Rosenheim / Bayern / Deutschland – Der Entwurf eines neuen Tierschutzgesetztes sorgt für Aufregung. Wird es umgesetzt, könnten viele beliebte Hunderassen hierzulande verboten werden – darunter auch der Dackel. Innpuls.me hat mit Anna Lindlmaier, Vorsitzende des Dackelklub Sektion Wendelstein über diese Pläne gesprochen.
Grünen-Agrar- und Tierschutzminister Cem Özdemir hat eine Neufassung des Tierschutzrechts vorgelegt. Darin geht es auch um sogenannte „Qualzucht“-Rassen. also Tiere, die aufgrund ihrer Rasse gesundheitliche Probleme haben, beispielsweise Atemprobleme aufgrund zu kurzer Nasen oder Rückenprobleme aufgrund von Anomalien des Skelettsystems. Wird der Entwurf umgesetzt, könnten auch viele beliebte Hunderassen hierzulande verboten werden. Welche genau, soll erst noch bestimmt werden. Die Tierrechtsorganisation Peta hat im Jahr 2021 bereits einen möglichen Index veröffentlicht. Darauf finden sich beispielsweise Mops, Teacup-Hunde, Chihuahua, französische und englische Bulldogge, Deutscher Schäferhund – und eben auch der Dackel.
Das sorgt für Aufregung. Der Verband der Deutschen Hundezüchter (VDH) als Dachverband für 183 Hundezucht- Hundesportvereinen und damit Repräsentant von etwa 600.000 Hundehaltern in Deutschland, hat jetzt sogar eine Petition gestartet, in dem eine Anpassung des Tierschutzgesetztes gefordert wird. Über 17.000 Unterschriften gingen bereits ein (Stand 28.3.2024).
Der VDH befürchtet, dass bei Umsetzung des Gesetzentwurfs der Wolf quasi zum Prototyp für alle Hunde macht. „Dann wird das gesetzlich festgelegte Zuchtverbot alle gesunden Hunde treffen, die vom Wolfstyp in ihrem Erscheinungsbild abweichen“, so Professor Dr. Peter Friedrich, Präsident des VDH in einer Pressemitteilung.
Dazu zählen auch die Dackel mit ihren kurzen Beinen, die zu den beliebtesten Hunderassen Deutschland gehören. „Sie sind nicht nur Familien- und Begleithunde, Dackel aus seriösen Zuchten überzeugen als ausdauernde Jagdhunde, die ihren Menschen mühelos den ganzen Tag lang begleiten“, so der VDH.
„Heutzutage ist der Dackel vor allem ein Familienhund“
Die Bad Feilnbacherin Anna Lindlmaier (Landkreis Rosenheim) lebt seit 50 Jahren mit Dackeln zusammen und ist eine erfolgreiche Züchterin. Auch sie kann die die Diskussion um das gesundheitliche Wohl dieser Hunderasse nicht nachvollziehen.
„Dackel gab es schon im Mittelalter“, weiß sie. Ursprünglich ist der Dackel ein Jagdhund, spezialisiert darauf, Dachs und Fuchs in ihren Bauten aufzustöbern und ins Freie zu treiben. „Heutzutage ist er vor allem aber ein Familienhund“, erklärt die Vorsitzende des Dackelklub Sektion Wendelstein.
Mit ihren Dackeln habe sie bis jetzt noch niemals gesundheitliche Probleme gehabt. „Seriöse Züchter achten darauf, dass das Kreuz der Tiere nicht zu lang wird, um das zu vermeiden“, erklärt sie. Generell haben Dackel eine für Hunde hohe Lebenserwartung von etwa 12 bis 15 Jahren. Einige Dackel aus dem Hause von Anna Lindlmaier brachten es sogar schon auf mehr als stolze 18 Jahre.
Auflagen für Hundezüchter in Deutschland sind hoch
Die Auflagen für Hundezüchter in Deutschland sind hoch und werden streng überwacht. „Erst vor einigen Tagen war wieder eine Kontrolle ohne Ankündigung bei mir“, erzählt die Dackelliebhaberin. Seit einem halben Jahr müsse man für die Zucht sogar mittels Computerprogramm vorab klären, ob Rüde und Hündin zueinander passen und eine Inzucht komplett ausgeschlossen werden kann.
Anna Lindlmaier besitzt aktuell drei Dackeldamen. „Großmutter, Mutter und Tochter leben bei uns“, erzählt sie. Bei der Großmutter mit ihren 12 Jahren mache sich mittlerweile natürlich schon ein bisschen das Alter bemerkbar. „Darum haben wir ihr jetzt auch eine Rampe hinauf auf das Sofa gebaut. Das sieht zwar nicht so schön aus, aber wichtig ist, dass es dem Hund gut geht“, schmunzelt sie.
Zunahme von illegalen Welpenhandel die Folge?
Sollte es wirklich zu einem Verbot von Dackeln und anderen beliebten Hunderassen kommen, befürchtet die Dackel-Expertin einen Zunahme des illegalen Welpenhandels. Diese Sorgte teilt sie mit dem VDH. „Kommt es tatsächlich zu einem Zuchtverbot in Deutschland, liegt der nächste Schritt nahe. Dann werden Dackel, Deutscher Schäferhund und Co. demnächst aus dem Ausland nach Deutschland eingeführt“, so der Wortlaut in der Pressemitteilung.
Damit würde man dann genau das Gegenteil von Tierwohl erreichen, denn: „Diese Tiere stammen oftmals aus den Vermehrungsstationen skrupelloser, ausschließlich profitorientierter Welpenhändler, die umgehend auf die wachsende Nachfrage in Deutschland reagieren würden.“
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild: Symbolfoto re)
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