Tiere in Gefahrensituationen bringen, um sie dann heldenhaft zu retten: Videos solcher inszenierten Rettungen (Fake-Rescues) erreichen in den sozialen Netzwerken eine Reichweite im Milliardenbereich. Der Welttierschutzgesellschaft e.V. (WTG) hat nun im Bündnis mit der Social Media Animal Cruelty Coalition (SMACC) die erste umfassende Analyse dieser Form von Tierleid auf Social Media veröffentlicht. Der Bericht mit dem Titel „Betrug auf Kosten der Tiere: Inszenierte Tierrettungen (Fake-Rescues) auf Social Media“ deckt auf Basis einer Analyse von mehr als 600 Videos auf Facebook, TikTok, YouTube und weiteren sozialen Netzwerken die verschiedenen Formen von Fake-Rescues auf und gibt Tipps, wie Nutzer inszenierte von echten Tierrettungen unterscheiden.
„Fake-Rescues sind eine besonders perfide Form von Tierleid in den sozialen Netzwerken, weil Tiere massiv gequält werden, damit eine Rettung inszeniert werden kann: Da gibt es Videos von Kätzchen, die verwahrlost waren und misshandelt wurden, von Welpen, die in Plastiktüten oder Klebeband eingeschnürt wurden, oder von Affen, denen unter Schmerzen zuvor aufgeklebte Gegenstände entfernt werden .“Das ist massives Tierleid nur für Likes und Reichweite“, sagt Wiebke Plasse, Leiterin Kommunikation bei der Welttierschutzgesellschaft, die an dem Bericht mitgewirkt hat.
Die verschiedenen Formen inszenierter Rettungen
Ein Rechercheteam des globalen Bündnisses, das aktuell 29 Tierschutzorganisationen umfasst, hat für den neuen Bericht über drei Monate Videos von inszenierten Tierrettungen dokumentiert und analysiert. Anhand einer Checkliste konnte bestätigt werden, dass alle Videos inszeniert waren. Insgesamt wurden neun unterschiedliche Formen von inszenierten Rettungen ermittelt, die sich in drei große Themenblöcke gliedern lassen:
- Tiere werden in Gefahrensituationen gebracht, um dann gerettet zu werden: darunter vermeintlich verlassen aufgefundene oder begrabene Tiere, außerdem Tiere, die gefangen waren bzw. feststeckten, etwa in Plastiktüten oder mit den Gliedmaßen verschnürt, sowie Tiere kurz vor dem Ertrinken.
- Tiere werden in unrealistischen Szenarien gefilmt: Tiere, die vor einem Angriff durch andere Tiere gerettet wurden, wobei oftmals Tiere aufeinandertreffen, die sich in freier Wildbahn niemals begegnen würden.
- Vermeintliche tiermedizinische Behandlungen: Tiere werden in unprofessioneller Weise behandelt oder „wiederbelebt”; weitere Videos zeigen, wie Tiere von unnatürlich vielen Parasiten befallen sind.
Die Beispiele belegen, dass inszenierte Rettungsvideos enormes Tierleid verursachen, erläutert Wiebke Plasse. „Auch Tierärzte haben die Videos für den Bericht umfassend analysiert und konnten feststellen, dass die Tiere durch die Inszenierungen schmerzhafte, physisch schädliche und traumatische Erfahrungen erleiden müssen, die bis zum Tod führen können. Die Qualen, die die Erstellenden von Fake-Rescue-Inhalten den Tieren zufügen, um sich als ihre Retter darzustellen, kennen kaum Grenzen.“
Hilfe beim Erkennen von Fake-Rescues
Allein für die 605 untersuchten Videos wurde eine Social-Media-Reichweite von mehr als 500 Millionen Aufrufen ermittelt. Laut Plasse ist es wichtig, den Videos ihre enorme Reichweite zu entziehen, um dieser neuen Form des Tierleids auf Social Media ein Ende zu bereiten. Doch das sei eine große Herausforderung: „Die Inhalte sind beliebt, weil es Nutzer oftmals schwerfällt, die Inszenierung zu erkennen. Mit Likes, Kommentaren und dem Teilen unterstützen viele leider ungewollt das Geschäft der Erstellenden”, so Plasse. Zum einen sei endlich konsequentes Handeln der sozialen Netzwerke wichtig: Die Moderationsteams müssen inszenierte Rettungsvideos erkennen und konsequent löschen. Zum anderen gilt es, das Wissen der Nutzer bei der Erkennung von Fake-Rescues zu stärken. Zu diesem Zweck definiert der aktuelle SMACC-Bericht drei Schritte (A-R-E), um einen Inhalt auf Echtheit zu überprüfen: dessen Authentizität prüfen, einen Realitätscheck durchführen sowie auf die Form der Erstellung achten. Konkrete Fragestellungen, die Nutzer entlang dieser drei Schritte helfen, hat die Welttierschutzgesellschaft in einem Leitfaden zusammengestellt.
(Quelle. Pressemitteilung Welttierschutzgesellschaft / Beitragsbild: Symbolfoto re)
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