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PFAS: Erneut keine Hinweise auf erhöhte Belastung bei der Bevölkerung

Frau mit dunklen Haaren und weißem Kittel arbeitet in einem Labor

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

13. Oktober 2024

Lesezeit: 3 Minute(n)

Bayern – PFAS ist eine Abkürzung für per- und polyflorierte Chemikalien. PFAS kommen nicht natürlich vor und stehen in Verdacht, der Gesundheit zu schaden. In 8 bayerischen Regionen wurde nun im Rahmen eines Monitorings untersucht, ob es eine erhöhte Belastung in der Bevölkerung gibt.

PFAS werden erst seit den späten 1940er Jahren in der Industrie hergestellt und eingesetzt. Die Stoffgruppe umfasst nach jüngsten Schätzungen mehr als 10.000 verschiedene Stoffe. Pfannen, Backpapier, Zahnseide, Shampoo, Kosmetika, Verpackungen und Bekleidung – überall können PFAS enthalten sein. Sie stehen in Verdacht, zu Gesundheitsproblemen wie Leberschäden, Schilddrüsenerkrankungen, Fettleibigkeit, Krebs und Unfruchtbarkeit zu führen.
Mittlerweile ist die Verwendung der Leitsubstanzen Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) und Perfluoroctansäure (PFOA) hierzulande zwar weitgehend verboten, aber man weiß auch, dass PFAS sehr langlebig sind.

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ging nun im Rahmen eines Monitorings der Frage nach, inwieweit sich in der Umwelt vorhandene per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) in den Blutwerten der Bevölkerung widerspiegeln.
Für die Untersuchung wurden über 1.000 anonyme Blutproben aus vier bayerischen Regionen mit bekanntem PFAS-Eintrag in der Umwelt mit Blutproben aus vier anderen Regionen, bei denen keine Hinweise auf einen PFAS-Eintrag vorliegen, verglichen. Das Ergebnis des nun vorliegenden Abschlussberichts: Für die betrachteten Regionen mit bekanntem PFAS-Eintrag zeigt sich im Vergleich mit den entsprechenden Kontrollregionen insgesamt keine erhöhte innere Belastung der dortigen Bevölkerung.

Das aktuell durchgeführte Monitoring in den acht Regionen knüpft an das Forschungsprojekt zum Monitoring von PFAS in Blutproben aus sechs ausgewählten Gebieten in Bayern an und soll damit die Datenlage zum Thema PFAS für Bayern erweitern. Schon bei dieser ersten Auswertung ergaben sich insgesamt keine erhöhten PFAS-Gehalte in Blutproben aus den Regionen, in denen es zu einem Eintrag von PFAS in die Umwelt kam im Vergleich mit den entsprechenden Kontrollregionen.

Auch verschiedene Lebensmittel wie Hühnereier oder Honig wurden untersucht

In der aktuellen Folgeauswertung wurden nun Daten aus Giebelstadt, Eschenbach, Forchheim und Eggenfelden (Regionen mit bekanntem PFAS-Umwelteintrag) erhoben und den entsprechenden Daten aus Ochsenfurt, Weiden, Bamberg und Landshut (Regionen ohne bekannten PFAS-Eintrag) gegenübergestellt. Je Region wurden 160 Blutproben auf neun verschiedene PFAS untersucht, insgesamt waren es 1.280 Blutproben. Im Rahmen des One-Health-Ansatzes wurden zusätzlich unter anderem Trinkwasser sowie lokal produzierte Lebens- und Futtermittelproben wie z. B. Hühnereier, Honig oder Gerste auf PFAS beprobt, um Rückschlüsse auf mögliche Belastungsquellen für Menschen ziehen zu können.

Bei den Blutproben aus den acht Regionen lagen die Mediane der gemessenen PFOS- und PFOA-Gehalte deutlich unter dem jeweiligen Vorsorge- oder Zielwert der Humanbiomonitoring-Kommission am Umweltbundesamt (HBM-I-Wert). Für PFOS wurden die entsprechenden Maßnahmenwerte (HBM-II-Werte) lediglich bei sechs Proben aus drei Regionen mit bekanntem PFAS-Eintrag sowie aus einer Region ohne bekanntem PFAS-Eintrag überschritten. Für PFOA war eine Überschreitung nur bei zwei der Proben aus einer Region mit bekanntem PFAS-Eintrag feststellbar. Die übrigen Stoffe lagen in allen Blutproben entweder unter der Bestimmungsgrenze oder waren nur in sehr geringen Konzentrationen nachweisbar.

Im Trinkwasser ergaben sich beim LGL-Monitoring lediglich in einem Gebiet ohne bekanntem PFAS-Eintrag Nachweise von PFAS. Diese gemessenen Gehalte lagen jedoch meist nur knapp über der analytischen Bestimmungsgrenze und damit sowohl weit unter den toxikologisch begründeten Trinkwasserleitwerten des Umweltbundesamtes, als auch unter den ab Januar 2026 in der EU bzw. ab 2028 zusätzlich in Deutschland geltenden Grenzwerten für PFAS in Trinkwasser.

Auch Schweinefleisch wurde auf PFAS untersucht

In den Zufallsstichproben regionaler Lebensmittel konnte das LGL lediglich in zwei Proben Schweinefleisch aus zwei Regionen (eine Region mit und eine Region ohne bekannten PFAS-Eintrag) jeweils geringe Gehalte an Perfluorbutansäure (PFBA) bestimmen. Da diese Substanz wesentlich schneller wieder aus dem menschlichen Körper ausgeschieden wird als zum Beispiel PFOA oder PFOS, wäre nach derzeitiger Datenlage auch im Falle eines Verzehrs des beprobten Fleisches keine negative Wirkung auf die Gesundheit zu erwarten.
Bei weiteren sieben Proben wies das LGL Gehalte an unterschiedlichen PFAS nach, die jedoch so gering waren, dass ein genauer Wert nicht mit ausreichender Sicherheit angegeben werden konnte.
Die in den untersuchten Futtermitteln nachgewiesenen PFAS-Gehalte unterschieden sich zwischen den Regionen kaum und sind insgesamt als niedrig anzusehen.

Fazit des Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: „Für die Bevölkerung in allen untersuchten Regionen kann eine flächendeckende Aufnahme von PFAS über Trinkwasser oder Lebensmittel ausgeschlossen werden“.
(Quelle: Pressemitteilung Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit / Beitragsbild: Symbolfoto re)

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