Diese Pakete werden aus vorverdautem Pflanzenmaterial gebildet und ähneln auf den ersten Blick den Kotballen. Daher sollte man diese bei der Reinigung des Terrariums nicht entsorgen, sondern – sofern man Tausendfüßer nachziehen möchte – in einer separaten Plastikbox mit Bodengrund aufbewahren, bis die Jungtiere nach wenigen Wochen bis Monaten geschlüpft sind. Die neue Generation ist meist unpigmentiert und somit nicht immer leicht zu erkennen. Bei entsprechender Fütterung wachsen die jungen Tausendfüßer jedoch schnell heran und nicht nur die Färbung, sondern auch die Zahl der Körpersegmente nimmt stetig zu.

Tausendfüßer wissen sich zu wehren

Tausendfüßer mögen auf den ersten Blick ein wenig wehrlos erscheinen, da ihnen kräftige Scheren oder ein Stachel fehlen, mit denen manch andere Wirbellose ausgestattet sind. Dafür können fast alle Tausendfüßer zur Verteidigung Wehrsekrete abgeben. Diese quillen aus seitlichen Öffnungen des Panzers und bestehen aus verschiedenen Substanzen, die Schleimhäute reizen und Gewebe wie die Haut an den Fingern anfärben können. Dr. Singheiser weist darauf hin, dass diese Sekrete in der Regel keine Gefahr für den Menschen aufweisen, jedoch kann ein gewisses allergenes Potenzial nicht ausgeschlossen werden. Es gibt Arten, die nur selten Wehrsekrete abgeben, zum Beispiel Mardonius parilis acuticonus oder der Riesentausendfüßer Archispirostreptus gigas. Sie eignen sich damit auch für Einsteiger gut.
(Quelle: Pressemitteilung BNA/IVH / Beitragsbild: re)

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.