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Gebietsfremde Arte: Ungewollte Freisetzung verhindern

Schildkröte

Josefa Staudhammer

Ihr Traumberuf ist Journalistin. Sie steht zwar noch am Anfang ihrer Karriere, hat aber schon einige Erfahrung auf diesem Gebiet sammeln dürfen. Besonders am Herzen liegt ihr die Vernetzung von Innpuls.me mit Social Media. Außerdem ist sie Euere Ansprechpartnerin für Interviews und Jugendstorys aus der Region Rosenheim.

14. Juni 2024

Lesezeit: 3 Minute(n)

Rosenheim / Bayern / Deutschland – Neue Tier- und Pflanzenarten breiten sich auch in Deutschland aus und können die heimischen Ökosysteme gefährden. „In der privaten Tierhaltung und der Gartengestaltung lässt sich die Verbreitung gebietsfremder Arten jedoch teils sehr einfach eindämmen“, so Jonas Liebhauser, Fachreferent für Heimtiere vom BNA.

Was sind gebietsfremde Arten?

Bei gebietsfremden Arten handelt es sich um Tiere und Pflanzen, deren natürliches Verbreitungsgebiet nicht in Europa liegt. Wir bringen sie dann, bewusst oder unbewusst, in unsere heimischen Ökosysteme ein. Auch eine natürliche Einwanderung ist in manchen Fällen möglich. Einige gebietsfremde Arten überleben und vermehren sich hier, teils sogar rasant. Bekannte Beispiele sind der Waschbär, die Nutria oder auch der Kirschlorbeer. Wenn die Neuankömmlinge der hiesigen Natur schaden, werden sie als „invasiv“ bezeichnet.
Nach Zahlen des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) haben sich in Deutschland bislang 1.015 gebietsfremde Arten etabliert, unter anderem bedingt durch den Klimawandel und immer mildere Winter – darunter 449 Tier-, 469 Pflanzen- und 97 Pilzarten. Mehr als 100 davon sind als invasiv eingestuft. Für die Zukunft wird mit einem starken Anstieg gebietsfremder beziehungsweise invasiver Tier- und Pflanzenarten gerechnet.
Der Umgang mit solchen invasiven Arten, etwa Handels- und Besitzverbote, wird seit 2014 durch europäische und nationale Gesetze geregelt. Entsprechende Tiere bewusst freizusetzen, verbieten etwa das Tier- und das Bundesnaturschutzgesetz. Auch bei Heimtieren gilt es, selbst unbeabsichtigtes Freisetzen zu verhindern. Dies ist teilweise mit sehr einfachen Vorkehrungen möglich.

Vögel: Volieren sichern

Zu den bekanntesten gebietsfremden Vogelarten in Deutschland zählen der Halsbandsittich, die Kanadagans und die invasive Nilgans. Alle genannten Arten stammen von entflohenen oder ausgesetzten Tieren ab. Leben Vögel in Außenvolieren, ist daher auf Ausbruchsicherheit und witterungsbeständiges Material zu achten – auch mit Blick auf mögliche Schneelasten. Eine Schleuse mit zwei Türen ermöglicht gefahrloses Betreten und sichert zugleich den Eingang. Werden die Vögel in der Wohnung, beispielsweise in einem Vogelzimmer, gehalten, bietet es sich – je nach Vogelart – an, die Fenster mit Gittern oder stabilem Fliegendraht zu sichern. So bleibt auch das Lüften ohne Risiko.

