Rosenheim – Die „Titanic“ ankert in Rosenheim. Am Freitag, 14. März eröffnet die neue Ausstellung im Lokschuppen. Beim Presserundgang am heutigen Mittwoch (12.3.2025) gab es einen Einblick, was die Besucher an exklusiven Exponaten und emotionalen Geschichten rund um den legendären Luxusliner erwartet.
Musikalische Einstimmung
Audio-PlayerDas „White Star Lin“ Quintet“ begrüßte die Pressevertreter musikalisch und spielte dabei auch auf einem Klavier, das einst au dem Schwesterschiff der Titanic zum Einsatz gekommen ist.
Jennifer Morscheiser, Leiterin des Ausstellungszentrum Lokschuppen, begrüßte die Pressevertreter passend in Kleidung zu Zeiten der Titanic und neben dem original Klavier des Schwesterschiffs Olympic. Fotos: Innpuls.me
Am 14. April 1912 gegen 23.45 Uhr kollidierte die „Titanic“ rund 550 Kilometer südöstlich von Neufundland mit einem Eisberg. In etwas mehr als zweieinhalb Stunden sank das riesige Schiff und riss 1514 Menschen mit in den Tod.
Auch über 100 Jahre später fasziniert diese Schiffs-Tragödie Menschen auf der ganzen Welt und wurde auch schon einige Male erfolgreich verfilmt. Eine wichtige Rolle spielt dabei immer das kleine Schiffsorchester der Titanic. Es soll beim Untergang bis zuletzt gespielt haben. Erinnerungen an diese Szenen wurden beim heutigen Presserundgang wach. Denn zu Beginn gab es Musik vom „White Star Line Quintet“ inmitten der Ausstellung. Das Besondere: das Steinway-Klavier, auf dem gespielt wurde, stammt aus dem à la carte Restaurant des Schwesternschiffs der Titanic, der RMS Olympic. Es ist fast identisch mit dem Klavier, das mit der Titanic unterging.
Der Besitzer dieser Uhr überlebte das Unglück nicht. Die Zeiger blieben stehen, als das Schiff in den Fluten versank.
Besonders nah ging dieser besondere Empfang Joan Randall. Sie ist die Tochter einer der 712 Menschen, die den Untergang der Titanic überlebt haben. Zur Eröffnung der Ausstellung „Titanic – Ihre Zeit. Ihr Schicksal. Ihr Mythos“ ist sie extra von Amerika nach Rosenheim gereist. Mit im Gepäck hatte sie einige Leihgaben, darunter eine Brosche und eine Kette mit einem kleinen Anhänger mit dem Bild ihrer Großmutter – Gegenstände, die mit dabei waren auf der Titanic. „Als ich das Orchester hier jetzt hörte und spielen sah, war mir, als würde ich meine Mutter sehen, wie sie damals die Titanic erlebt hat“, erzählte sie sichtlich bewegt.
Joan Randalls Mutter war gerade mal 4 Jahre alt, als sie zusammen mit ihren Eltern die Reise mit der Titanic antrat. Grund für ihre Reise: Der 1. Weltkrieg warf bereits seine Schatten voraus. „Meine Familie stammte aus Österreich und Deutschland und wollte dem Krieg auf diese Weise entkommen“, erzählte Joan Randall und meinte dann nachdenklich, dass sie leider aktuell wieder Parallelen zu der damaligen Zeit sehe – die Angst vor einem Krieg sei bei ihr wieder da.
Parallelen zur heutigen Zeit finden sich in der Titanic-Ausstellung im Rosenheimer Lokschuppen immer wieder. Technik und Verkehr entwickelten sich zu Zeiten der Titanic rasant weiter. „Das ist bei uns heute wieder ganz ähnlich“, meint Dr. Jennifer Morscheiser, Leiterin des Ausstellungszentrums Lokschuppen. Sie hatte sich extra für den Pressetermin passend zur damaligen Zeit gekleidet.
Beim Aufgang in das Obergeschoss der Ausstellung fühlt man sich fast wie auf der original Titanic.
