Aising / Landratsamt Rosenheim – Bereits in Kürze könnte der „Alte Wirt“ im Rosenheimer Stadtteil Aising abgerissen werden. Das machten Josef Lausch und Jacob Buys von den Freien Wählern Rosenheim Land mittels Video-Beitrag auf Social-Media öffentlich und sorgten damit für Wirbel. Denn viele Anwohner sind gegen diese Maßnahme. Und auch eine Landtagspetition war einstimmig für den Erhalt.
Der „Alte Wirt“ in Aising blickt auf eine lange Geschichte zurück. 1838 wurde er aus Tuffstein aus Brannenburg und Backsteinziegeln erbaut, so wie drei Bauernhäuser in unmittelbarer Nähe. Diesen besonderen Baustil brachten italienische Gastarbeiter im 19. Jahrhundert in den Alpenraum, heute bekannt unter dem Begriff „Itaker-Bauten“.
Einer der „Itakter-Höfe“ in Aising wurde bereits abgerissen und durch ein Mehrfamilienhaus ersetzt. die beiden anderen sind denkmalgeschützt.
Der „Alte Wirt“ wurde dagegen nicht als Fall für den Denkmalschutz gesehen, wie die Stadt Rosenheim im August 2024 mitteilte (wir berichteten).
Das bedeutet, das Gebäude darf abgerissen werden, wie von einem Teil der Aisinger auch begrüßt wird. Es gibt aber auch viele Gegner dieses Plans, dazu zählt die IG Rosenheim Süd. Sie hat bis zuletzt alles daran gesetzt, dies noch zu verhindern. Mitte Dezember wurde noch einmal ein Anlauf für den Erhalt unternommen mit einem Treffen mit den Bauherren, den Planern sowie Vertretern aus der Politik und Experten auf dem Gebiet der Denkmalpflege (wir berichteten).
Von Erfolg gekrönt war wohl auch dieser Versuch nicht, ebenso wenig wie eine Petition der IIG Rosenheim Süd zum Erhalt des ehemaligen Gasthauses, die Anfang April 2025 im Landtagsausschuss für Wissenschaft und Kunst. behandelt und einstimmig positiv beschieden wurde.
Ausräumen hat beim „Alten Wirt“ bereits begonnen
Denn aktuell hat augenscheinlich bereits das Ausräumen begonnen. Bei den Freien Wählern Rosenheim Land geht man davon aus, dass die Abrissarbeiten kurz bevor stehen. „Auch wenn der Landrat der Petition zugestimmt hat, kann er nur eine Empfehlung abgeben“, weißt Jacob Buys, Vorsitzender der JFW Rosenheim-Land und stellvertretender Bezirksvorsitzender der JFW Oberbayern.
Die Chancen, den Abriss jetzt noch zu verhindern, schätzt auch er deswegen als sehr gering ein. „Ich befürchte, das große Aufwachen in Aising kommt noch, nämlich dann, wenn allen klar wir, was diese Baumaßnahme wirklich bedeutet“, sagt er im Gespräch mit Innpuls.me. Nach Meinung von Buys hat. der geplante Neubau schwerwiegende Folgen für das Ortsbild und die Dorfgemeinschaft. „Bei den geplanten Neubauwohnungen ist zu erwarten, dass diese hochpreisig vermietet werden und somit nicht den Wohnraumbedarf der Einheimischen decken, sondern zu weiteren Zuzug von ortsfremden Gutverdienen führen, was die Preise in die Höhe treibt und die Situation auf dem örtlichen Wohnungsmarkt für Einheimische noch weiter verschlechtert“, gibt er zu bedenken. In dem geplanten Supermarkt sieht er eine „Konkurrenz für traditionelle Familienbetriebe“, wie die Bäckereien Mooslechner und Meier. Ein Bedarf sei nicht gegeben, da für größere Einkäufe nicht weit entfernt bereits andere Supermärkte zur Verfügung stehen würden. Und auch die in Aussicht gestellte neue Gaststätte in diesem Bereich, macht die Lage für ihn und seine Mitstreiter nicht besser. „Die neugeplante Gaststätte halte ich für eine Beruhigungspille, um die Bevölkerung vor Ort zu besänftigen“, meint er. Eine Gaststäte mit Biergarten lasse sich nicht mit Mietern vereinbaren, welche viel Geld für ihre Wohnung bezahlen. Eine Klage wegen Lärmbelästigung und eine eingeschränkte gastronomische Nutzung sei hier die logische Konsequenz.
Dieses Video der Freien Wähler Rosenheim Land kursiert derzeit auf Social-Media.
Die Stadt Rosenheim erinnert Buys an einen Stadtratsbeschluss aus dem Jahr 2021, in dem sich Stadt und Stadtrat für den Erhalt der dörflichen Strukturen im Rosenheimer Ortsteilen ausgesprochen habe. Einzig sie hätten nun noch mit dem Erlass einer Veränderungssperre hätten jetzt noch die Möglichkeit, den „Alten Wirt“ zu retten.
(Quelle: Artikel: Karin Wusnam / Beitragsbild: Archiv Innpuls.me)


Das bayerische Denkmalschutzgesetz wird derzeit novelliert. Neu aufgenommen wird das Kriterium „ortsbildprägende Bedeutung“. Das Gesetz tritt voraussichtlich Mitte des Jahres in Kraft. Damit könnte der „Alte Wirt“ nachqualifiziert und in die Denkmalliste aufgenommen werden und der Eigentümer würde finanziell entschädigt. Die Stadt könnte im Hinblick darauf eine Veränderungssperre aussprechen. Darauf wird sogar im Hinblick auf die Zielsetzung des laufenden ISEK-Verfahrens verzichtet, im Stadtentwicklungs- und Baugenehmigungsausschuss vom 21.10.2021 formuliert: „Die Ortsteile Aising, Pang, Happing… sollen sich als lebendige Quartiere mit eigenständigen Strukturen weiterentwickeln. Dazu gehört der Erhalt, Pflege und Förderung von Dorfmittelpunkten, Freizeitangeboten, Gastwirtschaften und „“sozialen Räumen“ als Begegnungsort, welche die Identität und Verbundenheit mit dem Dorf und die Integration aller Bevölkerungsgruppen fördern…ff.
Ein ISEK entsteht unter Beteiligung der Öffentlichkeit. Für die Ortsteile können gesonderte Beteiligungen durchgeführt werden.“
Kosten für ISEK: ca. 530.000 €, Förderung durch Bund und Land Bayern ca. 60%, alles Steuergeld!
Die Eigentümerin des „Alten Wirts“ schaffen vollendete Tatsachen, der Investor freut sich, die Stadt schaut zu und die Bürger*innen dürfen gespannt sein, was ihnen „serviert“ wird, ohne Bürgerbeteiligung.