Amphibien und Reptilien: Kletterkünste nicht unterschätzen

Bisher kommen in Deutschland nur wenige gebietsfremde Amphibien- und Reptilienarten vor. Ein Beispiel in freier Natur ist der aus Nordamerika stammende Ochsenfrosch. Er wird bis zu 20 Zentimetern groß und frisst alles, was er überwältigen kann. In den Rheinauen in Baden-Württemberg hat er bereits Fuß gefasst und verdrängt die heimischen Arten.
Damit Reptilien und Amphibien, die potenziell invasiv sein können, nicht aus Terrarien entwischen, sind diese idealerweise in einem gesonderten, abschließbaren Raum untergebracht, dessen Fenster mit Fliegengittern sehr wirkungsvoll gesichert sind. Zudem helfen spezielle Schlösser, unbeabsichtigtes Öffnen der Terrarien zu verhindern; darüber hinaus ist ein Schloss eine wirkungsvolle Erinnerungshilfe, ob das Terrarium auch wirklich zu ist.
Bei größeren Reinigungsarbeiten empfiehlt es sich, die Tiere kurzfristig in ein separates Behältnis zu setzen, etwa in eine Faunabox. Darin können die Tiere stressarm und ausbruchsicher die Reinigung ihres Zuhauses abwarten. Ist dies für Amphibien oder Schildkröten ein Aquarium, sollte es abgedeckt und der Wasserstand nur so hoch sein, dass Herausklettern unmöglich ist. Auch Außenteiche für Sumpf- oder Wasserschildkröten müssen passend gesichert sein, zum Beispiel mit einer etwa kniehohen, glatten Mauer.

Zierfische und Flusskrebse: Wasserwechsel richtig durchführen

Bisher konnten sich in Deutschland bereits drei invasive Fischarten etablieren: der Gemeine Sonnenbarsch, der Blaubandbärbling und der Schwarze Zwergwels. Dazu kommen vier aus Nordamerika stammende Flusskrebsarten wie der Kamber- und der Signalkrebs. Letztere sind besonders problematisch. Sie verbreiten die Krebspest, eine für europäische Flusskrebse hochansteckende und tödliche Pilzerkrankung.
Beim Austausch von Wasser im Aquarium oder Teich sollte dieses immer über das Abwasser in die Kanalisation entsorgt werden. Wird es hingegen in bestehende Gewässer eingeleitet, können sich Laich und Larven von Fischen sowie Teile von Wasserpflanzen aus dem Restwasser dort ausbreiten. Bei der Haltung von gebietsfremden Fischarten in Außenteichen sollte der Teich gegebenenfalls übernetzt werden, damit kein Laich an rastenden Wasservögeln anhaftet und über diese zum nächsten Gewässer transportiert wird.

Mein Tier ist weg: Was nun?

Sollte doch einmal ein Heimtier aufgrund noch nicht getroffener Vorkehrungen ausbüxen, sollte alles getan werden, um es rasch wieder zurückzubekommen. Bei der Suche ist es wichtig, sich ruhig und bedächtig zu verhalten, um das Tier nicht zu erschrecken, denn das vergrößert gegebenenfalls den Fluchtradius. Das ist vor allem bei Tieren im Freien relevant. Befindet sich das Tier noch in den eigenen vier Wänden, Fenster und Türen schließen. Auch Nachbarn sollten informiert werden, dass sie die Augen offen halten. Sofern man das Tier nicht zeitnah zurück in seine Obhut bringen kann, sollte man das örtliche Tierheim informieren, sodass das Tier – sollte es dort abgegeben werden – zurück zu seinen Besitzern gebracht werden kann.
(Quelle: Pressemitteilung BNA,IVH / Beitragsbild: Symbolfoto re)

1 Kommentar

  1. Herr Liebhauser schreibt, wie man die Ausbreitung verhindern kann. Doch was tun, wenn sie sich bereits ausgebreitet haben ???, das schreibt er nicht.
    Beispiel Nilgans, welche aus Privathaltung vor ca. 50 Jahren geflüchtet sind und über die Niederlande nach Deutschland kamen. Erst zögerlich verbreiteten sie sich Richtung Süden. Doch mittlerweile sind sie auch hier angekommen. 2021 habe ich ein Paar nahe dem westlichen Ufer des Happinger Sees gesehen. Auch Österreich ohne die Alpen haben sie bereits erreicht.
    Aber vermutlich ist es mehr Kleingetier welches sich unbemerkt ausbreitet und der Schaden erst erkennbar ist, wenn bereits vorhanden.

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