Hilpoltstein / Bayern – Der Gänsesäger wird in Bayern zum Hauptschuldigen für den Rückgang seltener Fischarten wie der Äsche gemacht. Deshalb wird intensiv Jagd auf ihn gemacht. Für den LBV ist die Hohe Zahl an Abschüssen des Entenvogels inakzeptabel. Er fordert nun ein Ende der Jagd auf diese Tiere.
Weißes Federkleid, roter Schnabel und schwarzer Kopf mit grünem Schimmer: Der Gänsesäger kommt in Bayern als Brutvogel nur südlich der Donau vor. Als Nahrungsgrundlage dienen ihm vor allem Fische. Dies kann in Einzelfällen zu Konflikten mit Fischern führen. Um Lösungen für einen nachhaltigen Schutz von Gänsesägern und Fischarten zu finden, wurde nach einem Landtags-Beschluss im Juli 2019 ein Projekt inklusive einer Arbeitsgruppe mit Vertretern aus Fischerei, Naturschutz, Behörden und Politik gestartet. „Wir arbeiten stets konstruktiv mit allen Verantwortlichen zusammen. Das haben wir bereits bei anderen Arten wie Kormoran oder Graureiher unter Beweis gestellt. Doch die bislang vorgelegten Ergebnisse der Arbeitsgruppe kritisieren wir stark bezüglicher ihrer wissenschaftlichen Aussagekraft. Der Gänsesäger wird zum Hauptschuldigen für den Rückgang seltener Fischarten wie der Äsche gemacht. Sein Abschuss wird als vermeintlich einzige Lösung präsentiert“, so LBV-Geschäftsführer Helmut Beran. Deshalb tritt der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) zusammen mit weiteren Naturschutzorganisationen wie BN und Ornithologischer Gesellschaft unter Protest aus der Arbeitsgruppe aus.
Im Rahmen des Projekts wurden in den vergangenen beiden Jahren mehrere hundert Gänsesäger außerhalb der Brutsaison von August bis März an bayerischen Alpenflüssen, insbesondere der Isar, von Jägern geschossen. Zum Vergleich: Der geschätzte Brutbestand des Gänsesägers in Bayern liegt bei lediglich 500 bis 600 Brutpaaren. „Diese hohe Zahl an Abschüssen ist absolut inakzeptabel. Bislang konnte mit dieser einseitigen Vorgehensweise nicht belegt werden, wie hoch der Einfluss des Gänsesägers auf die Populationen der Äsche und anderer gefährdeter Fischarten ist“, kritisiert der LBV-Geschäftsführer. So sei auch in Gewässern ohne anwesende Gänsesäger der Zustand der Äschen vielfach schlecht.
LBV sieht andere Faktoren für den Rückgang der Äsche
Der LBV geht davon aus, dass weitaus komplexere Faktoren als Fressfeinde für den schlechten Zustand der Äsche verantwortlich sind. „Die hohe Zahl an Querbauwerken verhindern die Wanderung von Fischen und Gewässerorganismen auch auf kurzen Strecken. Zusätzlich heizen sich die Gewässer wegen der Klimakrise immer stärker auf. Das ist gerade für die Äsche, die sommerkühle, sauerstoffreiche Fließgewässer bevorzugt, problematisch“, erklärt Helmut Beran. Auch der zunehmende Eintrag von Sedimenten durch die Landwirtschaft erschwert die Situation der Fische. Der Untergrund verschlammt und die kiesigen Laichplätze der Äsche gehen dadurch verloren. „Um den Einfluss des Gänsesägers korrekt bewerten zu können, hätte man alle Variablen betrachten und untersuchen müssen. Wir halten den Projektansatz, Gänsesäger zu schießen, um die Äschen-Populationen zu stützen, für nicht zielführend. Der LBV fordert die Einstellung des Projektes und lehnt weitere Abschüsse ab“, so Beran weiter.
Gänsesäger-Abschuss auch im FFH-Gebiet in München
Im Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Mittlere Isarauen im Landkreis München wird der Gänsesäger seit vergangenem Jahr geschossen. „Der Abschuss von Gänsesäger löst nicht das Problem, dass Fischarten wie die Äsche zurückgehen. Er lenkt nur davon ab, die eigentlichen Ursachen anzupacken“, sagt Dr. Heinz Sedlmeier, Geschäftsführer des LBV München. „Dabei sind unsere Ziele die gleichen: Wir wollen alle wieder mehr Natur in unsere Landschaften zurückholen. Dafür sind Fischer und Jäger unverzichtbare Verbündete“, so Sedlmeier weiter.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)
0 Kommentare