Rosenheim / Bayern / Deutschland – Sobald die Temperaturen Richtung Sommer wieder steigen, können auch die Landschildkröten wieder in ihre Außengehege zurückkehren und die Sonne genießen. Ob es den Tieren gut geht, ist allerdings gar nicht so leicht zu erkennen. Halter sollten daher auf jede Auffälligkeit im Verhalten ihrer Schildkröten achten.
Wenn Landschildkröten gemächlich durch den Garten oder ihr Außengehege wandern, strahlt das eine große Ruhe aus, was sie zu beliebten Haustier macht. Da Schildkröten ein breites Spektrum an Arten aus unterschiedlichen Lebensräumen umfassen, sollte man sich vor der Anschaffung erkundigen, welche tiergerechte Lebensweise man diesen neuen Mitbewohnern bieten kann. Tierarzt Hermann Kempf leitet die Tierärztliche Praxis für Exoten in Augsburg und kennt sich mit den verschiedenen Arten aus: „In der Regel werden die sogenannten mediterranen Arten gehalten: Griechische und Maurische Landschildkröte, Breitrandschildkröte und Vierzehen-Steppenschildkröte. Die tropischen Arten wie Spornschildkröten sind deutlich weniger häufig anzutreffen, da sie keine Winterstarre abhalten und entsprechend auch in der kalten Jahreszeit bei erheblichem Platzbedarf untergebracht werden müssen. Was die mediterranen Arten angeht, sind die Ansprüche relativ ähnlich – auch wenn die Vierzehen-Steppenschildkröte noch eine zusätzliche Sommerruhe durchführt.“
Alle europäischen Landschildkröten genießen außerdem einen besonderen Schutz. Daher müssen ihre Haltung angemeldet, die Herkunft der Tiere nachgewiesen und der Panzer zur Identifizierung regelmäßig mit einer Fotodokumentation festgehalten werden. Die zuständigen Stellen sind in der Regel die Naturschutzämter oder Umweltbehörden. Weitere Informationen und eine ausführliche Übersicht der jeweiligen Behörden finden Interessierte hier: www.schildkroeten-schutz.de/meldebehoerden-und-rechtliches/
So verhält sich eine gesunde Landschildkröte
Wie sich eine individuelle Schildkröte verhält, hängt von vielen verschiedenen Einflüssen wie Temperatur, Alter, Gehege- und Sozialstruktur ab. So erklärt Kempf, dass Jungtiere meist nur selten zu sehen sind und sich eher zurückziehen, während erwachsene Schildkröten mehr auf den Beinen sind. „Bei gutem Wetter kann man grob davon ausgehen, dass adulte Tiere morgens die ersten Sonnenstrahlen zum Aufwärmen nutzen, dann beginnen zu fressen, sich in der Mittagshitze zurückziehen und am Nachmittag nochmal aktiv werden“, beschreibt der Experte den üblichen Tagesrhythmus. „Bei extremer Hitze und auch in Kälteperioden ziehen sie sich meist zurück und sind dann kaum zu sehen.“
Welche Anzeichen gibt es für Verletzungen oder Krankheiten?
Da Reptilien generell symptomarm sind, rät der Experte, auf jede Verhaltensänderung zu achten: „Bereits kleinste Abweichungen vom gewohnten Verhalten können ein klarer Hinweis auf ein vorliegendes Krankheitsgeschehen sein. Geschwollene oder eingesunkene Augen, Veränderungen der Kotkonsistenz sowie vermehrtes Bade- und Trinkverhalten sind erste Anzeichen, die einer raschen Abklärung bedürfen. Wenn sich das Tier zurückzieht und nicht mehr frisst, ist ein Krankheitsprozess in der Regel schon sehr weit fortgeschritten.“
Häufige Fehler in Pflege und Haltung
Wie es der harte Panzer schon andeutet, sind Schildkröten grundsätzlich eher robuste Tiere, die weniger anfällig für Krankheiten sind. „Nicht zuletzt sind Krankheitskomplexe häufig auf fehlendes Wissen zur Pflege und Haltung der Tiere zurückzuführen. Viele Probleme treten etwa rund um die Winterstarre auf. Dann war es zum Beispiel zu warm oder zu kalt, die Überwinterung dauerte zu lange, mögliche Erkrankungen vor der Winterstarre wurden nicht erkannt oder es gab keine ausreichende Flüssigkeitsversorgung. Die Folge sind häufig Nieren- und Leberschäden“, fasst der Tierarzt zusammen.
