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Uraltes Charivari: Grabbeigabe aus spätrömischer Zeit weckt Assoziationen

Archäologischer Fund in Pförring: Gürtelgehänge, ähnlich dem bayerischen Charivari. Foto: Copyright BLfD

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

21. September 2024

Lesezeit: 2 Minute(n)

Pförring / Landkreis Eichstätt – Das Charivari an der Lederhose – ein Erbe der Antike? Tatsächlich erinnert eine Grabbeigabe, entdeckt in Pförring (Landkreis Eichstätt) an den typisch bayerischen Trachtenschmuck.
Ein in den Restaurierungswerkstätten des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege geröntgter und sorgfältig restaurierter Fund entpuppte sich als bemerkenswertes Accessoire. Im Jahr 2016 entdeckten Archäologen in Pförring das spätkaiserzeitliche Kammergrab einer jungen Frau aus der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts. Bei den aufwändigen archäologischen Untersuchungen fanden sie neben vielen anderen Grabbeigaben am linken Oberschenkel verschiedene Gegenstände, die nachweislich einst mit Lederriemen verbunden und
möglicherweise als Gürtelgehänge getragen wurden. Darunter waren zwei Bronzeschlüssel, eine Nadelbüchse aus Knochen, mehrere Bronzeringe, drei gelochte römische Münzen, eine aufwändig gearbeitete Schmuckscheibe mit Glaseinlage, das Gehäuse einer Meeresschnecke sowie ein mit Bronzebändern verzierter Walnuss-Anhänger.

Objekt wohl auch eine Art Talisman

Diese Objekte verblüffen in ihrer Vielfalt und deuten darauf hin, dass der Fund nicht nur ein modisches Accessoire, sondern auch ein Statussymbol oder Talisman
gewesen sein könnte. „Die Funde eröffnen einen interessanten Einblick in die spätantike Kultur an der Donaugrenze des römischen Reichs und den Umgang mit Schmuck und Symbolik. Das Ensemble der jungen Frau aus Pförring ist in seiner Zusammenstellung außergewöhnlich und lässt spannende Rückschlüsse auf das soziale und kulturelle Umfeld der Toten zu“, sagt sich Prof. Mathias Pfeil, Generalkonservator des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege.

Das heute vor allem in der Trachtenwelt bekannte Charivari ist eine silberne Kette, die traditionell an der Lederhose getragen wird, und mit Münzen, Amuletten und Schmucksteine behängt ist. Wahrscheinlich entstand es aus einer Uhrenkette der napoleonischen Zeit. Seine Funktion teilt es doch mit dem Pförringer Fund des 5. Jahrhunderts: Talisman und Symbol von Status und Zugehörigkeit. Ob es
als eine Art Vorläufer des Charivaris betrachtet werden kann, ist zwar unwahrscheinlich, doch die Ähnlichkeiten sind – zumindest für  Besucher der Münchener Oktoberfestes – unverkennbar.
(Quelle: Pressemitteilung Landesamt für Denkmalpflege / Beitragsbild: Copyright BlFD)

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