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Rosenheimer Kleinkunsttage starten mit kontrastreichem Auftakt

Fenzl und Jörg Herwegh auf der Bühne im Rosenheimer Lokschuppen. Fotomontage: Innpuls.me

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

11. Oktober 2025

Lesezeit: 2 Minute(n)

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Rosenheim – Ein volles Haus, vertraute Gesichter und eine besondere Nähe zwischen Künstlern und Publikum: Mit Jörg Herwegh und dem Rosenheimer Musiker Fenzl sind am Freitagabend (10.10.2025) die 39. Rosenheimer Kleinkunsttage im Rosenheimer Lokschuppen eröffnet worden. Der Auftakt zeigte einmal mehr, warum dieses Festival seit Jahrzehnten fester Bestandteil des Rosenheimer Kulturlebens ist – und dass die Qualität der Kunst durch den kleinen Rahmen keineswegs geschmälert wird.

Jörg Herwegh bei den Rosenheimer Kleinkunsttagen 2025. Foto: Innpuls.,me

Jörg Herwegh nahm sich bei seinem Auftritt im Rosenheimer Lokschuppen vor allem der Smartphone-Fotograife an. Fotos: Innpuls.me

„Kunstgenuss und gesellschaftliches Engagement gehen hier Hand in Hand“, betonte Rosenheims Dritte Bürgermeisterin Gabriele Leicht in ihren Grußworten. Der Erlös der Veranstaltungsreihe fließt wie jedes Jahr in Projekte der Jugendarbeit. Auch sie hob die familiäre Atmosphäre hervor, die den Kleinkunsttagen ihren besonderen Charme verleiht: Viele Besucher kennen sich seit Jahren, sitzen auf denselben Plätzen und treffen sich nach den Vorstellungen im Lokschuppen-Café zum Ratsch mit den Künstlern.

Jörg Herwegh: Zwischen Philosophie und Smartphone-Satire

Den Auftakt machte der Theatermacher Jörg Herwegh mit Auszügen aus seinem aktuellen Programm „Der Deppenflüsterer“. Der erfahrene Schauspieler und Regisseur, der seit über 40 Jahren auf Bayerns Bühnen steht, philosophierte darin über die Entwicklung der Menschheit – und besonders über ihre mediale Selbstverliebtheit.

Ausführlich widmete sich Herwegh der Fotografie im Zeitalter von Smartphones: Alles werde dokumentiert, geteilt und inszeniert. „Das Leben ist kein Feuerwerk – und die Realität keine Reality-Show“, bemerkte er pointiert. Seine ironischen Seitenhiebe auf den Selfie-Wahn sorgten für zustimmendes Lachen: So erinnerte er daran, dass weltweit mehr Menschen bei Selfie-Unfällen ums Leben kommen als durch Haiangriffe, und insbesondere das männliche Geschlecht davon betroffen sei-  ein Phänomen, das er trocken als „Machogrundleichtsinn“ bezeichnete.

Vom digitalen Narzissmus führte Herwegh seine Gedanken weiter zu Social Media, Modeauswüchsen und schließlich in die Politik. Er teilte aus – gegen Biden und Trump ebenso wie gegen CSU, Friedrich Merz und Markus Söder. Auch die Diskussion um das EU-Aus für „Veggie“-Wurst nahm er aufs Korn: Schließlich bedeute „Wurst“ ursprünglich nur „vermischt“ oder „gerollt“.

Ein klarer roter Faden war in seinem Programm allerdings schwer zu erkennen. Herwegh sprang zwischen Themen und Tonlagen, was manchen Zuhörer eher forderte als mitriss. Einige Pointen zündeten, andere verliefen leiser.

Liedermacher Fenzl am Kontrabass. Foto: Innpuls.me

Liedermacher Fenzl verstand es, sein Publikum zu unterhalten.

Nach der Pause wechselte die Stimmung spürbar. Michael Fenzl betrat die Bühne und brachte eine Leichtigkeit mit, die den Kopf befreite und die Herzen erreichte- ein unbeschwerter Kontrastpunkt zu Herweghs eher nachdenklicher und sprunghafter Themenfolge.

Fenzl: Authentisch und nah am Publikum

Der Rosenheimer Liedermacher, früher Bassist von Django 3000, bewies mit Songs aus seinem Soloprogramm „Ganz aloa“, dass er auch ohne Band für beste Stimmung sorgen kann. Sein Wiesn-Hit „Bierdringa“, mit dem er den Wettbewerb „A Liad fürd Wiesn“ der Stadt München gewonnen hatte, wurde natürlich mitgesungen.

Trotz leicht angeschlagener Stimme – die vielen Oktoberfest-Auftritte haben ihre Spuren hinterlassen– überzeugte Fenzl mit Spielfreude, Authentizität und großer Nähe zum Publikum. Bei Klassikern wie „Isabella Deluxe“, „Oiwai Easy Island“ und „Do Drobn“ hielt es kaum jemanden still auf den Stühlen. Als Zugabe interpretierte er Hubert Kahs „Sternenhimmel“ und Bruce Springsteens „I’m on Fire“ – ein schwungvoller Abschluss für einen kontrastreichen Abend.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild, Fotos: Karin Wunsam)

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