Rosenheim – Am Kirchturm von St. Nikolaus in Rosenheim oben flattert aktuell eine Fahne mit der Aufschrift „Zuflucht Zukunft“ genau über der Kinderstube der Turmfalken. „Stört das die Greifvögel?“, wollte eine Leserin wissen. Innpuls.me hat bei Falknermeister Erwin Heigl nachgefragt.
„Nein“, lautet die klare Antwort des Stephanskirchener Falknermeisters, der sich seit vielen Jahren um die Turmfalken im Kirchturm St. Nikolaus sorgt. Sechs Küken erblickten in diesem Jahr das Licht der Welt (wir berichteten). „Alle sechs sind bereits problemlos ausgeflogen“, erzählt Erwin Heigl. Grundsätzlich seien Turmfalken wenig anfällig für Störungen: „Die lassen sich von so was nicht aus der Ruhe bringen“. Im Gegensatz zu Wanderfalken, die sich der Falknermeister eigentlich als Bewohner des Kirchturm von St. Nikolaus wünschen würde. „Sie sind im vergangenen Jahr leider plötzlich verschwunden“, so Erwin Heigl. Auslöser dafür könnte seiner Meinung nach eine Turmführung gewesen sein. „Wir sprechen uns zwar immer ab, wann Turmführungen wieder möglich sind. Aber Wanderfalken sind sehr sensibel. Da kann es dennoch bei der Paarungsphase passiert sein, dass sie sich gestört gefühlt haben“, so der Falknermeister. Er hofft, dass die Wanderfalken nächstes Jahr zurückkommen.
Für dieses Jahr steht die komfortable „Wohnung“ hoch über den Dächern der Stadt aber wieder leer. Sind die Falken einmal ausgeflogen, kommen sie in der Regel nicht mehr zurück. Ab und an sieht man den Falkennachwuchs noch bei den Dächern in der Nähe, wie sie von ihren Eltern gefüttert werden. Bald werden sie aber dann weitere Kreise ziehen – „vielleicht hin zu den Panger Feldern“, so Erwin Heigl.
Auch im Lokschuppen gab es heuer Turmfalkennachwuchs
Nicht nur im Kirchturm von St. Nikolaus brüteten in diesem Jahr Turmfalken. Auch über dem Turmcafè im Lokschuppen ließ sich ein Pärchen unter dem Dach nieder. Auch dort ist der Nachwuchs bereits ausgeflogen. Erwin Heigl musste sich aber dort eines kleinen Falken annehmen, der wohl beim Füttern von seinen Geschwistern zu früh aus dem Nest geschupst wurde. „Das kommt sehr häufig vor“, weiß der Experte. Wieder auffliegen vom Lokschuppen-Vorplatz konnte der Falkennachwuchs zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht. Deshalb nahm Erwin Heigl das Tier mit sich nach Hause und verpflegte es dort, bis es selbständig fliegen konnte. „Danach habe ich den Jungvogel wieder zum Lokschuppen zurückgebracht. Er wurde mühelos wieder von seinen Eltern angenommen“, so Erwin Heigl.
Die Fahne, die aktuell am Kirchturm von St. Nikolaus weht, gehört zu einem ökumenischen Kunstprojekt (wir berichteten).
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Fotomontage Innpuls.me)
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