Rosenheim – Rund 700 Interessierte nahmen am 7. Rosenheimer Suchthilfetag am gestrigen MIttwoch (20.112024) im Kultur- und Konkresszentrum teil. Dabei ging es auch um die Frage, ob die Teil-Legalisierung von Cannabis nun als positiv oder negativ zu werten ist.
Das Interesse am 7. Rosenheimer Suchthilfetag stieß auf großes Interresse: Rund 700 Besucher nahmen an der Veranstaltung im Kultur-und Kongresszentrum teil. Fotos: Benjamin Grünbichler
Die Veranstaltung, wurde von neon Prävention und Suchthilfe, der Anthojo Unternehmensgruppe und dem kbo-Inn-Salzach-Klinikum organisiert. Ludwig Binder, Gründer und Geschäftsführer von neon widmete sich in seinem Vortrag der aktuellen Debatte um die Legalisierung von Cannabis. Binder stellte dar, dass die seit 8 Monaten geltende Teil-Legalisierung zwar auch neue Probleme schafft, insgesamt aber dennoch die bessere Alternative zu einem kompletten Verbot darstellt.
„Eine humane Suchtpolitik muss immer das große Ganze im Blick haben – von Prävention über Therapie bis zur Aufklärung. Alles andere ist nur Stückwerk,“ so Binder. Aus Sicht der Suchthilfe sollte deshalb als nächster Schritt auch die Etablierung lizenzierter Fachgeschäfte für ein staatliches Verkaufsmonopol von Cannabis an Erwachsene angegangen werden.
Einsatz psychedelischer Substanzen in der Psychotherapie
Professor Dr. Henrik Jungaberle reiste extra aus Berlin an, um über die neuesten Forschungsergebnisse zum Nutzen psychedelischer Substanzen wie Psilocybin in der Behandlung von Depressionen und Angststörungen zu sprechen. In seinem wissenschaftlich fundierten Vortrag eröffnete er neue Perspektiven für den therapeutischen Einsatz dieser Substanzen, die nach langer Stigmatisierung wieder an Bedeutung gewinnen würden. Die ersten Studienergebnisse würden große Hoffnung machen, zukünftig schwer Erkrankten mit diesen neuen Medikamenten helfen zu können.
Suchtgefahr durch Broker-Apps
Dietmar Jazbinsek, freier Journalist, beleuchtete in seinem Vortrag die perfiden Methoden, mit denen moderne Broker-Apps zur Aktienspekulation gezielt junge Menschen ansprechen und süchtig machen. „Viele dieser Apps locken mit schnellen Gewinnen, verschweigen aber die hohen Risiken. Am Ende verlieren vor allem junge Menschen nicht nur Geld, sondern auch ihre Selbstkontrolle,“ so Jazbinsek. Sein Vortrag regte zu intensiven Diskussionen über Regulierungen und Aufklärungskampagnen an.
Positive Resonanz und Austausch auf Augenhöhe
Die Veranstaltung bot nicht nur weitere hochkarätige Vorträge, sondern auch zahlreiche Möglichkeiten für Vernetzung und Austausch zwischen den anwesenden Fachkräften. Die Veranstalter zeigten sich begeistert von der großen Resonanz. „Wir freuen uns, dass der Suchthilfetag in Rosenheim einmal mehr ein so breites Publikum anzieht und als Plattform für den interdisziplinären Dialog genutzt wird,“ so Ludwig Binder. Der nächste Suchthilfetag für das Jahr 2026 ist bereits in Planung und soll erneut ein Forum für die drängendsten Fragen und Herausforderungen im Bereich der Suchthilfe bieten.
(Quelle: Artikel: Benjamin Grünbichler / Beitragsbild: Copyright Benjamin Grünbichler)
0 Kommentare