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Vom Aussterben bedroht: Igel jetzt auf der internationalen Roten Liste

Igel frisst aus Fressnapf. Foto: re

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

29. Oktober 2024

Lesezeit: 3 Minute(n)

Hilpoltstein / Bayern – Erstmals gilt der westeuropäische Igel laut der internationalen Roten Liste als „potenziell gefährdet“. Das geht aus der neusten Version der Schutzliste hervor, welche die Weltnaturschutzunion IUCN am gestrigen Montag (28.10.2024)  veröffentlicht hat. Laut Angaben der Organisation sind die Bestände in mehr als der Hälfte der Länder, in denen er lebt, zurückgegangenen – darunter auch Deutschland und insbesondere Bayern.

„Die Einstufung des westeuropäischen Igels als potenziell gefährdet zeigt, dass der Rückgang der Arten nicht nur tropische Wälder und Korallenriffe betrifft, sondern auch unsere heimischen Gärten. Jeder kann einen Beitrag leisten, um den Igel und die Biodiversität vor unserer Haustür zu schützen“, erklärt Dr. Norbert Schäffer, Vorsitzender des bayerischen Naturschutzverbands LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz). Verschiedene Faktoren wie das Insektensterben, die Versiegelung von Grünflächen, das Sprühen von Gift oder der Einsatz von Mährobotern in der Dämmerung machen dem Igel bei uns zu schaffen. Auch die Klimakrise mit extremen Bedingungen wie anhaltender Trockenheit und starkem Regen würden die Art gefährden. Der LBV setzt sich im Rahmen des Projekts „Igel in Bayern“ bereits seit zehn Jahren für den Schutz der kleinen Säugetiere ein und gibt Tipps, um dem Igel zu helfen.

Versteckmöglichkeiten bieten

Laub- und Reisighaufen, große Steine oder dichte Büsche sind bei den stacheligen Gartenbewohnern beliebte Unterschlupfe. Außerdem sind diese für viele andere Tiere hilfreich. Auch ein Quartier aus Steinen oder Ästen sowie ein selbstgebautes oder gekauftes Igelhaus dient als nützlicher Unterschlupf. Auf große Aufräumaktionen sollten Gartenbesitzende ab jetzt verzichten, damit die Igel nicht unnötig gestört werden, erwachen und umherirren.

Vorsicht mit Werkzeugen und Mährobotern

Noch bis in den November bereiten sich Igel auf den Winterschlaf vor. Abends und nachts sind sie in Gärten auf Nahrungssuche. Der LBV rät daher dringlich, Mähroboter nicht nach Einbruch der Dämmerung arbeiten zu lassen. Bei einer Begegnung mit dem Mähroboter ziehen sich Igel oft tödliche Verletzungen zu. Der LBV setzt sich deshalb auch für ein Nachtfahrverbot von Mährobotern ein. In der aktuellen Überarbeitung des Bundestierschutzgesetzes, die bis Ende Oktober abgeschlossen sein soll, ist ein nächtliches Fahrverbot für Mähroboter vorgesehen. Der LBV sieht jedoch Verbesserungsbedarf, da die vorgeschlagene Regelung ein potenzielles Schlupfloch für den nächtlichen Einsatz der Geräte lassen könnte.

Auf Gift im Garten verzichten

Chemische Dünger, Insektizide, Pestizide und Schneckenkorn sind im igelfreundlichen Garten tabu. Käfer, deren Larven und Schnecken sind wichtige Nahrungsquellen für den Igel. Somit kann er vermeintliche Schädlinge auf natürliche Weise in Schach halten. Der Einsatz von Giften, egal ob chemisch oder biologisch, ist ein beträchtlicher Eingriff ins empfindliche Ökosystem, das sich in einem naturnahen Garten größtenteils selbst reguliert.

Igelfreundlich pflanzen

Ein igelfreundlicher Garten ist reich an Strukturen wie Blumenwiesen, Hecken und Stauden. Ideal ist auch eine kleine wilde Ecke im Garten, in der die Natur wachsen darf und zum Beispiel ein Dickicht bilden kann. Dort findet der Igel Nahrung, Versteckmöglichkeiten und Nistmaterial.

Dem Igel Eintritt gewähren

Der beste Naturgarten nützt den Igeln und anderen Tieren nichts, wenn sie ihn nicht betreten können. Abhilfe schafft bereits ein etwa zehn mal zehn Zentimeter großer Durchgang in Bodennähe. So kann der Igel ohne Probleme den Garten betreten und wieder verlassen. Sein Revier, in dem er genug Nahrung findet, erstreckt sich nämlich oft über mehrere Gärten.

Igel für die Wissenschaft melden

Nur eine langjährige Datensammlung kann zeigen, wie Igel in unserer modernen Landschaft mit all ihren Veränderungen zurechtkommen. Der LBV ruft deshalb bereits seit zehn Jahren alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, ihre Igel-Beobachtungen zu melden. Jeder lebendige oder tote Igel kann online gemeldet werden. Seit diesem Jahr fließen die Daten auch in ein bundesweites Meldeprojekt ein in dessen Rahmen der LBV mit der Deutschen Wildtierstiftung, NABU|naturgucker und weiteren Partnern zusammenarbeitet.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)

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