Rosenheim – Mit seinem Häuserblock in der Münchener-und Prinzregentenstraße in Rosenheim setzte Thomas Gillitzer 1893 ganz neue städtebauliche Akzente in der Stadt. Nur eines der Gebäude ist bis heute innen fast im Originalzustand erhalten geblieben. Aktuell wird es aufwendig saniert. Das Richtfest ermöglichte einen Einblick in längs vergangene Zeiten.
Architekt Michael Miritsch führte Interessierte durch die Baustelle. Fotos: Innpuls.me
Im Jahr 1893 erwarb der Münchner Rentier Thomas Gillitzer in Rosenheim ein Grundstücksquadrat zwischen Münchener- und Prinzregentenstraße. Bis zum Jahr 1897 entstanden dort dann 15 Wohn- und Geschäftshäuser. Gillitzer brachte damit großstädtischen Flair in die Stadt. Die Fassaden wurden im Stil der Gründerzeit gestaltet. Die Innenausstattung war für die damalige Zeit höchst modern, aufwendig und prunkvoll.
So sah es im Inneren vor Start der aufwendigen Sanierungsarbeiten aus. Repro: Architekturbüro Michael Miritsch
Von den ursprünglichen Gebäuden ist mittlerweile nicht mehr viel erhalten. Das Wohn-und Geschäftshaus in der Münchnerstraße 4 in der Nähe von Karstadt ist das letzte, in dem noch vieles genau so ist wie zu Zeiten Gillitzers.
Auch die historischen Kachelöfen sind noch erhalten – werden aber nicht mehr genutzt, sondern sind nur noch Deko.
Dementsprechend groß war das Interesse an dem Richtfest, das am gestrigen Dienstagnachmittag stattfand. Neben Architekten, Planen, Handwerkern waren auch Vertreter der Stadt, Politiker und Presse mit dabei.
Ursprünglich war der aufwendige Stuck nicht. Da müssen sich spätere Mieter kreativ verwirklicht haben.
Zuletzt wohnte in dem Gebäude nur noch die Besitzern der Immobilie. Sie vermachte sie nach ihrem Tod der Stadt Rosenheim. Diese nimmt nun rund 5,8 Millionen Euro in die Hand, um das denkmalgeschützte Gebäude aufwendig zu sanieren.
Im Erdgeschoss sollen wieder Geschäfte einziehen. Außerdem entstehen fünf Wohnungen.
Auch das historische Fischgrätenparkett bleibt erhalten und wird aufpoliert.
Nach dem traditionellen Richtspruch führte der für die Planungen zuständige Architekt Michael Miritsch durch die Baustelle. Geschichte wurde dabei greifbar. Da ist beispielsweise der Stuck oder Bemalungen an den Wänden.
In enger Absprache mit dem Denkmalschutz soll so viel von diesen Zeitzeugnissen erhalten bleiben wie nur möglich. Auch wenn dies mit Hinblick auf Vorschriften und Sicherheitsbestimmungen der heutigen Zeit alles andere als einfach ist, dies miteinander in Einklang zu bringen.
Auch das Dach wird zur Wohnung ausgebaut – mit Zwischendecke und Dachterrasse.
Wichtig ist Michael Miritsch auch, dass das Zeitzeugnis authentisch bleibt. Bedeutet beispielsweise, dass bei der Vergrößerung der Wohnfläche durch Wegnahme einer Innenwand der Stuck nicht auf der anderen Seite des Zimmer nachgestellt wird. „Das Original wäre heute zu aufwendig und billige Nachbildungen kommen nicht in Frage“, erläuterte er.
Im Hinterhof gibt es noch eine kleine „Villa“ – auch die wird wieder vermietet werden.
Die Malereien an den Wänden werden an einer Stelle offen bleiben, ansonsten werden sie aber gut präpariert unter dem neuen Putz verschwinden und so für die Nachwelt erhalten.
An vielen Wänden finden sich aufwändige Malereien.
Architekt Michael Miritsch stieß aber im Laufe der bisherigen Bauarbeiten nicht nur auf viele positive Überraschungen. Er entdeckte auch Pfusch am Bau. Beispielsweise habe man nur wenige Jahre nach Fertigstellung des Baus in allen Geschossen aus einer Wohnung zwei gemacht – dies ohne Genehmigung, obwohl diese eigentlich auch zu dieser Zeit schon nötig gewesen wäre. Schiefe Wände und Türen sind das Ergebnis.
Noch wesentlich schlimmer war das, was der Architekt am Dach vorfand. „Das war ein Schreckmoment“; erzählte er. Aufgrund von Fehlern bei Renovierungsarbeiten in den 90er Jahren sei Feuchtigkeit in die Holzbalken eingedrungen. Viele seien dadurch komplett marode und einsturzgefährdet gewesen. „Miteinander ist es aber auch da gelungen eine Lösung zu finden. Und damit konnten wir sowohl im Kosten- als auch im Zeitplan bleiben“; so Miritsch.
Interessantes Detail ist der kleine Hinterhof – der einzige im gesamten Gillitzerblock. Dort gibt es sogar noch eine kleine „Villa“ aus der Gründerzeit, die ebenfalls renoviert und vermietet wird. Außerdem dort bereits zu sehen ist ein Aufzug, der die Bewohner zukünftig bequem nach oben befördert.
Für den Architekten entsteht die schönste Wohnung des gesamten Gebäudes im neu ausgebauten Dachgeschoss. Die zukünftigen Bewohner dürfen sich dort dann sogar über eine Dachterrasse freuen mit Blick über die Stadt bis hin zu den Bergen. „Nehmen wir sofort“, meinten bei dieser Vorstellung viele Teilnehmer der Führung schmunzelnd. Allerdings werden die Mieten für diese doch sehr luxuriös gestalteten Wohnungen im Herzen der Stadt auch nicht gerade günstig ausfallen. 😅
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild, Fotos: Karin Wunsam)
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