Um Probleme bestenfalls gar nicht erst auftreten zu lassen und im Bedarfsfall schnell reagieren zu können, sollten Halter sich intensiv mit ihren Tieren beschäftigen und sich über die richtige Pflege und Haltung informieren. Hermann Kempf empfiehlt dafür neben dem Austausch mit erfahrenen Haltern auch eine Haltungsberatung vor Ort durch einen fachkundigen Tierarzt und beispielsweise die Mitgliedschaft in der AG Schildkröten der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT). Eine Liste mit reptilienkundigen Tierärzten ist ebenfalls bei der DGHT zu finden: /ag-ark-1.jimdosite.com/tierarztliste/
Um Probleme bestenfalls gar nicht erst auftreten zu lassen und im Bedarfsfall schnell reagieren zu können, sollten Halter sich intensiv mit ihren Tieren beschäftigen und sich über die richtige Pflege und Haltung informieren. Hermann Kempf empfiehlt dafür neben dem Austausch mit erfahrenen Haltern auch eine Haltungsberatung vor Ort durch einen fachkundigen Tierarzt und beispielsweise die Mitgliedschaft in der AG Schildkröten der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT). Eine Liste mit reptilienkundigen Tierärzten ist ebenfalls bei der DGHT zu finden: /ag-ark-1.jimdosite.com/tierarztliste/
„Gerade weil die Tiere so symptomarm sind, ist jegliche Auffälligkeit ein Grund für den Besuch einer spezialisierten Praxis. Jede mediterrane Landschildkröte sollte auch im August für den Winter untersucht werden. Bei der Gelegenheit können auch die technischen Abläufe der Winterstarre nochmal besprochen werden“, so der Tierarzt.
Verletzungen der Schildkröten untereinander
Auch die Sozialstruktur und damit der sexuelle Druck in der Gruppe werde häufig unterschätzt. Dadurch kann es zu Verletzungen und sogenannter Legenot kommen. Dabei tragen Weibchen vollentwickelte Eier im Eileiter, die sie nicht abgelegen können, weil es keinen geeigneten Eiablageplatz gibt oder sie durch körperliche Probleme nicht dazu in der Lage sind. Die Eier müssen dann operativ entfernt werden.
Generell stellt man schon vor dem Auftreten von Problemen Kontakt zu einem reptilienkundigen Tierarzt her und muss in einem solchen Notfall nicht lange nach einer Adresse suchen.
Schutz vor anderen Tieren und Gefahren
Als dritte Ursache, die häufig zu Besuchen in seiner Praxis führt, nennt Kempf schließlich Verletzungen durch Wildtiere, Hunde, aber auch durch Rasenmäher. Halter sollten entsprechend darauf achten, dass das Gehege ihrer Schildkröten ausbruchsicher ist und gleichzeitig vor Hunden oder Wildtieren von außen schützt. Ebenso sollte man seine Tiere für die Zeit des Rasenmähens im sicheren Innenbereich unterbringen.
Wer seine Schildkröten genau beobachtet und gewissenhaft pflegt, kann sich über eine lange gemeinsame Zeit freuen, in der man immer mehr an Erfahrung mit diesen spannenden Tieren gewinnt.
(Quelle: Pressemitteilung IVH / Beitragsbild re)
(Quelle: Pressemitteilung IVH / Beitragsbild re)
0 Kommentare