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Bundeswehr-Übung mit Drohneneinsatz in Lampferding

Zwei Bundeswehrsoldaten bei der Challenge "Luchs-Auge" in Lampferding. Foto: Adalbert Schömer

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

30. Mai 2024

Lesezeit: 3 Minute(n)

Lampferding / Landkreis Rosenheim – Drohnen sind längst auch in der Kriegsführung fester Bestandteil. Die Kreisgruppe Oberbayern Südost im Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr (VdRBw e.V.) führte deshalb jüngst auf dem ehemaligen HAWK (Homing all-the way Killer)-Flugraketenabwehr (FlaRak) -Stützpunkt des Flugabwehrraketenbataillons 33 der Bundeswehr (Aufgelöst 1989) „Lampferding“ (Landkreis Rosenheim), eine Aufklärungsübung mit Drohneneinsatz durch.

Drohnen sind in der symmetrischen (konventionellen) Kriegsführung heute schon allgemeiner Bestandteil, denkt man beispielsweise an die Drohneneinsätze der Huthi-Rebellen im Jemen gegen den internationalen Schiffverkehr im Roten Mee , oder die zahlreich stattgefundenen Drohnenangriffe gegen den Staat Israel im April diesen Jahres.  Drohnen sind billig herzustellen und im Kampfeinsatz gegen gepanzerte oder schwer bewegliche Panzerfahrzeuge leicht und kostengünstig einzusetzen. Siehe auch die Zerstörung modernster Panzer der russischen Streitkräfte durch ukrainische Kampfdrohnen.  Dabei steht die Entwicklung in diesem Bereich erst am Anfang.  Diesbezüglich betrat man durch die erste Beobachtungs-Challenge „Luchs-Auge“ mit Aufklärungsdrohnen in der Heimatverteidigung absolutes Neuland.
Zur Vorbereitung dieses Ausbildungskomplexes wurde zuerst  für verschiedene Führungsebenen eine fundierte Taktikausbildung angeboten. Zu Beginn dieser Ausbildung erarbeiteten die Teilnehmer einen professionellen Sandkasten und vertieften ihre Kenntnisse im Bereich der taktischen Zeichen. Der Ausbildungstag endete mit einer sehr anschaulichen Schilderung unterschiedlicher Gefechtssituationen im Ukrainekrieg und deren taktischer Einordnung. Die mehrtätige Taktikausbildung wird schon seit Jahren in der Kreisgruppe mit Erfolg und anhaltenden Zuspruch durchgeführt.‘

Bereits am Vortag des Übungsbeginns reisten die Beobachtungs-Teams (aktive Soldaten und Reservisten) an und wurden in ihre Stellungs- und Wirkungsbereiche eingewiesen. Dabei hatten die Teams sich entsprechend den Geländeverhältnissen anzupassen und witterungsbedingt einzurichten. Als Verpflegung wurden ihnen für drei Tage (je Tag) eine Combat Ration, Individual (EPA) mitgegeben. Alles, was die Soldaten an Ausrüstung benötigten, um ihren Auftrag erfolgreich auszuführen, mussten sie selbst mitbringen und vorbereiten. Insbesondere auf Tarnung gegen Drohnen und Wärmebildaufklärung musste geachtet werden.

Kaltes Wetter stellte die „Beobachter-Teams“ auf eine harte Probe

Dann bezogen die Sicherungskräfte ihre Stellungen und die Drohnen-Teams gingen in die Vorbereitung.
Das Wetter war zu Beginn noch sonnig und frühlingshaft mit milden Temperaturen. Im Laufe des Nachmittags schlug das Wetter plötzlich rasant um und es wurde winterlich. Die Temperaturen sanken um den Gefrierpunkt mit Dauerregen und Schneetreiben während des gesamten Übungsablaufs. Der Wetterverlauf stellte die „Beobachter-Teams“ in den kommenden Stunden auf eine harte Probe. Die Beobachter-Teams und Sicherungskräfte waren dabei sehr schlechten Wetterkapriolen ausgesetzt. Aber die eingeteilten Soldaten und Reservisten waren einfallsreich, standhaft und führten befehlsgemäß ihren Auftrag durch. Dabei wurden die Beobachter-Teams laufend von den ausschwirrenden Drohnen gesucht.

Drohnenfoto des Einsatzgebietes bei der Bundeswehrübung. Foto: Adalbert Schömer

Das Übungsgelände ein Lampferding mit en „Augen“ einer Drohne betrachtet. Fotos: Adalbert Schömer

Fazit von Oberfeldwebel der Reserve Adalbert Schömer

„Es muss in Zukunft damit gerechnet werden, dass Drohnen auch in der asymmetrischen (Terrorszene) Kriegsführung zum Einsatz kommen. Stellt sie doch für den Terroristen eine Möglichkeit dar, Verwirrung, Angst und Schrecken unter der Zivilbevölkerung hervorzurufen.
Polizeiliche Einsatzkräfte, sind damit sehr leicht angreifbar und können aus dem „Hinterhalt“ angegriffen werden. Bei Staatsbesuchen oder ähnlichen Einsatzszenarien, lassen sich die polizeilichen Schutzkräfte leicht aufklären oder auch direkt angreifen. Die zu schützende Personen und oder Einrichtungen (z. B. Sport- oder Fußball-Stadien) sind damit leichte Ziele.
Sollte nun eine Drohne im Anflug erkannt werden so kann ich mir durchaus vorstellen, dass die Abwehr, die Störung des Funksignals oder der Abschuss über den Köpfen von Menschen in den Straßen schwierig bis unmöglich ist. Nicht auszudenken wäre, falls mit Drohnen sogar BC-Waffen (Biologische oder Chemische Kampfstoffe) eingesetzt werden.
Elektronische Störsender wären denkbar, aber durch die Störsignale (großes Spektrum der Frequenzen) können auch andere Gerätschaften wie z. B. medizinische Geräte, in Mitleidenschaft gezogen werden. Von der modernen Kommunikation, ganz zu schweigen.
Es wird eine riesige und kostspielige Mammut-Aufgabe des Staates sein, sowohl auf militärischer, wie auch aus polizeilicher Sicht, dieser Entwicklung gegen zu steuern.“

 

Die teils widrigen Bedingungen mit starkem Westwind verhinderten dabei über Strecken den Einsatz von bodengestützter Luftaufklärung. Dort wo die Drohnen eingesetzt werden konnten, zeigten sich jedoch schnell ihre effektiven Aufklärungsmöglichkeiten, insbesondere in der Kombination mit Wärmebildgeräten. Hier waren die Beobachter-Teams gefordert und die Stellungswahl, insbesondere jedoch die Tarnung gegen Luft- und Wärmebildaufklärung wurden zum entscheidenden Faktor.

Professioneller "Sandkasten" bei der Beobachtungs-Challenge "Luchs-Auge". Foto: Adalbert Schömer

Professioneller „Sandkasten“.

Die Übung verlief für alle Teilnehmer ohne Unfälle und für das Leitungspersonal zur vollsten Zufriedenheit. Von den sechs Beobachtungs-Teams konnten mittels Drohnenaufklärung vier Beobachtungs-Teams von den Drohnen-Teams aufgeklärt werden.
(Quelle: Artikel: Adalbert Schömer / Beitragsbild, Fotos: Adalbert Schömer)

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