Die Ausstellung wurde mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Die Besucher erwarten viele emotionale Geschichten und Schicksale von Passagieren und Crewmitgliedern der Titanic. Anschaulich dargestellt wird aber auch, wie das Leben an Bord sowohl für die Luxusgäste in der 1. Klasse als auch für das einfache Volk in den Klassen darunter war.
Die Kuratoren der Ausstellung, Günter Bäbler, Vorstand und Mitgründer des Titanic-Vereins Schweiz, Siebo Heinken, Autor, Redakteur und Podcaster und Dr. Peter Miesbeck, ehemaliger Leiter des Ausstellungszentrums Lokschuppen, tauchten im vergangenen Jahr tief in die Geschichte des legendären Schiffs ein. Dabei beschäftigten sie auch viel mit dem genauen Ablauf des Untergangs und mit der Frage, wer nun letztendlich schuld daran ist, dass es nur so wenig Überlebende gab.
Die Kuratoren führten in die Ausstellung ein.
Einer der Höhepunkte der Ausstellung ist eine poetisch-immersiv inszenierte Video-Projektion, bei der die Besucher selbst in einem Rettungsboot sitzen, umgeben von projiziertem Eiswasser und von dieser Perspektive aus den Untergang der Titanic in einer mondlosen, dunklen, aber klaren Nacht miterleben. Wie kalt und lebensgefährlich das Wasser wirklich war, lässt sich danach mit einem Griff in ein -1,8 Grad kaltes Wasserbecken ebenfalls hautnah miterleben.
Das „White Star LIne“-Quintett stimmte musikalisch ein.
Doch nicht nur der Erlebnisfaktor wird groß geschrieben bei der neuen Lokschuppen-Ausstellung. Gezeigt werden über 300 handverlesene Exponate. Ein Großteil davon stammt original von der Titanic, ihrem Schwesternschiff der Olympic oder aus deren Ära. Dabei sind es oftmals auch die von ihrer äußeren Erscheinung her eher unspektakulären Dinge, die besonders bewegende Geschichten zu erzählen haben, wie eine Taschenuhr, die genau zum Zeitpunkt des Untergangs stehengeblieben ist. Ihr einstiger Besitzer wurde nach dem Schiffsunglück tot geborgen.
Noch nie ausgestellt wurde ein Rettungsgürtel von der Titanic, den ein Überlebender im Rettungsboot getragen hatte und der erst vor kurzem der Titanic zugeordnet werden konnte. Ebenfalls herausragend sind die Originalbaupläne der Titanic, die der Lokschuppen exklusiv aus Irland erhalten hat.
Für Florian Englert, Geschäftsführer der Veranstaltungs- und Kongress GmbH Rosenheim, steht die „Titanic“ für viel mehr als eine tragische Schiffsreise. „Sie verkörpert den unerschütterlichen Glauben an den Fortschritt, aber auch an die Zerbrechlichkeit menschlicher Pläne. Ihre Geschichte ist ein zeitloses Symbol für Innovation, Ambition und die Tragik des Scheiterns“, sagte er bei dem Pressetermin.
Die Gesamtinvestition in die Titanic-Ausstellung beträgt knapp 3 Millionen Euro. „Als kommunaler Betrieb ist es unser Ziel, diese Ausgaben zu fast 90 Prozent durch die Ausstellungsgäste zu refinanzieren“, so Englert weiter. Sein Wunschziel deshalb: mindestens 185.000 Besucher.
Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 6. Januar. Begleitend sind wieder eine ganze Reihe von Events geplant, beispielsweise „Die Nacht des Untergangs“ am Montag, 14. April, ab 19 Uhr im Ausstellungszentrum Lokschuppen, bei dem die Besucher genau 113 Jahre nach der Schiffstragödie den Untergang in Echtzeit miterleben können – inklusive Konzert des „The White Star Line Quintet“ , Lesung und Mitternachtssuppe.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild; Fotos: Karin Wunsam, Josefa Staudhammer)
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