Rosenheim – Die Schaufenster sind bereits mit Papier zugeklebt. Und auch die Schilder über der Eingangstüre sind weg: Die Rathaus-Apotheke in Rosenheim hat ihre Pforten für immer geschlossen.
Nur noch dieses Schriftzug an der Fassade erinnert an die Rathaus-Apotheke in der Rathausstraße 14-16. Fotos: Karin Wunsam
Apothekensterben ist in ganz Deutschland Thema. Laut einer aktuellen Pressemitteilung der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) ist die Zahl zum Jahresende 2023 auf das Allzeittief von 17.571 gesunken, das sind 497 Apotheken weniger als zum Jahresende 2022. Der größte Verlust an Apotheken in der Geschichte der Bundesrepublik. Den 559 Schließungen standen im vergangenen Jahr 62 Neueröffnungen gegenüber. Die Zahl der Einzelapotheken ohne Filialstrukturen ist sogar erstmals unter die Marke von 10.000 gefallen, konkret 9645.
Nun gibt es auch im Rosenheimer Stadtgebiet eine Apotheke weniger. Die Rathaus-Apotheke hat ihre Pforten für immer geschlossen. Knapp 50 Jahre war sie in der Rathausstraße stationiert und viele Jahre vor allem auch Anlaufstelle für Patienten der Arztpraxen, die ebenfalls in diesem Gebäude zu finden waren. Dass sich diese Praxen nach und nach aus verschiedenen Gründen von diesem Standpunkt verabschiedet haben, ist sicherlich einer der Gründe, die nun zum Aus geführt haben.
Die Lage der Apotheken ist aber derzeit an sich alles andere als gut. Es gibt zahlreiche Probleme.
Apothekendichte weit unter dem europäischen Durchschnitt
In der Rosenheimer Innenstadt gibt es aktuell noch rund 10 Apotheken. Insgesamt sind es ca. 20. Hört sich für eine Stadt mit rund 66.000 Einwohnern erst mal ganz gut an. Aber: Laut ABDA liegt die Apothekendichte in Deutschland bei 21 Apotheken pro 100.000 Einwohnern (also knapp darunter) – und damit weit unter dem europäischen Durschnitt (32).
„Jede Apotheke, die schließt, ist ein herber Verlust für die Patienten. Immer häufiger entstehen weitere Wege zur nächsten Apotheken. Ohne die Apotheken wäre die Lieferengpass-Krise nicht zu schultern, auch die erklärungsbedürftige Einführung des E-Rezeptes würde die Gesellschaft ohne die Expertise der Apothekenteams überfordern. Viele Inhaber müssen dennoch aufgeben weil ihnen die wirtschaftliche Basis wegbricht. Und für den pharmazeutischen Nachwuchs wird die Neugründung einer Apotheke wegen fehlender wirtschaftlichen Perspektiven immer unattraktiver“, so ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening.
Ampel Koalition wird zum Handeln aufgerufen
Sie ruft die Ampel-Koalition deshalb zum Handel auf“: Wir haben in den vergangenen Monaten mehrfach deutschlandweit protestiert und auf die wirtschaftlichen Missstände im Apothekensystem hingewiesen. Doch statt die Apotheken zu stabilisieren, hat das Bundesgesundheitsministerium gefährliche Pläne vorgelegt, die in einer weiteren wirtschaftlichen Schwächung des Systems und in einer Zwei-Klassen-Versorgung resultieren würden. Das Apothekenhonorar wurde seit mehr als zehn Jahren nicht mehr angepasst und zuletzt sogar nochmals gekürzt – obwohl im selben Zeitraum der Verbraucherpreisindex um 38 Prozent und die Kosten in Apotheken sogar um 60 Prozent geklettert sind. Wir fordern die Ampel-Parteien daher dringend dazu auf, ein Apotheken-Rettungsgesetz vorzulegen, das unter anderem eine sofortige Anpassung des Honorars der Apotheken beinhaltet. Und um nicht erneut in eine elfjährige Honorar-Nullrunde zu geraten, muss das Honorar der Apotheken künftig automatisch an wirtschaftliche Entwicklungen angepasst werden.“
(Quelle: Artikel Karin Wunsam / Pressemitteilung ABDA / Beitragsbild, Fotos: Karin Wunsam)
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